Sternenflut
?«
Wie gewöhnlich verströmte Vize-Captain Takkata-Jim makellose Höflichkeit. Seine anglische Aussprache war sogar nahezu perfekt, wenn er Oxywasser atmete. Ignacio Metz mußte unwillkürlich zufrieden lächeln. Er hatte ein besonderes Interesse an Takkata-Jim.
»Nein, Vize-Captain. Ich bin nur auf der Brücke vorbeigekommen, um zu hören, ob der Erkundungstrupp aufgetaucht ist.« »Er ist noch nicht da. Wir können nur warten.« Metz schnalzte mißbilligend. Er war bereits zu dem Schluß gekommen, daß Hikahis Team vernichtet worden sein müsse. »Na ja. Ich nehme nicht an, daß die Galactics bereits ein Verhandlungsangebot gemacht haben?«
Takkata-Jim schüttelte den großen, graugefleckten Kopf von links nach rechts.
»Bedauerlicherweise nein, Sir. Sie scheinen ein größeres Interesse daran zu haben, sich gegenseitig abzuschlachten. Alle paar Stunden, so scheint es, kommt eine neue Flotte in das Kthsemenee-System und stürzt sich sogleich ins Getümmel. Es wird wohl noch ein Weilchen vergehen, bevor jemand diplomatische Schritte unternimmt.« Dr. Metz runzelte angesichts dieser unlogischen Vorgehensweise die Stirn. Wenn die Galactics rational dächten, würden sie der Streaker gestatten, ihre Entdeckung an das Bibliotheks Institut zu übergeben, und damit fertig! Dann hätte jeder den gleichen Anteil daran! Aber die galaktische Zivilisation war bei Zwistigkeiten einiger als im Frieden. Und allzu viele wütende Arten verfügten über große Schiffe und Waffen. Da sind wir nun, dachte er, genau in der Mitte, und wir haben etwas, das sie alle wollen.
Dabei kann es sich nicht nur um diese Riesenflotte von alten Schiffen handeln. Es muß mehr dahinterstecken. Gillian Baskin und Tom Orley haben da draußen im Seichten Sternhaufen etwas gefunden, und ich frage mich, was es war. »Werden Sie wünschen, daß ich heute mit Ihnen zu Abend esse, Dr. Metz?« Metz blinzelte. Welcher Tag war heute? Ach ja. Mittwoch. »Selbstverständlich, Vize-Captain. Ihre Gesellschaft und Ihre Konversation würden mir, wie gewöhnlich, großes Vergnügen bereiten. Sagen wir, gegen sechs?«
»Neunzehn null-null wäre vielleicht besser, Sir. Dann endet mein Dienst.« »Also gut. Bis dann.«
Takkata-Jim nickte. Er drehte sich um und schwamm zurück auf seine Station.
Metz beobachtete den Fin befriedigt.
Er ist der beste von allen meinen Stenos, dachte er. Er weiß nicht, daß ich sein Pate bin – sein Gen-Vater. Aber ich bin nichtsdestoweniger stolz.
Alle Delphine an Bord waren aus Tursiops amicus-Material, aber einige hatten genetische Veredelungen vom Stenos bredanensis, dem Tiefwasserdelphin, welcher der Flaschennase, was die Intelligenz betraf, immer am nächsten gestanden hatte. Der wilde Bredanensis war bekannt für seine unersättliche Neugier und die rücksichtslose Mißachtung jeglicher Gefahr. Metz hatte die Bestrebungen, die DNS dieser Spezies dem Gen-Material der Neo-Fins hinzuzufügen, geleitet. Auf der Erde waren viele der neuen Stenos zu prächtigen Exemplaren geworden. Sie zeigten Tatkraft und individuelle Brillanz.
Aber sie standen auch in dem Ruf, ein rauhes Temperament zu haben, und in letzter Zeit war unter den menschlichen Küstenbewohnern auf der Erde ein leichter Widerwille aufgekommen. Es war ein hartes Stück Arbeit für Metz gewesen, den Rat davon zu überzeugen, daß es eine wichtige Geste sein würde, einige Stenos-Delphine mit verantwortungsvollen Positionen an Bord des ersten delphinbemannten Raumschiffes zu betrauen. Takkata-Jim war der Beweis seiner These. Er war von eiskalter Logik, steif und korrekt, er sprach fast nur Anglisch und so gut wie kein Trinär, und der Wal-Traum, der ältere Modelle wie Creideiki so sehr in seinem Bann hielt, schien ihn überhaupt nicht zu beeindrucken. Takkata-Jim war der menschenähnlichste Delphin, den Metz je kennengelernt hatte. Er beobachtete, wie der Vize-Captain die Brückenbesatzung führte – ohne die kleinen Keneenk-Parabeln, mit denen Creideiki ständig operierte, aber statt dessen mit anglischer Präzision und Knappheit. Kein einziges seiner Worte war verschwendet.
Tja, dachte Metz. Der bekommt ein gutes Zeugnis, wenn wir zu Hause sind.
»Doktor Metsss?«
Metz drehte sich um und schrak zurück, als er den mächtigen Delphin erblickte, der lautlos neben ihn geschwommen war.
»Wa--? Oh. K’tha-Jon. Sie haben mich erschreckt. Was kann ich für Sie tun?«
Ein wahrhaft riesenhafter Delphin grinste ihn an. Das stumpfe Maul, die Schattierung seines
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