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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Zwangsmaßnahmen gegen die Terraner sein. Die Erde würde sich vielleicht verteidigen können. Omnivarium und Hermes wahrscheinlich auch. Die Tymbrimi würden die Caanan-Kolonien schützen.
    Aber Planeten wie Calafia oder Atlast waren jetzt gewiß schon erobert. Sie waren Geiseln, seine Familie und alle, die er kannte. Und Toshio erkannte, daß er den Fins dafür die Schuld gab.
    Die nächste Welle mußte jetzt jeden Augenblick kommen. Toshio kümmerte das nicht.
    Trümmer trieben allenthalben umher. Toshio konnte den Metallhügel erkennen, nicht mehr als einen Kilometer weit entfernt. Es sah zumindest so aus, als sei es derselbe. Er konnte nicht sehen, ob gestrandete Delphine am Ufer lagen oder nicht.
    Ein großer Brocken trieb heran. Einen Augenblick später erkannte er, daß es Keepiru war. Wassertretend öffnete Toshio sein Helmvisier. »Na?« fragte er. »Bist du stolz auf dich?« Keepiru legte sich langsam auf die Seite und schaute Toshio mit einem dunklen Auge an. Die Wölbung an der Oberseite des Walkopfes, wo menschliche Manipulationen aus dem früheren Blasloch einen Vokalapparat gemacht hatten, gab ein langes, leises, gurrendes Geräusch von sich.
    Toshio vermochte nicht zu erkennen, ob es nicht nur ein Seufzer gewesen war. Ebensogut konnte es sich um eine Entschuldigung auf Primal gehandelt haben. Die bloße Möglichkeit reichte aus, ihn wütend werden zu lassen. »Hör auf mit dem Quatsch! Ich will nur eines wissen. Muß ich dich zum Schiff zurückschicken? Oder glaubst du, du kannst lange genug vernünftig bleiben, um mir zu helfen? Antworte mir auf anglisch, und ich rate dir, tu es ohne grammatische Fehler.«
    Keepiru stöhnte schmerzerfüllt. Einen Moment lang atmete er schwer, dann sprach er, langsam und leise. »Schicke mich nicht zurückk. Sie rufen immer noch um Hilfe! Ich werde tun, was du sagssst-t.«
    Toshio zögerte. »Okay. Du tauchst jetzt dem Schlitten nach. Wenn du ihn gefunden hast, legst du einen Atmer an. Ich will nicht, daß du durch Luftmangel behindert wirst, und außerdem brauchst du eine beständige Erinnerung. Danach bringst du den Schlitten dicht an die Insel heran – aber nicht zu dicht!« Keepiru schwenkte den Kopf in einer mächtigen Nickbewegung auf und ab. »Jawohl!« rief er. Mit einem Schlag seiner Schwanzflosse tauchte er unter. Toshio war es recht, daß Keepiru ihm das Denken überlassen hatte.
    Der Fin hätte es womöglich mit der Angst zu tun bekommen, wenn er begriffen hätte, was Toshio als nächstes plante. Bis zur Insel war es ein Kilometer. Es gab nur eine Möglichkeit, schnell dorthin zu gelangen und eine Klettertour über die steile, scharfkantige Metallkorallenoberfläche zu vermeiden. Noch einmal orientierte er sich, dann sagte ihm das Absinken des Wasserspiegels, daß die nächste Woge herankam. Diese vierte Woge schien bei weitem die sanfteste zu sein, aber er wußte, dieses Gefühl konnte trügerisch sein. Er war weit genug im Wasser, so daß die Welle wie eine sanfte Erhebung im Ozean auf ihn zukam, nicht wie ein schaumgekrönter Brecher. Er tauchte in den Wasserberg ein und schwamm ein Weilchen gegen die Bewegungsrichtung, bevor er wieder auftauchte. Er mußte es haargenau abschätzen. Wenn er zu weit zurückschwämme, würde er die Insel nicht erreichen, ehe das nächste Wellental käme und ihn wieder hinaus aufs offene Meer zöge. Wenn er direkt vor der Welle bliebe, würde er wie ein Surfer ohne Brett auf einem tückischen Brecher an den Strand reiten, mit Rückströmung und allem Drum und Dran. Aber es ging alles viel zu schnell. Er schwamm aus Leibeskräften, aber er konnte nicht feststellen, ob er nun hinter dem Wellenkamm angekommen war oder nicht. Dann zeigte ihm ein Blick, daß es zu spät war, noch irgend etwas zu ändern. Er warf sich herum und starrte auf den laubbedeckten Hügel, der vor ihm aufragte.
    Hundert Meter weit vor ihm begann die Welle zu brechen, aber der Steilhang fraß sie rasch auf, während der flache Grund die Kreiswelle zu einem gischtgekrönten Ungeheuer zerstieben ließ. Der Wellenkamm bewegte sich zurück, auf Toshio zu, noch während der Gischt am Strand hinaufleckte. Der Junge straffte sich, als die Wellenkrone ihn erreichte. Er war darauf vorbereitet, steil in die Tiefe zu schauen und dann nichts mehr zu sehen.
    Was er sah, war ein Katarakt aus weißem Schaum. Die Welle starb ab. Toshio schrie, um seine Gehörgänge offenzuhalten, und mit hastigen Schwimmbewegungen mühte er sich, auf dem Gipfel der brodelnden Flut aus

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