Sternenflut
Reaktionsgas, und mit ihren eigenen Kräften geizen sie. Seht nur, wie sie sich im Hintergrund halten, bereit, zu fliehen, wenn die Schlacht zu heftig toben sollte! Aber uns schicken sie in die Gefahr!«
»So haben sie es immer gehalten«, sagte der andere.
»Aber wenn die xappische Flotte hier in diesem unsinnigen Gefecht vernichtet wird, wer soll dann unsere drei winzigen Welten beschützen und unsere Rechte durchsetzen? «
»Sind dazu nicht unsere Patrone da?« Der ältere Leutnant wußte um seine Ironie. Er justierte die Schilde, um einen überraschenden Psionenangriff abzuwehren, ohne daß sich der Klang seiner Stimme veränderte.
Der junge Offizier würdigte diese Antwort keines Kommentars. Er knurrte: »Was haben uns diese Erdlinge überhaupt angetan? In welcher Weise bedrohen Sie unsere Patrone?« Ein sengender Strahl von einem Tandu-Kreuzer verfehlte um Haaresbreite den linken Flügel des kleinen xappischen Aufklärers. Der junge Leutnant jagte das Schiff durch ein wildes Ausweichmanöver. Der ältere beantwortete seine Frage, als sei nichts geschehen.
»Ich nehme an, du glaubst nicht daran, daß die Progenitoren zurückgekehrt sind?«
Der andere schnaubte nur, während er das Visier seiner Torpedos neu justierte.
»Treffend ausgedrückt. Auch ich bin der Meinung, daß dies nur ein Teil eines Programmes zur Vernichtung der Erdlinge ist. Die alten Patronatsrassen betrachten die Terraner als Bedrohung. Sie sind Wölflinge und deshalb gefährlich. Sie predigen revolutionäre Praktiken des Liftens, also sind sie noch gefährlicher. Sie sind Verbündete der Tymbrimi – ein nicht zu vergebender Frevel. Und sie missionieren – eine unverzeihliche Beleidigung.«
Der Aufklärer erbebte, als der Torpedo startete und Kurs auf den TanduZerstörer nahm. Sogleich beschleunigte das winzige Schiff mit höchsten Werten, um vom Schauplatz zu verschwinden.
»Nun, ich finde, wir sollten den Erdlingen einmal zuhören«, brüllte der junge Leutnant. »Wenn alle Klientenrassen der Galaxis auf einmal rebellieren...«
»Ist schon vorgekommen«, unterbrach der ältere. »Du mußt die Aufzeichnungen der Bibliothek studieren. Sechsmal in der Geschichte der Galaxis. Und zweimal mit Erfolg.«
»Nein! Und was ist dann passiert?«
»Was glaubst du? Die Klienten wurden zu Patronen für neue Spezies, und dann behandelten sie diese, wie man sie selbst vorher behandelt hatte.«
»Das glaube ich nicht! Das kann ich nicht glauben!
Der alte Leutnant seufzte. »Lies es nach.«
»Das werde ich auch tun! «
Aber er tat es nicht. Eine unentdeckte Unwahrscheinlichkeits-Mine lag auf ihrer Flugbahn. Der winzige Aufklärer verschwand auf pittoreske, wenngleich am Ende tödliche Weise aus der Galaxis.
21. Dennie und Toshio
Noch einmal überprüfte Dennie die Sprengladungen. Es war dunkel und eng hier unten zwischen den Wurzeln des Bohrbaumes.
Der Strahl ihres Helmscheinwerfers warf kontrastreiche Schatten in dem Gewirr der Wurzelfasern. »Bist du gleich fertig, Toshio?« rief sie nach oben. Er brachte seine Explosivladungen im oberen Bereich, nahe der Oberfläche des Metallhügels, an.
»Ja, Dennie. Wenn du fertig bist, geh schon mal nach unten. Ich komme dann gleich.«
Sie konnte seine in Schwimmflossen steckenden Füße über sich nicht mehr erkennen. Das enge, wassergefüllte Dickicht verzerrte seine Stimme. Es war eine Erleichterung, von hier verschwinden zu dürfen.
Vorsichtig bahnte sie sich ihren Weg nach unten. Immer wieder mußte sie Wellen der Klaustrophobie niederkämpfen. Freiwillig hätte Dennie eine solche Arbeit nie übernommen. Aber sie mußte getan werden, und die beiden Delphine waren von Natur aus dazu nicht qualifiziert. Auf halbem Wege nach unten verhakte sie sich an einer Ranke.
Sie kam nicht frei, als sie daran zerrte. Je heftiger sie um sich schlug, desto schlimmer verhedderte sie sich, und lebhaft erinnerte sie sich an Toshios Erzählung von dem Killertang. Fast hätte die Panik sie überwältigt, aber sie zwang sich, mit dem Strampeln aufzuhören, tief durchzuatmen und sich anzuschauen, was sie da gefangenhielt.
Es war nur eine abgestorbene Ranke, die sich um ihr Bein geschlungen hatte. Mit dem Messer ließ sie sich leicht zerteilen. Mit noch größerer Vorsicht setzte sie den Abstieg fort und gelangte schließlich erleichtert in die Grotte unter dem Metallhügel.
Keepiru und Sah’ot erwarteten sie unten. Schlauchförmige Atmer bedeckten ihre Blasmünder und schlangen sich um ihre Leiber. Das
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