Sternengötter
Die übelriechende Lösung wirkte auf seine Haut wie ein Peeling und verbesserte die Beweglichkeit seiner Greiflappen. Man musste allerdings die Augen geschlossen halten, wenn man darin untertauchte oder sich, wie er in diesem Moment, duschte. Einige Tropfen der prickelnden Flüssigkeit reinigten die Augen, aber zu viel konnte ihnen auch ernsthafte Schäden zufügen.
Ihm gegenüber lag der Hochgeborene Pyrrpallinda halb in das Bad getaucht da und hatte die vier Gliedmaßen seines herrschaftlichen Körpers in alle Richtungen ausgestreckt. Das war zwar keine würdevolle Position, aber außer Treappyn und Srinballa hielt sich hier sonst niemand auf, der ihn so sehen konnte. Angesichts der Besonderheit von Treappyns Bericht waren selbst die sonst anwesenden Diener aus dem königlichen Bad geschickt worden.
Srinballa sah ungewöhnlich zufrieden aus. »Dann kann man ihn umbringen.«
»Theoretisch schon.« Treappyn zögerte nicht, die Einschätzung des anderen Ratgebers zu bestätigen. »In der Praxis allerdings …« Er ließ den Satz unvollendet.
Doch Srinballa blieb hartnäckig. »Womit könnte eine derartige Tat denn verhindert werden, falls sich jemand dazu entschließen sollte?«
Treappyn reckte ein Unterarmpaar in die Höhe und strich sich damit erst über einen und dann über den anderen Fühler, wobei er diese nach vorn in Richtung seiner Augen neigte, um sie besser erreichen zu können. Er brauchte keinen Spiegel, um zu sehen, was er tat, da dies ein instinktives und uraltes dwarranisches Verhaltensmuster darstellte.
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie man ein Attentat auf ein Wesen, dass die Emotionen jeder Person in seiner direkten Umgebung spüren kann, indem es einfach ihre Absichten erkennt, ohne dabei Fühler zu besitzen, erfolgreich verüben kann. Außerdem ist der Alien, der sich selbst Flinx nennt, fast immer in Gesellschaft einer kleinen geflügelten Kreatur, die angeblich dasselbe kann und überdies die Fähigkeit besitzt, ein tödliches Gift zu spucken.« Treappyn rutschte seitlich unter dem Strahl weg und sah den anderen Ratgeber, der zwar deutlich älter war als er, aber keine größere Autorität besaß, ernst an.
»Das alles habe ich erfahren, während ich mich mit der Kreatur unterhalten und sie beobachtet habe. Vielleicht noch wichtiger ist, was ich nicht sehen konnte. Dieses Wesen besitzt zahlreiche wundersame Instrumente, mit denen es heilen kann. Es wäre töricht, davon auszugehen, dass es nicht ebenso fortschrittliche Mittel besitzt, um seine eigene Person zu verteidigen.«
»Warum sollten wir ihn überhaupt töten?« Pyrrpallinda wechselte in dem tiefen, rechteckigen Pool von der ausgestreckten in eine gehockte Stellung und gestattete es einem der winzigen Chouult, die in der säurehaltigen Heißwasserquelle lebten, seinen Unterkörper nach Parasiten abzusuchen und diese zu verspeisen. »Er hat uns nicht bedroht, sondern heilt die Verletzten und Kranken von Wullsakaa, ohne eine Bezahlung dafür zu erhalten.«
»Das ist so nicht ganz richtig, Hochgeborener.« Daraufhin berichtete Treappyn genau, wie die Gastgeber des Besuchers vorgingen, um die Geldbeutel der Bittsteller zu erleichtern.
Pyrrpallindas daraufhin ertönender Pfiff gab in gleichem Maße Gleichgültigkeit und leichte Bewunderung wider. »Schön für sie. Ich bin stets dafür, dass unsere Bürger etwas mehr Geschäftssinn beweisen. Und du sagst, der Fremde bekommt von diesem Geld nichts ab?«
»Nach allem, was ich aus Gesprächen mit anderen erfahren habe, vermute ich, dass er überhaupt nichts darüber weiß.« Treappyn rückte ein Stück näher an den Hochgeborenen heran und lehnte sich gegen die gekachelte Wand des Pools. »Nach meiner Unterhaltung mit ihm würde ich sogar davon ausgehen, dass er dieses Vorgehen missbilligen würde, sollte er je davon erfahren.«
Während er über diese unvorhergesehenen Staatsangelegenheiten, die ihm hier auf einmal unterbreitet wurden, nachdachte, kniff Pyrrpallinda die Augen zusammen. »So, was machen wir denn nun mit diesem Fremden, der uneingeladen in unserer Mitte aufgetaucht ist?«
»Wir könnten ihn umbringen«, schlug Srinballa vor, der diesen morbiden Gedankengang offenbar noch nicht beendet hatte, »und uns seine wundersamen Geräte aneignen.«
»Und was stellen wir dann damit an?« Pyrrpallinda wusste die Ratschläge des älteren Ratgebers meist zu schätzen, aber der Hochgeborene hatte das Gefühl, dass das in dieser Angelegenheit nicht unbedingt ratsam wäre.
Weitere Kostenlose Bücher