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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Stunden. Danach ist Geschwindigkeit von Gegengewicht zu groß und wir sind zu spät, um es zu stoppen.«
    Einen Moment lang herrschte lastendes Schweigen. Das sah nicht nach viel Zeit aus. Ich dachte an all die Dinge, die getan werden mussten, die geschehen mussten, wenn wir überleben wollten. In meiner Vorstellung war das wie eine hohe Leiter mit vielen Sprossen, von denen einige angebrochen und morsch waren.
    »Wir brauchen die Pläne der Rakete«, sagte der Kapitän.
    »Die kann ich zeichnen«, sagte der Wissenschaftler.
    »Mit so vielen Einzelheiten wie möglich, bitte. Ich will jeden Zoll von ihr kennen.«
    »Auch die Steuerkonsole«, sagte Shepherd. »Ich will jeden Knopf und jeden Schalter des Ablaufs für den Neustart sehen.«
    »Wir können ein Modell bauen«, schlug ich vor. »Wahrscheinlich haben wir genügend überflüssige Teile.«
    »Gut«, sagte der Kapitän.
    »Was ist mit der Luke?«, fragte Tobias. »Ist sie kompliziert?«
    Der Wissenschaftler überlegte blinzelnd. »Sechs Schrauben.«
    »Das ist wie bei der Frachtluke der Starclimber «, sagte ich. »An der können wir üben.«
    »Damit das klappt«, sagte Shepherd, »muss es ablaufen wie eine militärische Operation.«
    Kapitän Walken blickte ihn streng an. »Es wird ablaufen wie eine zivile Operation, und sie wird einwandfrei erledigt. Also, wir haben noch rund achtundvierzig Stunden, um zu üben. Sobald wir das Gegengewicht erreichen, werden wir bereit sein. Ich möchte, dass jeder möglichst schnell arbeitet. Jetzt gleich werden wir an der Frachtluke in Schichten mit zwei Mann üben. Mr Blanchard und Mr Cruse, ich möchte, dass Sie mit Dr. Turgenev an dem Modell der Steuerkonsole arbeiten. Dr. Turgenev, ich will wissen, welche Teile wir ersetzen müssen. Mr Shepherd, ziehen Sie sich an, Sie machen den nächsten Gang in den Weltraum, ich werde Sie beobachten. Dann tauschen wir die Plätze. Mr Cruse, gehen Sie bitte nach unten und informieren Sie alle darüber, was geschieht. Seien Sie dabei so beruhigend wie möglich.«
    »Ja, Sir.«
    Ich bewegte mich auf die Treppe zu und übte dabei, ein tapferes Gesicht zu machen. Es kam mir vor wie eine Maske.
    In nur einer halben Stunde hatte sich alles verändert. Wenn wir jemals die Erde wiedersehen wollten, mussten wir mit aller Geschwindigkeit von ihr wegrasen. Wir mussten einen Gang ins All machen, dabei eine Luke öffnen, die im Weltraum zu öffnen nie vorgesehen war, und Maschinen erneut zünden, die sich auf geheimnisvolle Weise abgeschaltet hatten. Und jetzt sollte ich hingehen und Kate und alle anderen davon überzeugen, dass alles gut gehen würde.
    Ich holte tief Luft, als ich nach unten zum Deck B trieb. Dabei entschied ich, dass ein Lächeln zu gezwungen wirken würde, also versuchte ich, einfach selbstsicher auszusehen. Doch die Schiffsuhr in meinem Kopf tickte unaufhörlich, und ich hörte, wie die Minuten und Sekunden vergingen.
    Das Weltall verschlang mich.
    Es durch die Luke zu sehen war eine Sache, doch nun war ich draußen, zum ersten Mal mittendrin. Jedes Gefühl für oben und unten, rechts oder links war verschwunden. Weder blickte ich zur Erde, noch warf ich einen Blick zurück zu dem Schiff. Ich sah nichts als Sterne und Finsternis, und ich zwang mich dazu, nicht wegzuschauen. Ich wollte dem Weltall direkt entgegenblicken und keine Angst haben. Ich atmete weich und versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen. Alles wirkte so still, doch ich wusste, dass ich mit den Planeten Tausende von Meilen in der Stunde herumwirbelte, und dass weit über mir das Gegengewicht, das uns hier oben hielt, langsam, aber beständig fiel.
    Eigentlich hätte ich in Panik geraten müssen, doch aus irgendeinem Grund tat ich das nicht. Plötzlich war ich sehr ruhig. Meine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Ich hatte solche Angst gehabt, dass ich bei meinem Gang im All durchdrehen würde. Wenn Tobias schon so überwältigt worden war, welche Chance würde ich dann haben?
    Aber ich konnte es.
    »Sie sind bei fünfzig Fuß, Mr Cruse«, kam die Stimme des Kapitäns aus dem Inneren meines Helms. »Bereit, an die Arbeit zu gehen?«
    Ich spürte einen leichten Zug nach hinten, als ich das Ende meiner Leine erreichte. Ich blickte zurück zur Starclimber , wo sich meine Nabelschnur aus der Luftschleuse schlängelte und Kapitän Walken in der Luke stand. Die Sonne brannte auf die silbernen Seiten des Schiffs. Die Starclimber war einfach eine großartige Sache, und trotz aller Schwierigkeiten war ich stolz, auf

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