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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sich selbstständig machten. Es war überhaupt nichts Ungewöhnliches, wenn Unterwäsche durch den Salon trieb oder irgendjemandes Zahnbürste in der Küche auftauchte. Es war, als hätte der Weltraum die Dinge von ihrem langweiligen und unbeweglichen Leben befreit und ihnen schwindelerregende Möglichkeiten gegeben.
    Ich fand Sir Hugh fest schlafend in einem Lehnstuhl angeschnallt, wobei Arme und Beine ausgestreckt in der Luft schwebten.
    »Sir Hugh«, sagte ich und rüttelte ihn leicht. »Miss de Vries hätte gerne, dass Sie einen Blick auf etwas werfen.«
    »Ich bin sehr beschäftigt«, brummte er noch halb im Schlaf.
    »Ich glaube, es ist wichtig«, sagte ich etwas lauter.
    Sir Hugh seufzte tief auf. »Einen Augenblick.«
    Er schnallte sich los. Ich trieb näher heran, um ihm zu helfen, aber er winkte ab.
    »Ich komme schon ganz gut alleine zurecht.«
    Von allen Leuten an Bord der Starclimber war er, was Schwerelosigkeit betraf, der Unbeholfenste. Mit kleinen schlurfenden Schritten seiner Magnetschuhe fing er an, sich die Treppe nach unten zu arbeiten. Ich war zu ungeduldig, um auf ihn zu warten, und eilte zurück auf Deck C .
    »Du hast was gefunden, stimmt’s?«, fragte ich Kate.
    Sie spähte in das Mikroskop, als hätte sie Angst, ihr Starren zu unterbrechen, weil sonst das, was sie sah, verschwinden könnte. »Es ist so«, sagte sie leise. »Es gibt Leben.«
    Als sie dann doch aufsah, strahlte ihr Gesicht vor überwältigender Erregung. »Schau!«, sagte sie und deutete mit dem Finger auf das Okular.
    Auf dem Bauch treibend fasste ich die Kante des Arbeitstisches und senkte den Kopf über das Mikroskop.
    Juwelen. So sahen sie für mich aus, einige rund, andere länglich und rautenförmig, einige aufgereiht wie ein glitzerndes Halsband. Die Farben überraschten mich, denn ich fand es unglaublich, dass etwas so Kleines vor leuchtendem Blau und tiefem Purpur geradezu explodieren konnte, so wie Dinge aus dem Meer. Sie waren schön.
    »Wo kommen die her?«, fragte ich.
    »Die Oberfläche von dem Weltraumfels«, sagte sie fast atemlos vor Aufregung.
    »Und sie leben?«
    »Zuerst habe ich gedacht, sie würden sich ein bisschen bewegen. Unsere Luft hat sie getötet oder zumindest unser Luftdruck. Daran sind sie wohl kaum gewöhnt.«
    »Aber was sind sie?«
    »Für mich sehen sie ein bisschen aus wie Kieselalgen. Winzige einzellige Organismen. Und doch sind sie ganz anders als das, was ich auf der Erde gesehen habe, irgendwie fast schon kristallin. Die Art, wie sie in Mustern zusammenhängen, erinnert mich an Plankton.«
    »Kleine Fische im Meer?«
    »Kein Fisch. Plankton sind kleine Organismen, die im Wasser driften.« Irgendetwas schien ihr in den Sinn zu kommen. »Weißt du noch, diese frühen Wissenschaftler, die sich gefragt haben, ob der Weltraum flüssig sei? Vielleicht haben die gar nicht so falsch gelegen. Vielleicht ist er wie ein unermessliches Meer, und das, was ich gerade entdeckt habe, ist so eine Art Sternenalge!«
    »Das ist unglaublich!«, sagte ich.
    »Und wenn da draußen Plankton rumdriftet, vielleicht gibt es dann auch noch anderes Leben, das Plankton frisst!«
    Sie sah dermaßen aufgewühlt aus, dass ich sie am liebsten in die Arme genommen hätte, aber genau in dem Moment hörte ich Sir Hughs magnetische Schuhe die Treppe herunterklappern.
    »Gibt es etwas Interessantes an diesem Stück Weltraumfels?«, fragte er.
    »Etwas ziemlich Interessantes, Sir Hugh«, sagte Kate freundlich. »Sie sollten einen Blick darauf werfen.«
    Als er schließlich vor dem Arbeitstisch angeschnallt war, näherte er sich mit dem Auge dem Mikroskop, verbrachte viel Zeit damit, die Einstellungen nachzubessern und sich zu räuspern. Mit einem breiten Grinsen blickte Kate mich über Sir Hughs kahl werdenden Schädel an.
    »Ihr Objektträger ist schmutzig, Miss de Vries«, erklärte der Zoologe.
    Kate blieb der Mund offen stehen. »Der ist nicht im Geringsten schmutzig!«
    »Sie haben diesen Objektträger selbst präpariert?«, fragte er.
    »Ja, mit einem Abstrich von der Oberfläche dieses Felsbrockens hier.«
    »Entweder war Ihre Lösung oder der Objektträger selbst mit irgendeiner mikrobischen Substanz besudelt.«
    »Ich habe jede Vorsichtsmaßnahme getroffen«, sagte Kate entrüstet.
    »Sie haben hier irgendwelche alten Algentrümmer«, sagte Sir Hugh abfällig. »Das ist alles.«
    »Wenn Sie meinen, Sir Hugh, dann nehmen Sie Ihr eigenes Muster und präparieren Sie selbst einen Objektträger. Ich denke, Sie werden

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