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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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ihr zu dienen.
    »Ich bin bereit, Sir.
    »Ich nehme jetzt Ihre Zeit.«
    Innerhalb von dreißig Minuten musste ich mich zur Frachtluke bewegen, mich an der Schiffsaußenwand sichern und zusehen, wie oft ich eine der Schrauben an der Frachtluke entfernen und wieder anbringen konnte.
    Es war später Nachmittag und Shepherd und der Kapitän hatten ihren ersten Raumspaziergang bereits hinter sich. Ich war der Letzte der Sternenschiffer, der sich hinauswagte. Für Tobias’ Gang im All hatten wir die Starclimber angehalten – doch dann nicht mehr. Wir konnten uns den Zeitverlust nicht leisten. Wir mussten üben, während das Schiff mit hundertzwanzig Luftknoten stieg und wir mit ihm.
    Erst vor sechs Stunden hatten wir von dem Gegengewicht erfahren und seitdem waren wir alle ungeheuer beschäftigt. Tobias war dabei, ein Modell der Steuerkonsole zusammenzubauen. Dr. Turgenev trug alle Pläne, die wir hatten, zusammen und zeichnete die anderen aus dem Gedächtnis. Shepherd war für die Abläufe zuständig und arbeitete das ganze Vorgehen aus, jede Einzelunternehmung für sich, Minute für Minute.
    Nun sah ich die Frachtluke. Sie befand sich etwas seitlich unter der Luftschleuse, näher am Sternenkabel und seiner tödlichen Hochspannung, als mir lieb war. Jetzt zu ihr hinunter. Ich gab einen kleinen Stoß mit der Luftpistole ab und merkte sofort, wie schwierig es war, sie wirkungsvoll einzusetzen. Wenn man nicht genau zielte, konnte man in die falsche Richtung ausscheren oder sich selbst auf den Kopf stellen.
    Ich trudelte ein Zeit lang herum und hoffte, Kate würde das nicht sehen – oder Miss Karr. Ich wollte wirklich keine Bilder von mir, auf denen ich aussah wie eine völlig betrunkene Ballerina. Wie hatte Tobias das geschafft? Meine Zeit verstrich. Ich entschied, so schnell zur Schiffswand zu gelangen, wie ich konnte, wo es Handgriffe und Fußhalterungen gab. Ich zog ein bisschen an der Nabelschnur, um in Bewegung zu kommen und korrigierte die Richtung mit der Luftpistole. Dann schlug ich gegen die Schiffswand und schaffte es, einen Handgriff zu erwischen, bevor ich abprallte.
    »Sie sind bei zwanzig Minuten, Mr Cruse.«
    Nur noch zehn Minuten! Und ich war noch nicht einmal an der Frachtluke!
    Beine und Rumpf trieben nach oben vom Schiff weg, was nicht sehr hilfreich war, doch ich sah keine Möglichkeit, sie wieder nach unten zu bekommen, also musste ich mich nur mit den Händen an der Schiffswand entlangziehen. Obwohl ich ja kein Gewicht hatte, war ich schweißgebadet und mein Visier war beschlagen, als ich endlich die Luke erreichte. Gerade griff ich zu meinem Werkzeuggürtel, als die Stimme des Kapitäns in meinem Helm erklang.
    »Die Zeit ist rum, Mr Cruse. Ich hole Sie jetzt wieder ein.«
    »Ich habe gerade erst die Luke erreicht, Sir«, sagte ich mit vor Enttäuschung schwerer Stimme. Ich wusste, dass der Kapitän und Shepherd bei ihrer ersten Runde jeweils zwei Schrauben eingedreht hatten.
    »Lassen Sie sich nicht entmutigen, Mr Cruse«, sagte der Kapitän, während ich meinen Griff vom Schiff löste und zurück auf die Luftschleuse zutrieb. »Sie werden bald ein Gefühl dafür haben.«
    An Bord der Aurora hatten sie gesagt, ich sei leichter als Luft, weil ich am Himmel so beweglich war. Warum fühlte ich mich dann im Weltraum so bleiern?
    Zurück im Schiff setzten wir die Luftschleuse wieder unter Druck und entfernten unsere Helme. Der Kapitän blickte mich fragend an.
    »Sie haben da draußen gesummt, Mr Cruse.«
    »Wirklich?« Ich war überrascht.
    »Von Anfang an. Fast schon eine Symphonie.«
    Er summte mir etwas vor, und es war höchst seltsam, denn ich erkannte die Melodie sofort. Von dem Moment an, als ich in die Tiefe des Raums gestartet war und mich so ruhig fühlte, hatte sie in meinem Kopf gespielt. Zuerst war es nur ein einzelner klarer Ton gewesen, der schnell schwächer wurde, dann zusammen mit hundert im Einklang spielenden Geigen zurückkam. Es gab auch noch andere Klänge, zu fremdartig, um von einem Orchester der Erde zu stammen, doch schön und gespenstisch und unterlegt von einem tiefen durchdringenden Pulsieren, das ich bis in die Knochen spürte.
    »Ich habe da draußen Musik gehört«, gab ich zu.
    Er lächelte. »Genau wie Shepherd. Und ich auch.«
    »Sie haben das gar nicht erwähnt, Sir!«
    »Ich wollte sehen, ob wir das alle hören.«
    »Es ist komisch«, sagte ich. »Ich habe nichts gehört, als ich von der Luftschleuse aus ins Freie gesehen habe«, sagte ich.
    Der Kapitän nickte.

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