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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Es war mir eine kleine Beruhigung, zu wissen, dass wir Richtung Heimat strebten – doch war das schnell genug?
    Ich sah hinüber zu Dr. Turgenev, der über seinem Stoß Notizen grübelte und hektisch schrieb.
    »Stopp!«, schrie er plötzlich. »Stoppt das Schiff!«
    Kapitän Walken gab keinen entsprechenden Befehl, sondern sah den Wissenschaftler nur aufmerksam an. »Was ist los, Dr. Turgenev?«
    »Wir werden es nicht schaffen.«
    »Zur Bodenstation?«, fragte Tobias.
    Dr. Turgenev schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie sicher?«, fragte der Kapitän.
    »Das ist Fünftagereise. In nur zwei Tagen beschleunigt Gegengewicht Fall aus geostatischem Umlauf. Kabel stürzt ab. Wir stürzen ab. Wir sterben. Ich bin ganz sicher.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Shepherd. »Kapitän, ich schlage vor, wir beschleunigen auf äußerste Geschwindigkeit.«
    So wenig ich es leiden konnte, wenn Shepherd versuchte, die Verantwortung zu übernehmen, diesmal war ich auf seiner Seite. Ich wollte die Rückfahrt riskieren, selbst wenn sie mit unserem Tod enden mochte. Was sonst konnten wir denn tun?
    »Wir haben eine Wahl«, sagte der Wissenschaftler.
    »Dann lassen Sie uns die bitte hören«, sagte Kapitän Walken mit unerschütterlicher Ruhe.
    »Wir können Gegengewicht in zwei Tagen erreichen. Jetzt…«
    »Sie wollen, dass wir höher steigen?«, rief Tobias. Ich teilte seine Überraschung. Es schien völlig verrückt zu sein, weiter ins All hineinzutauchen, wo wir doch bereits fielen.
    »Höher steigen, ja«, sagte der Wissenschaftler und klopfte auf seinen dicken Hefter. »Ich denke, wir werden Zeit haben.«
    »Zeit für was?«, fragte der Kapitän.
    »Gegengewicht zu retten. Ich denke, ich weiß Grund für Problem. Rakete hat Maschinen zu früh abgeschaltet.«
    »Warum hat sie das getan?«, fragte ich.
    »Ist ihr der Treibstoff ausgegangen?«, fragte Shepherd.
    Dr. Turgenev schüttelte den Kopf. »Nein! Sie hatte genug Treibstoff. Ich weiß nicht, warum sie stoppt. Vielleicht Störung in Zeitschaltuhr. Vielleicht so einfach wie durchgebrannte Sicherung. Aber wichtiges Ding ist, Treibstoff ist da. Und wenn Treibstoff da, wir können zünden Rakete.«
    »Und sie auf ihre richtige Höhe bringen«, sagte ich, einen Moment später, nachdem ich verstanden hatte.
    »Richtig«, sagte der Wissenschaftler.
    »Kann das klappen?«, fragte Tobias.
    »Ich denke, vielleicht ja«, sagte Dr. Turgenev.
    »Vielleicht ist nicht genug«, sagte Shepherd.
    »Vielleicht ist alles, was wir im Augenblick haben«, sagte Tobias.
    »Kann das Kabel die Belastung eines Neustarts aushalten?«, fragte der Kapitän.
    »Ja.«
    Ich musterte den Kapitän und wusste bereits, wie seine Entscheidung ausfallen würde, auch wenn ich sie gleichzeitig fürchtete – sie schien jedem Instinkt zuwiderzulaufen.
    »Mr Shepherd, völliger Stillstand«, sagte der Kapitän.
    Shepherd sah ihn an, die Hand auf dem Regler, aber er bewegte sie nicht. Zwischen den zwei Männern wurde kein Wort gewechselt, aber ich sah die Gewalt, die in ihren Blicken lag, und die erschreckte mich. Langsam zog Shepherd den Regler zurück und brachte die Starclimber zum Stillstand.
    Der Kapitän nickte knapp. »Ich danke Ihnen. Dr. Turgenev, sind Sie sich ganz sicher, dass wir die Rakete erneut starten können?«
    »Ja, ja. Innen ist vereinfachte Steuerkonsole, die wir brauchen für Tests.«
    »Wie kommen wir rein?«, fragte ich.
    »Da ist keine Luftschleuse«, sagte Dr. Turgenev. »Aber da ist Luke. Kann entfernt werden.«
    Der Kapitän gab den Befehl, die Rollen entgegengesetzt einzusetzen, und wir stiegen wieder Richtung Ende des Kabels, diesmal aber mit äußerster Geschwindigkeit.
    »Würde es helfen, Gewicht abzuwerfen?«, fragte ich. »Da muss es doch Dinge geben, die wir über Bord werfen können.«
    »Schmeißen Sie raus Affen und wir kommen gut voran«, sagte Dr. Turgenev mit einem trockenen kleinen Lachen. »Das ist Witz. Zu heben Stimmung. Nein. Über Bord werfen macht keinen Unterschied jetzt. Hier oben sind wir ohne Gewicht, ja? Schaden ist schon getan. Gegengewicht wird weiter fallen, bis wir es stoppen. Wir müssen eilen.«
    »Wenn wir die Rakete erreicht haben«, fragte Shepherd, »wie viel Zeit haben wir dann, sie neu zu zünden?«
    Ich wartete voller Spannung, während Dr. Turgenevs Bleistift über das Papier flog. Beim Arbeiten murmelte er vor sich hin. »Bei voller Geschwindigkeit… und angenommen, Gegengewicht fällt mit exponentieller Geschwindigkeit… wir haben vielleicht vier

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