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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Sonnenlicht spiegelte. Doch irgendetwas daran störte mich, allerdings brauchte ich ein paar Momente, um zu begreifen, warum.
    Ich dürfte das Kabel eigentlich gar nicht sehen!
    Normalerweise war es von innen völlig unmöglich, das Kabel zu erblicken, da es direkt unter dem Schiff herausführte. Doch im Augenblick wölbte sich das Kabel Richtung Erde unter dem Heck des Schiffs sanft nach außen.
    »Dr. Turgenev«, sagte ich leise, denn ich wollte jetzt noch niemanden in Schrecken versetzen. Ich lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Sternenkabel. »Was halten Sie davon?«
    Der russische Wissenschaftler sah genau hin. Ich beobachtete sein längliches Gesicht und versuchte zu erraten, was er wohl dachte, doch es gelang mir nicht.
    »Da sollte nicht sein Wölbung«, sagte er schließlich, und obwohl er so leise sprach, spürte ich, wie sich mein ganzer Körper verspannte. Noch ehe ich etwas antworten konnte, läutete das Schiffstelefon.
    Ich war ihm am nächsten und nahm ab. »Cruse hier.«
    »Mr Cruse«, sagte der Kapitän, »würden Sie die gesamte Mannschaft auf die Brücke bitten. Bitte auch Dr. Turgenev. Wir haben ein Problem.«

19. Kapitel
Der Himmel stürzt ein
    »Ich habe gerade von Mr Lunardi erfahren«, sagte der Kapitän, als wir uns auf der Brücke versammelt hatten, »dass das Sternenkabel an der Bodenstation an Spannung verliert.«
    »Wir haben gesehen, es sich wölbt hinter uns«, sagte Dr. Turgenev.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Tobias beunruhigt.
    Der Wissenschaftler nahm die Brille ab und putzte sie an seinem Hemd. Ich bemerkte, wie seine Hände zitterten. »Gibt nur eine Erklärung. Gegengewicht fällt.«
    Fällt. Das einzige Ding im Universum, was uns hier oben hielt, war dabei, zu fallen. Ich merkte, wie ich die Luft anhielt, als könnte ich damit meine Angst ersticken. Ich zwang mich, auszuatmen. Dann blickte ich zu Tobias und fand meine eigene Angst in seinen Augen verstärkt wieder.
    »Könnte das Sabotage sein?«, fragte Shepherd.
    »Sie meinen die Babelites?«, fragte Tobias.
    »Eine Bombe im Gegengewicht«, hauchte ich und hatte ein schreckliches Bild vor Augen. Eine Explosion, die die Rakete zerriss. Das abgetrennte Kabel, das zur Erde wirbelte, uns mitriss.
    Dr. Turgenev schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Wenn Bombe, wir fallen schnell. Das hier ist sehr langsam. Und daran denken, Kabel war schon drei Monate oben, und Spannung war sehr gut, keine Probleme.«
    »Sind wir das?«, fragte ich. »Unser Gewicht am Kabel, das es nach unten zieht?«
    »Nein, nein, wir haben dafür geplant natürlich«, sagte der Wissenschaftler. »Gegengewicht trägt mehr als unsere Masse… es sei denn…« Er klopfte sich mit der Faust gegen das Kinn, als wollte er damit die Gedanken beschleunigen. »Ja, ja. Hier ist Erklärung. Rakete ist nicht hoch genug gegangen.«
    »Sie meinen, das Gegengewicht hat seine korrekte Höhe gar nicht erreicht?«, fragte Kapitän Walken.
    »Richtig«, sagte Dr. Turgenev.
    »Warum sollte die Rakete wohl nicht ihre korrekte Höhe erreicht haben?«, wollte Shepherd wissen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Dr. Turgenev, düste zu einem Schrank und holte einen dicken Hefter heraus. Eilig blätterte er ihn durch.
    »Wie schnell kommt denn dieses Ding runter?« fragte Shepherd.
    »Moment, Moment«, sagte der Wissenschaftler und klang sehr gehetzt.
    Shepherds Augen wurden noch kälter. »Wir müssen jetzt Entscheidungen treffen.«
    »Meine Entscheidung ist bereits gefallen, Mr Shepherd«, sagte der Kapitän. »Wir kehren mit voller Geschwindigkeit zur Erde zurück. Tobias, Sie funken die Bodenstation an und teilen ihnen das mit. Mr Cruse, Rollen bitte auf Rückwärtsgang. Mr Shepherd, in Bereitschaft an den Regler.«
    Wir alle wurden sofort aktiv und schnallten uns in unseren Sitzen fest, damit wir ungehindert von der Schwerelosigkeit arbeiten konnten. Meine Hände flogen über die Kontrollanzeigen. Diesen Augenblick hatte ich viele Male geübt, hatte aber immer gedacht, er würde erst dann kommen, wenn wir das Ende des Kabels erreicht hätten und unseren triumphalen Rückweg zur Erde anträten.
    »Wir sind bereit, Sir«, sagte ich nach doppelter Überprüfung.
    Der Kapitän nickte. »Mr Shepherd, bitte volle Geschwindigkeit.«
    Hinter uns im zentralen Kabelschacht hörte ich, wie die Rollen surrend zum Leben erwachten. Hier, bei null Schwerkraft, gab es kein Gespür für Bewegung, ob nach oben oder nach unten. Nur die Vibration des Schiffs sagte mir, dass wir uns überhaupt bewegten.

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