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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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mit einem Stromschlag getötet worden war, hatte sie sich die Freiheit genommen, sie nach sich selbst zu nennen.
    »Dieses Exemplar ist erst zwei Wochen alt, doch mit der Zeit wird es zu einer Größe von acht Fuß Länge heranwachsen. Es gedeiht bei einer Mischkost aus Insekten und kleinen Nagern, die es mit seinen Tentakeln bereits bis zum Schnabel heben kann. Natürlich erst, nachdem es diese mit einem Stromschlag getötet hat.«
    »Nein! Nein, ich kann diesen Unsinn nicht einen Moment länger ertragen!«, sagte ein Herr mit schütterem Haar, der in einer der vorderen Reihen aufstand.
    »Sir Hugh«, sagte Kate ruhig, »ich werde mich glücklich schätzen, Fragen zu beantworten, wenn ich fertig bin.«
    Das also war Sir Hugh. Wenn man viel über einen Menschen hört und ihm dann zum ersten Mal begegnet, sieht er normalerweise ganz anders aus als erwartet. Erstaunlicherweise aber sah Sir Hugh genau so aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Er war groß, in den Fünfzigern und mit einem riesigen Kopf. Die wenigen Haare, die ihm noch geblieben waren, wuchsen mitten auf dem Schädel und waren an den Seiten leicht büschelig. Er sah nicht einfach nur selbstzufrieden aus – er sah ungeheuer selbstzufrieden aus. Nun wandte er Kate den Rücken zu und blickte ins Publikum.
    »Meine Damen und Herren, es verletzt mich, dass diese edle Institution auch eine solche karnevalistische Randerscheinung beherbergt! Doch sie als Wissenschaft durchgehen zu lassen, das ist zu viel.«
    »Setz dich hin!«, schrie jemand.
    »Ich kann nichts sehen!«, schrie ein anderer gereizter Zuhörer.
    »Lasst sie weitermachen!«, rief ich.
    Doch der aufgebrachte Sir Hugh arbeitete sich bis zum Gang vor und stieg dann auf die Bühne.
    »Sir Hugh«, sagte Kate, »das ist äußerst rücksichtslos. Bitte nehmen Sie wieder Ihren Platz ein.«
    »Nicht einen Augenblick länger!«, sagte Sir Hugh und fuchtelte mit den Händen durch die Luft. »Das lasse ich mir nicht bieten, nein, nein.« Er drehte sich wieder dem Publikum zu. »Diese junge Dame hier ist eine versierte Betrügerin. Zuerst waren da, wie Sie sich vielleicht erinnern, die sogenannten Wolkenpantherknochen, die sie überall ausgestellt hatte. In jüngerer Zeit dann erfuhren wir, sie habe das Skelett eines Yetis zu zeigen. Was kommt als Nächstes? Vielleicht ein Drache? Nein, nein, meine Damen und Herren, lassen Sie sich nicht hereinlegen! Einige von Ihnen mögen glauben, dieses Wesen sei echt, doch es ist nichts weiter als ein Marionettentheater. Für einen Penny können Sie sich so was bei der Monstrositätenschau auf dem Montmartre anschauen.«
    Kates Gesicht war jetzt rot vor Ärger. »Sir Hugh, ich muss Sie bitten…«
    Doch der berühmte Zoologe ging an ihr vorbei zu dem Behälter.
    »Zeigen Sie uns die Schnüre, Sir Hugh!«, rief einer aus dem Zuschauerraum.
    »Es soll Cancan für uns tanzen!«, johlte ein anderer.
    »Lassen Sie mein Anschauungsexemplar in Ruhe, Sir Hugh!«, sagte Kate.
    »Das ist kein Anschauungsexemplar, Miss de Vries.«
    Mit einer schwungvollen Bewegung wischte der Zoologe mit der Hand über den Behälter. Wahrscheinlich hoffte er, die Schnüre der Marionette zu finden. Er runzelte die Stirn. Der eingebildete Dummkopf bekam seine ersten Zweifel. Er bewegte seine Hand mehrere Male über den Behälter, wie der Gehilfe eines Zauberkünstlers, und das Publikum brach in großes Gelächter aus. Er drehte sich um und funkelte Kate an.
    »Hm. Dann ein Aufziehwerk und ein bisschen Luftballon, stimmt’s? Sieht genauso echt aus wie ein Aufziehspielzeug! Schauen Sie her!« Er fummelte am Verschluss des Behälters herum.
    »Sir Hugh, nicht…«
    Bevor Kate ihn aufhalten konnte, hatte er das Türchen des Behälters aufgemacht und seine Hand hineingeschoben.
    Ich zuckte zusammen.
    Unglaublich, nichts passierte. Sir Hugh schloss seine ganze Hand um den Schlüpfling, dessen Ballonsack schlaff wurde und auf Sir Hughs Hand sackte.
    »Ha, ha!«, schrie Sir Hugh. »Wieder eine Betrügerei entlarvt! Das ist nichts weiter als ein bisschen Seide und Faden!« Er schüttelte ihn kräftig.
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?«, schrie Kate. »Lassen Sie ihn los, Sie verletzen ihn!«
    »Miss de Vries, ich denke, ich spreche für die gesamte Wissenschaftliche Gesellschaft, wenn ich sage, dass wir Ihre geschmacklose Art von Gelehrsamkeit – und ich ehre Sie noch, wenn ich dies Gelehrsamkeit nenne – lange genug geduldet haben - n-n-n-n … «
    Sir Hugh fing an zu stammeln. Sein Gesicht wurde rot.

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