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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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Seine geballte Faust und sein Arm zitterten, als hätte er eine schreckliche Lähmung.
    »N-n-n-n-n-n…«
    »So, jetzt haben wir’s«, sagte Kate verärgert. »Er hat einen Stromschlag. Kann mir jemand helfen?«
    Keiner von Snufflers Kollegen schien besonders wild darauf zu sein, ihm zu Hilfe zu eilen, daher drängelte ich mich zur Bühne vor. Snuffler gab nun ein schrilles Quieken von sich, was ein seltsames Geräusch ist, wenn es von einem so hochnäsigen alten Herrn kommt. Aber ich hatte gesehen, was diese Aerozoen-Tentakel, auch die der kleinen und schmächtigen Exemplare, anrichten können. In seiner Qual versuchte der Zoologe, seine Hand aus dem Behälter zu zerren, und stieß ihn dabei vom Tisch. Der Behälter stürzte zu Boden, Glas explodierte über die Bühne und in den Saal. Snuffler taumelte zurück und hielt sich die angesengte Hand.
    »Das war sehr dumm von Ihnen, Sir Hugh!«, sagte Kate.
    Ich war jetzt kurz vor der Bühne und hatte den Blick auf das Aerozoon gerichtet, das ganz benommen dicht über dem mit Glassplittern übersäten Boden schwebte. Ohne Vorwarnung blähte sich sein Ballonsack auf, seine Membran bog sich und dann schoss es über das Publikum hinweg.
    Im Hörsaal verbreitete sich schlagartig Panik, als das Aerozoon oben an der Decke hin und her jagte. Schreien und Kreischen waren zu hören, und es entstand ein wildes Gerangel, als die Menschen von den vorderen Reihen von ihren Sitzen flohen und in höchst unzivilisierter Weise übereinanderkrabbelten, um die Ausgänge zu erreichen.
    »Lasst es nicht entkommen!«, schrie Kate und rannte von der Bühne.
    Ich schnappte mir den Zylinder vom Kopf eines der Herren.
    »Kann ich mir den mal ausleihen?«, sagte ich und schleuderte den Zylinder so durch die Luft, dass er, sich drehend, auf das Aerozoon zuschoss. Es war ein glücklicher Wurf, denn der Zylinder stülpte sich direkt über den Schlüpfling und nahm ihn mit auf den Boden.
    »Gut gemacht«, sagte Kate neben mir.
    »Ein fantastischer Vortrag«, sagte ich.
    »Ein Jammer, dass niemand bis zu den Fragen geblieben ist.«
    Wir eilten zu dem Zylinder, der sich in kleinen Hopsern über den mit Teppich ausgelegten Gang bewegte.
    »Ich bin nicht scharf darauf, ihn hochzuheben«, meinte ich.
    »Wir brauchen etwas, das wir zuerst drunterschieben können«, überlegte Kate.
    Plötzlich sprang der Zylinder vom Boden ab und segelte durch die Luft, wobei die Tentakel bedrohlich um sich schlugen. Wir duckten uns und rannten dann den Gang entlang hinterher, wobei wir hofften, dass er wieder auf den Boden zurückkäme. Doch er düste nur weiter nach oben. Während er immer wieder gegen die Holzdecke stieß, steuerte er auf eines der offenen Fenster zu.
    »Oh nein!«, schrie Kate.
    Das Aerozoon mit dem Zylinder stieß einige Male gegen den Fensterrahmen, bevor es nach draußen und über die Dächer der Sorbonne davonsegelte.
    »Es tut mir leid um dein Exemplar«, sagte ich zu Kate.
    »Das Ding hat mich fast getötet!«, donnerte Sir Hugh, der auf uns zuschritt und noch immer seine Hand hielt.
    Kate drehte sich zu ihm um und ihre Augen funkelten vor Zorn. »Sie haben eine Menge zu verantworten, Sir Hugh!«
    »Sehen Sie sich meine Hand an!«
    »Ach du meine Güte«, sagte Kate scharf. »Das tut mir ja so schrecklich leid. Aber wissen Sie, Sir Hugh, das passiert nun mal, wenn Sie mit Ihrer Hand wilde Tiere bedrängen. Die neigen nämlich dazu, das nicht besonders zu mögen!«
    »Das könnte eine bleibende Narbe geben«, schnauzte Sir Hugh.
    »Aber die gute Nachricht ist, dass Sie nun wissen, dass es sich um eine wirkliche Kreatur handelt.«
    Sir Hugh zögerte kurz. Dann sagte er: »Davon weiß ich nichts.«
    Kates Nasenlöcher verengten sich. »Sie haben es in der Hand gehalten. Es hat Sie angegriffen. Sie haben es fliegen sehen.«
    »Das Werk gerissener Komplizen vielleicht«, sagte er. »Und wo ist Ihr Beweis denn jetzt? Zweckdienlich verschwunden!«
    »Sie haben es freigelassen!«
    »Ich beabsichtige, Sie von dieser Institution zu entfernen«, sagte Sir Hugh. »Ich werde darüber mit dem Dekan sprechen. In der Zwischenzeit werde ich mich auch mit meinem Anwalt beraten – wegen schwerwiegender Körperverletzung.«
    »Und ich spreche mit meinem Anwalt – darüber, dass Sie mein unbezahlbares Exemplar verletzt und verloren haben.«
    »Ha!«, sagte Snuffler, während er davonstolzierte und dabei immer wieder nervös nach oben blickte.
    »Hast du wirklich einen Rechtsanwalt?«, fragte ich.
    »Nein, aber ich
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