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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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welcher davon Sir Hugh Snuffler war.
    Auf der Bühne war eine Leinwand aufgestellt, davor stand ein Tisch mit einem Projektor. Der Lärm im Saal war beachtlich, verstummte aber schnell, als die Lichter gedämpft wurden, Kate hereinkam und neben dem Projektor Platz nahm. Sie schien da oben auf der Bühne vor ungefähr zweihundert Menschen überhaupt nicht nervös zu sein. Ihre Stimme klang ruhig und fest.
    »Meine Damen und Herren«, sagte sie, »danke, dass Sie gekommen sind. Im letzten Jahr habe ich eine neue Art von Luftwesen beobachtet, von der ich hoffe, dass Sie sie interessant finden werden.«
    Sie schaltete den Projektor ein und das erste Bild erschien auf der Leinwand: eine detaillierte wissenschaftliche Zeichnung des Aerozoon. Lautes erstauntes Stimmengewirr erhob sich. Kate nahm einen Zeigestock vom Tisch, trat näher an die Leinwand heran und erklärte die anatomischen Bestandteile des Wesens. Während sie sprach, wurde die Zuhörerschaft allmählich vollkommen still. Fasziniert hörten die Leute zu. Kate hob die Ballonsäcke, die Därme und den Schnabel hervor.
    »Und hier«, fuhr Kate fort, »lange, peitschenähnliche Tentakel mit Augenflecken zum Aufspüren von Licht und Geruchssensoren, um die Beute auszumachen. Zwei dieser Tentakel können einen Hochspannungsstrom abgeben, der ausreicht, um einen ausgewachsenen Mann zu töten.«
    Es war seltsam, sie da auf der Bühne in dem staubigen Lichtstrahl des Projektors zu sehen. Sie war beides. Sowohl die Kate, die ich so gut kannte, und eine vollkommen Fremde. Sie wirkte wie eine kühle, hochintelligente Frau, eine, die nie etwas mit einem wie mir zu tun haben würde.
    »Wo sind Ihre Beweise?«, kam es hinterhältig aus den Reihen der Zuhörer.
    Ich blickte hin, versuchte, den Fragesteller zu entdecken, aber die Stimme hätte von vielen der Herren weiter vorne kommen können.
    »Während meiner Expedition«, sagte Kate, »schaffte ich es, das Ei eines Aerozoons aufzusammeln, das sich im Zustand der Anhydrobiose befand.«
    »Unsinn!«, kam eine andere Stimme aus der Gruppe vorne.
    Kate war ein Wunder an Ruhe. Wenn das Publikum zu laut wurde, unterbrach sie einfach und wartete, bis die Unruhe abflaute.
    »Anhydrobiose ist ein gut dokumentierter Zustand«, fuhr Kate fort. »Ohne Wasser erstarrt der Körper, um Energie zu bewahren. Auf diese Weise kann er Jahre überleben. Wenn er wieder in eine günstigere Umgebung kommt, erweckt er sich selbst zum Leben. Meine Begleiter und ich haben einige ausgewachsene Aerozoen genau das tun sehen. Wir waren auch dabei, als einige Eier geschlüpft sind, die rund vierzig Jahre lang in Wartestellung treibend verblieben waren.«
    Ihr Projektor zeigte nun die Fotografie eines Aerozoeneis in einem sehr großen Glasbehälter. Durch die durchscheinende Schale konnte man ein fest zusammengerolltes Bündel von Därmen und ein bisschen vom Schnabel erkennen. Ich spürte, wie die außergewöhnliche Kälte des Geisterschiffs mich überlief.
    »Wie Sie sehen können«, sagte Kate, »enthält das Ei genügend Hydrium, um es schweben zu lassen, bis es schlüpft.«
    »Aber wo ist Ihr Beweis?«, schrie ein anderer der Herren.
    »Es gibt keinen Beweis!«, knurrte einer seiner Kumpel.
    Ich konnte sehen, wie Kate seufzte, sich bückte und einen großen Behälter aufhob, der mit einem Tuch aus Samt bedeckt war. Sie stellte ihn neben sich auf den Tisch.
    »Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich das Ei sezieren sollte, um seine embryonische Anatomie zu untersuchen, oder ob ich es schlüpfen lassen sollte…«
    Kate unterbrach sich für einen Augenblick und die Zuhörer verfielen in aufmerksames Schweigen. Ich konnte sehen, dass Kate nun die Dramatik ihrer Präsentation wirklich genoss. Sie blickte in das Publikum.
    »Ich habe es schlüpfen lassen.«
    Sie zog das Samttuch von dem Behälter, und drinnen steckte der Aerozoenschlüpfling, der seine kleinen Tentakel streckte und sie energisch gegen das Glas schlug. Er war größer als die Jungen, die wir auf der Hyperion gesehen hatten, ungefähr achtzehn Zoll lang.
    Ich lächelte zufrieden bei dem Keuchen und Schreien, das durch die Zuhörerschaft lief.
    Kate stand neben dem Behälter und strahlte. »Meine Damen und Herren, hiermit präsentiere ich ihnen die Aerozoania de Vriesus .«
    Bei dem Namen, dem sie ihm gegeben hatte, musste ich einfach lachen. Aber eigentlich hatte ich nichts anderes von Kate erwartet. Auch wenn ich es war, der die Aerozoen als Erster gesehen hatte und von den Biestern fast

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