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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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überquerten wir die Straße zum Jardin du Luxembourg. Durch die Bäume erblickte ich immer wieder das honigfarbene Schloss und den Brunnen, wo Kinder Spielzeugschiffchen fahren ließen. Überall saßen Menschen auf Bänken und Stühlen, lasen oder redeten miteinander. Wir vier gingen voraus, Miss Simpkins hinter uns her.
    In Mr Lunardis Gegenwart brachte ich kaum einen Ton heraus. Das lag nicht an seiner Berühmtheit, doch sein Anblick erweckte in mir die Erinnerungen an seinen Sohn Bruce, mit dem ich bei der schicksalhaften Reise auf der Aurora gefahren war. Er hatte geholfen, das Schiff vor den Piraten zu retten, doch Szpirglas hatte ihn getötet. Lunardi war in Sydney zu dem Schiff gekommen, um die Leiche seines Jungen abzuholen, und als er mir die Hand gab, hatte mir seine offensichtliche Trauer die Tränen in die Augen getrieben.
    Sir John McKinnon führte uns ein paar Stufen zu der Terrasse mit den Springbrunnen hinunter und geleitete uns zu einer Gruppe leerer Stühle.
    »Wollen wir uns hier an der Sonne erfreuen?«, sagte er.
    Über den Bäumen im Osten ragte der Himmelsturm immer höher in den Himmel. Es gab praktisch keine Stelle in Paris, von der aus man ihn nicht sehen konnte.
    »Sie sind doch sicher mit dem Werk von Johannes Kepler vertraut«, sagte Mr Lunardi und folgte meinem Blick.
    »Dem deutschen Astronomen«, erwiderte ich. »Seine Gesetze der Planetenbewegung. Wir haben sie im letzten Semester an der Akademie durchgenommen.«
    »Der Bursche war ein Visionär«, sagte Lunardi. »Er musste das Gefühl gehabt haben, dreihundert Jahre zu früh zu leben. Sein Blick war immer in den Himmel gerichtet, aber er hatte nie die Möglichkeit, dorthin zu gelangen. Haben Sie den Brief gelesen, den er an Galileo geschrieben hat?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Mr Lunardi lächelte und räusperte sich. »Kepler schrieb: ›Es wird sicherlich keinen Mangel an menschlichen Pionieren geben, wenn wir die Kunst des Fliegens gemeistert haben werden. Lasst uns Fahrzeuge schaffen und Segel, die auf den himmlischen Äther gerichtet sind, und es wird viele Menschen geben, die ohne Angst sind vor den leeren Weiten. In der Zwischenzeit sollten wir für die tapferen Himmelsreisenden Karten der himmlischen Körper vorbereiten – ich werde dies für den Mond tun, Ihr, Galileo, für den Jupiter.‹« Lunardi lachte vor sich hin. »Tolles Ding, was?«
    »Das ist sehr bewegend«, stimmte Kate zu.
    »Und damit sind wir beim Thema«, sagte Sir John, senkte die Stimme und beugte sich zu uns vor. »Was ich gleich sagen werde, ist eine äußerst geheime Angelegenheit, und ich weiß, dass ich Ihnen als patriotischen Kanadiern vertrauen kann, das zu respektieren.«
    Kate und ich murmelten unsere Zustimmung.
    »Unsere Regierung«, fuhr Sir John fort, »hat mit der Lunardi Corporation ein gemeinsames Projekt zur Erforschung des Weltraums begonnen.«
    Ich blickte Kate verblüfft an und dann wieder Sir John. »Ich wusste nicht einmal, dass Kanada ein Weltraumprogramm hat!«
    »Wir haben das alles sehr geheim gehalten. Wir liegen vorne, und wir beabsichtigen, dort auch zu bleiben.«
    »Aber die Franzosen…«
    »Vergessen Sie die Franzosen«, sagte Mr Lunardi. »Das Unterfangen ist hoffnungslos. Der Turm wird es niemals durch die Stratosphäre schaffen. Es ist eigentlich recht traurig. Man möchte ja immer etwas sagen, doch mit den Franzosen ist nicht zu argumentieren.«
    »Dann haben Sie ein Schiff?«, fragte ich.
    »Wir haben ein sehr gutes Schiff«, sagte Sir John. »Mr Lunardi und sein Team haben sich darum gekümmert.«
    »Fast zwei Jahre haben wir daran gearbeitet«, sagte Lunardi und seine Augen leuchteten vor Begeisterung. »Das Schiff ist gebaut und bereit zu fliegen.«
    »Wir stellen eine Gruppe von Leuten zusammen, die wir gerne bei der Jungfernfahrt an Bord hätten«, sagte Sir John. »Wir wollen die besten Leute auf ihrem jeweiligen Gebiet. Und Sie sind uns sofort in den Sinn gekommen, Miss de Vries.«
    »Wirklich?«, sagte sie und versuchte, überrascht zu klingen, doch vor allem klang ihre Stimmer erfreuter, als ich sie je gehört hatte.
    »Wir haben Ihre Arbeit verfolgt«, sagte Mr Lunardi. Selbst im Sitzen knisterte der Mann vor Energie, mit erhobenen Händen gestikulierte er wild in der Luft herum. »Und Ihr Vortrag gerade eben hat mich davon überzeugt, dass Sie genau die sind, die wir brauchen – jemand mit zwei leidenschaftlich wissbegierigen, jungen Augen. Wenn es dort oben Leben gibt, dann werden Sie es finden.«
    Kate

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