Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
durcheinander, und erweckt sie mit Hochspannungsschlägen zu neuem Leben.«
Er zuckte etwas zusammen und sah mich angewidert an. »Das klingt ziemlich unnatürlich«, murmelte er.
»Das sind aber alles nur Gerüchte, alter Junge«, sagte ich und schlug ihm fest auf die Schulter.
Er blickte mit einem ratlosen Ausdruck im Gesicht zu Kate hinüber.
»Also, es war schön, sich mit Ihnen zu unterhalten«, sagte ich und war mächtig zufrieden mit mir.
Auf dem Heimweg mit meiner Mutter und meinen Schwestern in der Straßenbahn schien es so, als hätten wir uns alle gut amüsiert. Isabel hatte drei Schüsselchen mit Eiscreme verschlungen, Sylvia hatte mehrfach Komplimente für ihr Kleid und ihre Schuhe zu hören bekommen und war für die nächste Woche zu einer Teegesellschaft eingeladen worden, und sehr zu ihrer Überraschung hatte niemand meine Mutter brüskiert. Stattdessen war ihr genügend Arbeit angeboten worden, um damit über den Winter zu kommen.
»Wie findest du Kate?«, fragte ich sie.
»Ich mag sie«, sagte sie vorsichtig.
»Aber…«, forderte ich sie besorgt auf.
»Sie ist ein schönes Mädchen und sehr aufgeweckt und selbstbewusst, und ich kann verstehen, warum du so viel von ihr hältst. Doch ich frage mich, ob sie selbst nicht auch sehr viel von sich hält.«
»Sie kann einen manchmal schon zur Verzweiflung bringen«, sagte ich. »Aber das ist halt ihre Art.«
»Ich möchte einfach nicht erleben, dass sie dich verletzt«, sagte meine Mutter.
Sie klang beängstigend wie Miss Simpkins. Es schien, als ob mich heute alle vor Kate warnen wollten. Langsam kam ich mir lächerlich vor. Sogar Kate selbst hatte kaum mit mir gesprochen, damit wir unsere Rolle als höfliche Freunde spielen konnten. Oder vielleicht fing auch sie an zu merken, wie unmöglich unsere »Romanze« war.
Plötzlich schien Paris sehr weit weg zu sein.
»Wirst du sie heiraten?«, fragte Isabel mich.
Ich lachte, aber etwas beunruhigt. »Es ist zu früh für mich, irgendjemanden zu heiraten«, sagte ich. »Auf jeden Fall fliege ich zuerst in den Weltraum.«
7. Kapitel
Das Training fängt an
Mein Mut sank, als ich die Sporthalle betrat und all die anderen Sternenschifferkandidaten sah. Es waren bestimmt hundert, alles Männer, und die meisten sahen rund zehn Jahre älter aus als ich. Ich war mir nicht sicher, was jeder von ihnen tat, denn Mr Lunardi hatte Anweisung gegeben, keinerlei Art von Uniform zu tragen. Trotzdem konnte man die Militärs leicht an ihrem kurz geschnittenen Haar erkennen und auch daran, wie gerade sie sich hielten. Andere sahen aus wie Gewichtheber, und wieder andere hatten das hagere und fanatische Aussehen von Bergsteigern. Und als ich dann meinen Blick nervös über die Menge gleiten ließ, schätzte ich die Einzelnen jeweils als Feuerwehrmann, Ingenieur oder weltbekannten Athleten ein. Ich war erstaunt, dass Mr Lunardi mich überhaupt gefragt hatte, ob ich es probieren wollte. Bestimmt wollten sie niemand so jungen und unerfahrenen.
Keiner sprach viel. Wir waren alles Fremde – und Konkurrenten –, standen nervös da, den Seesack neben uns, und warteten darauf, dass es losging. Es war sieben Uhr früh, Montagmorgen.
Im letzten Jahr hatten die Olympischen Spiele in Löwentorstadt stattgefunden. Hastig waren Spielfelder, Arenen und Wohnräume für die Sportler entlang dem False-Creek-Ufer gebaut worden. Die Gebäude standen jetzt größtenteils leer und Mr Lunardi hatte sein geheimes Trainingslager hier eingerichtet. Er hatte gut gewählt. Als mich der Taxifahrer abgesetzt hatte, war die Gegend gespenstig verlassen, und ich hatte eine Weile gebraucht, das richtige Gebäude zu finden.
Alle Augen richteten sich auf die Bühne, als Mr Lunardi heraustrat, um uns zu begrüßen.
»Meine Herren«, sagte er, »ich freue mich, dass Sie alle wohlbehalten hier eingetroffen sind und gesund und voller Tatendrang wirken. Sie wissen, warum Sie hier sind, und so lassen Sie mich Ihnen den Mann vorstellen, der Ihr Training in den beiden kommenden Wochen überwachen wird. Einige von Ihnen kennen vielleicht schon seinen Namen. Er ist einer der besten Himmelskapitäne unserer Zeit, und er wird der Kommandeur unserer ersten Reise in den Weltraum sein. Tun Sie Ihr Bestes, meine Herren. Ich übergebe Sie jetzt der Betreuung von Kapitän Samuel Walken.«
Ich strahlte über das ganze Gesicht, als er auf die Bühne trat. Seit ich die Aurora verlassen hatte, um mit meinem Studium zu beginnen, hatte ich Kapitän Walken nicht mehr
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