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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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Erst jetzt merkte ich, dass ich gar nicht mehr richtig geatmet, sondern immer nur ein bisschen Luft eingesaugt hatte wie jemand, der kurz vor dem Ertrinken ist. Ich war wegen der Begegnung zwischen Kate und meiner Mutter so angespannt gewesen, doch sie schienen sehr gut miteinander auszukommen.
    Kate war ein Wunder. Ich kannte niemanden, der sich besser unterhalten konnte, und sie ließ nie eine Gesprächspause von mehr als ein paar Sekunden zu. Sie sprach so ungezwungen mit meiner Mutter und meinen Schwester, dass ich mich allmählich entspannte – mich sogar ein wenig vernachlässigt fühlte. So beschloss ich, sie für eine Weile alleine zu lassen und etwas durch den Garten zu schlendern. Ich hoffte nur, dass meine Schwestern nicht irgendetwas Peinliches sagten.
    Am Pavillon bot mir ein Kellner ein Glas mit etwas leicht Sprudelndem an, und ich blieb stehen, um dem Streichquartett ein bisschen zuzuhören.
    »Ich hoffe doch, dass Sie und Kate sich diskret verhalten«, sagte Miss Simpkins, die neben mir auftauchte.
    »Natürlich«, erwiderte ich. Ich hatte Miss Simpkins nie besonders gemocht, und es verunsicherte mich, dass sie von mir und Kate wusste.
    »Wollen Sie in die Zukunft schauen?«, fragte sie mich.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass Sie eine Hellseherin sind, Miss Simpkins.«
    »Dieser große Bursche da drüben«, sagte sie und überging meinen Scherz. »Sehen Sie ihn, den in dem grünen Blazer mit dem Wappen? Das ist James Sanderson.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte ich. »Der Erbe des Sanderson-Vermögens.«
    »Ach, Sie haben also schon von ihm gehört.«
    »Nein. Aber wenn man auf jemanden so hinweist, ist er gewöhnlich stinkreich.«
    »Das ist er – oder wird es sein. Und er, mein lieber Mr Cruse, ist höchstwahrscheinlich der Mann, den Kate in nicht allzu ferner Zeit ihren Ehegatten nennen wird.«
    Auf den Zorn, der mich packte, war ich nicht vorbereitet. Das Blut hämmerte mir in den Schläfen. Mir wurde übel. Mein Gesichtsausdruck muss recht unerfreulich gewesen sein, denn Miss Simpkins blickte weg.
    Ich beobachtete Sanderson, der mit einigen von seinen Kumpanen mit der überheblichen lockeren Lässigkeit sprach, lächelte und lachte, die ich an Bord der Aurora so oft gesehen hatte. Ich hatte viele junge Männer wie ihn bedient, die kaum zur Kenntnis nahmen, dass ihnen jeden Tag das Essen zubereitet und die Kleidung gebügelt wurde. Sie hatten nur eine geringe Vorstellung davon, wo ihr Geld herkam, und nichts dazu beigetragen, es selbst zu verdienen.
    Der Gedanke daran, dass dieser Kerl Kate seine Frau nennen, sie berühren würde, brachte für mich den Garten in Schräglage. Ich starrte Sanderson an und alles sonst glitt an den Wänden meiner Vision ab. Ich malte mir ein schreckliches Schicksal für James Sanderson aus.
    »Na ja, er sieht wie ein angenehmer Kerl aus«, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Ich hoffe, er wird nicht enttäuscht sein, wenn Kate ihn abweist.«
    »Ich weiß, dass Sie mich für grausam halten«, sagte Miss Simpkins und klang dabei fast freundlich. »Doch ich versuche, es für Sie auf längere Sicht einfacher zu machen. Sie sollten den Gedanken an eine Zukunft für Kate und Sie nicht aufrechterhalten. Sie würden nur enttäuscht werden. Sie müssen vernünftig sein.«
    »Danke für Ihren Rat, Miss Simpkins«, sagte ich steif und ließ sie stehen.
    Ich wollte nach meiner Mutter und meinen Schwestern sehen, doch bevor ich zwanzig Schritte gegangen war, sah ich Mr de Vries lächelnd auf mich zukommen.
    »Mr Cruse«, sagte er und streckte die Hand aus. Sein Griff war fest. »Ich bin Kates Vater, Charles de Vries.«
    »Guten Tag, Sir.«
    »Ich habe mich auf die Begegnung mit Ihnen gefreut. Nach allen Berichten sind Sie ein bemerkenswerter junger Mann.«
    Auf seine Begeisterung war ich überhaupt nicht vorbereitet. »Äh, vielen Dank, Sir.«
    »Diese Geschichte mit dem Piraten Szpirglas war ja ein Ding. Kate hat mir erzählt, dass Sie inzwischen im letzten Jahr auf der Luftschiffakademie sind. Wie geht es Ihnen dort?«
    »Es ist harte Arbeit, aber ich lerne viel.«
    »Sie müssen einer der jüngeren Studenten sein, oder?«
    »Das bin ich, aber ich denke, ich kann mich behaupten.«
    »Und nach dem Abschluss, was haben Sie da für Pläne?«
    Es war wie ein Bewerbungsgespräch für einen Job, aber irgendwie machte es mich weniger nervös. Es war einfacher, Fragen zu beantworten, als höflich zu plaudern.
    »Ich hoffe, für den Anfang eine Arbeit als Zweiter Offizier zu
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