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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sagte Tobias mit leiser Stimme.
    »Hast du Höhenangst?«, flüsterte ich zurück.
    »Bis jetzt nicht. Was sollen wir machen, wenn wir oben sind?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Douglas hatte die halbe Strecke hinter sich. Die Sprossen hingen durch, und so war das Klettern nicht einfach, zumal die Leiter bei jedem Schritt schwankte. Er schien gut damit klarzukommen, doch einmal kam er ins Stocken, als er nach unten blickte.
    »Cruse, jetzt du«, sagte Eriksson.
    Ich fasste nach den Seilen und kletterte los. Das Klettern war schwierig, aber ich hatte keine Angst. Nach einer Weile blickte ich hoch und sah Douglas zitternd durch die Öffnung in der Plattformunterseite klettern. Ich schaute nach Tobias unter mir, der sich verbissen höher hievte und stur nach oben blickte, und ich hoffte, dass er keine Angst hatte. Ich war fast an der Plattform angekommen und fragte mich, was als Nächstes kommen würde, als ich einen Schrei puren Entsetzens hörte. Dann sah ich, wie Douglas mit zappelnden Armen und Beinen an mir vorbei Richtung Erde stürzte.
    Wie gebannt starrte ich hin. Als er nicht mehr als zwanzig Fuß vom Boden entfernt war, wurde Douglas wundersamerweise langsamer, schwebte für den Bruchteil einer Sekunde auf der Stelle und federte dann zurück nach oben. Erst da bemerkte ich das dünne Seil an seinen Fußgelenken. Er stieg bis zu halben Höhe der Plattform auf, federte noch ein paar Mal auf und ab und wurde dann langsam zum Boden herabgelassen. Zwei Helfer lösten das Geschirr an seinen Fußgelenken und das Seil wurde zurückgezogen.
    Ich schluckte und machte weiter, kletterte durch die Öffnung und auf die Plattform.
    »Guten Morgen, Mr Cruse.«
    Kapitän Walken stand da und grinste, als wären wir uns gerade zufällig auf dem Marktplatz begegnet.
    »Sir«, sagte ich, »ich bin ja so froh, Sie wiederzusehen.«
    »Wie ich auch.« Er nahm meine Hand in seine beiden und drückte sie warm. »Ich bin hocherfreut, dass es Mr Lunardi gelungen ist, Sie von Paris wegzulocken. Ich habe mitbekommen, dass Sie einige interessante Abenteuer erlebt haben, seit wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich würde mich freuen, mehr darüber zu erfahren. Doch jetzt erst mal«, er nickte zur Kante der Plattform, »hätten Sie Lust auf einen Tauchgang Richtung Erde?«
    »Douglas schien seinen Spaß daran zu haben«, sagte ich.
    Kapitän Walken lachte. »Beim ersten Mal ist es immer am schlimmsten. Aber Sie sind schon von höheren Dingen gesprungen, Mr Cruse.«
    Ich lächelte. Über dem Pazifikus hatte er gesehen, wie ich mich mit einem Seil in die Gondel eines sinkenden Heißluftballons geschwungen hatte. Und er wusste auch, dass Vikram Szpirglas mich vom Rücken der Aurora gestoßen hatte, ich geflogen war und mich am Heckruder festklammern konnte. »Leichter als Luft«, hatten sie immer von mir gesagt.
    »Ich denke, ich kann das schaffen«, sagte ich.
    »Da habe ich keinen Zweifel. Hugo und Walter werden Sie auftakeln.«
    An der einen Seite der Plattform ragte ein schmales Laufbrett ins Nichts. Zwei Helfer befestigten schnell das elastische Seil an meinen Fußgelenken.
    »Die Insulaner von Pentecost waren anscheinend die Ersten, die das gemacht haben«, sagte Kapitän Walken. »Sie haben Lianen verwendet. Ach, und hier ist noch ein kleines Geduldspiel, von dem sie wollen, dass Sie es während des Falls lösen.« Er hielt mir einen Würfel hin, dessen farbige Abschnitte gedreht und gewendet werden konnten. »Bringen Sie einfach alle roten Flächen auf dieselbe Seite. Es ist ziemlich einfach.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Sir.«
    »Spring bei fünf«, sagte einer der Helfer. »Fünf, vier…«
    Ich sah keinen Grund zu warten. Ich sprang mit ausgebreiteten Armen, machte ein bisschen Show und stieß einen Freudenschrei aus, als ich durch die Luft segelte. Ich hatte noch niemals Angst vor der Höhe gehabt. Seltsam, wie die Zeit lang werden kann, wenn man sich so schnell bewegt. Jede Sekunde war wie ein kleiner Raum, den ich erkunden konnte. Wolken am Himmel über dem Stadion, eine sah aus wie ein Blauwal. Licht auf den Sitzreihen der Arena. Die verblassten Kalklinien auf der Aschenbahn. Die Helfer auf dem Boden beobachteten meinen Fall, hatten die Hände gehoben, um ihre Augen vor der Sonne abzuschirmen.
    Fast hätte ich das Geduldspiel vergessen. Es war sehr einfach, man musste nur die Abschnitte des Würfels ein paar Mal drehen. Ich glaube, es diente nur dazu, um zu sehen, ob man sich während des freien

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