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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Ehrlich, ich bin ziemlich beeindruckt, wie höflich…«
    »Wir sind im Gefängnis, Kate.«
    Wir waren in eine Sicherungszelle im Keller der Polizeiwache von Löwentorstadt gesteckt worden. Die Polizei hatte offenbar eine große Zahl von Scheibenzertrümmerinnen einkreisen können, denn wir hatten keinen Mangel an Gesellschaft. Einen fröhlicheren Auftritt hätte man sich in einer Gefängniszelle nicht vorstellen können. Außer dem verdutzten betrunkenen Mann, der in einer Ecke kauerte, waren es nur Frauen in weißen Blusen, langen Röcken und mit Sommerhüten. Es mussten etwa zwanzig sein. Einige skandierten Schlachtrufe oder sangen anfeuernde Lieder.
    »Ein bisschen leiser, wenn es geht, meine Damen«, stöhnte der Betrunkene. »Mein Kopf tut so was von gemein weh.«
    »Hör mal«, sagte Kate zu mir. »Ich habe ihnen zu erklären versucht, dass du nicht mein Komplize bist, aber sie haben mir nicht geglaubt.«
    Außer dem Betrunkenen war ich der einzige Mann in der Zelle und einige der Damen machten ein übertriebenes Getue.
    »Was für ein nobler junger Mann!«
    »Unser Waffenbruder!«
    »Ich finde es vorbildlich, dass du unsere Sache unterstützt«, sagte eine Frau mit einem großen Blumenhut.
    »Das tu ich nicht wirklich«, sagte ich.
    »Nicht viele Männer würden sich bei uns für Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen. Mrs Pankhurst wäre sehr stolz auf dich, junger Mann.«
    Ich lächelte schwach.
    »Ich muss sagen, mir hat es Spaß gemacht«, sagte Kate. »Tut mir leid, dass ich dir nicht auch den Hammer gegeben habe.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Ich bin noch nicht ganz so weit, ein Schaufenster zerschmetternder Irrer zu werden.«
    »Matt, wir wollen nur das Recht, zu wählen, so wie die Männer. Aber sie hören nicht auf uns, also haben wir dafür gesorgt, dass man uns hört.« Kate grinste. »Ich glaube, das haben sie gehört, meinst du nicht auch?«
    »Ich kann’s noch gar nicht fassen, in was für Schwierigkeiten du mich gebracht hast«, sagte ich.
    »Hör zu, ich hab dir gesagt, du sollst nicht mitkommen. Aber jedenfalls hast du nichts Unrechtes getan. Es ist ein einfaches Missverständnis. Sobald mein Vater kommt, um mich hier rauszuholen, kann er das klären…« Ihre Stimme verebbte. »Nein, nein, das kann er eben nicht.«
    »Was?«, fragte ich.
    Kate sah verzweifelt aus. »Wenn mein Vater dich hier sieht, weiß er, dass wir zusammen waren, und das würde die Büchse der Pandora öffnen.«
    »Kannst du ihm nicht einfach sagen, dass wir uns zufällig auf der Straße getroffen haben?«
    Sie schnaubte. »Das würde er nicht glauben. Ich weiß, dass er seit der Gartenparty einen Verdacht hat. Er glaubt, dass wir ein… Verhältnis haben.«
    »Die haben ein Verhältnis!«, sagte die Frau mit dem großen Hut zu ihrer Freundin. »Sie haben in der Gefängniszelle zu ihrer Liebe gefunden…«
    »Da gibt es kein Verhältnis!«, sagte ich.
    Kate zog mich tiefer in die Zelle hinein. »Daddy braucht gar nicht zu wissen, dass du hier bist. Wenn er kommt, kauerst du dich einfach hier hinten hin.«
    Ich starrte sie mit wachsendem Zorn an. »Du machst wohl Witze.«
    »Und vielleicht drehst du das Gesicht zur Wand.«
    »Du willst hier ohne mich abdampfen?«
    Kates Flüstern wurde immer angespannter. »Meine Eltern werden sich über all das schon genug aufregen. Aber wenn sie auch noch denken, dass ich heimlich mit dir rumziehe, dann lassen sie mich vielleicht nicht mit auf die Expedition.«
    »Und was ist mit mir?«, schrie ich sie fast an. »Wenn ich morgen nicht zu den letzten Prüfungen erscheine, schmeißen die mich raus. Dann bin ich erledigt!«
    »Ruf deine Mutter an«, sagte Kate. »Sie kann dich rausholen.«
    »Ich will nicht, dass sie das weiß!«
    »Mein Vater weiß es!«
    Ein mächtiger Blitz flammte auf der anderen Seite der Gitterstäbe auf. Ich drehte mich um und sah einen drahtigen Pressefotografen, der uns über seine Kamera hinweg anstrahlte. »Das ist wunderbar, danke sehr, meine Damen – oh, und mein Herr. Keine Sorge, Sie sind mit auf dem Bild. In der morgigen Frühausgabe, wenn es Sie interessiert.«
    Kate und ich blickten einander in bestürztem Schweigen an.
    »Na gut«, sagte sie dann. »Wenn wir jetzt schon zusammen in der Zeitung sind, denke ich, dass Daddy dich auch mit rausholen kann.«
    »Danke«, sagte ich. »Vielen herzlichen Dank.«

12. Kapitel
Die letzten Prüfungen
    »Das sind doch Sie, Mr Cruse, oder etwa nicht?«, fragte Sir John McKinnon, der Minister für das

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