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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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gemacht habe.«
    »Also, dann sieh zu, dass du es schaffst. Denn Miss Karr mag dich aus irgendeinem abwegigen Grund, und wenn du nicht mitkommst, ändert sie vielleicht noch mal ihre Meinung.«
    »Ist das der einzige Grund, warum du willst, dass ich mitkomme?«
    »Nein, nur einer von mehreren.«
    Wir stiegen wieder auf die Räder, aber unsere Unterhaltung war verebbt. Ich war zu wütend und verletzt, um mir Mühe zu geben und die Dinge wieder zu kitten. Das soll Kate machen, dachte ich. Doch auch sie blieb still.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte ich schließlich. »Nur scheint das alles für dich so einfach zu sein.«
    »Ist es aber nicht. Männer denken immer, dass ihnen mehr zusteht als Frauen. Es ist genau so, wie Mrs Pankhurst gesagt hat.«
    »Mrs Pankhurst hängt mir zum Hals raus«, knurrte ich.
    »Ihr geht es genauso mit dir.« Dann lächelte Kate. »Tut mir leid, dass ich versucht hab, dich vom Rad zu schubsen. Aber dein Gesichtsausdruck war doch sehr befriedigend.«
    Als wir uns der Hauptstraße näherten, die zurück in die Stadt führte, blickte Kate auf ihre Taschenuhr.
    »Ich muss jetzt los«, sagte sie.
    »Wohin?«, bohrte ich. Was war es, was sie lieber tat, als mit mir den Nachmittag zu verbringen?
    »Das solltest du besser nicht wissen«, sagte sie. »Und es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Du willst es nicht sagen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Inzwischen war ich verrückt vor Neugier. »Ich komme mit.«
    »Mach das nicht«, sagte sie.
    »Ich komme mit.«
    »Wie du willst.« Schnell fuhr sie weiter aus dem Park heraus.
    »Was ist mit Miss Simpkins?«, fragte ich.
    »Sie kennt den Heimweg.«
    Als Kate voran in die Innenstadt fuhr, war sie sehr schweigsam. Wir bogen in die Rostrum Street ein mit all ihren eleganten Geschäften, den vornehmen Damen und Herren und den Kindermädchen, die reiche Kinder in ihren Kinderwagen vor sich herschoben. Kate ließ das Fahrrad vor Wittmers Warenhaus ausrollen und lehnte es gegen die Wand. Sie blickte in das Schaufenster.
    »Jetzt hör zu«, flüsterte sie. »Bleib am besten auf deinem Fahrrad.«
    Ich war verwirrt. »Warum?«
    »Sei einfach bereit abzuhauen, wenn ich es sage.« Ihre Augen waren schmal und sie blickte lauernd von einer Seite zur anderen.
    »Kate, was hast du vor?«
    Ich blickte mich misstrauisch um, doch ich bemerkte nichts Ungewöhnliches. Kate blickte angestrengt auf den Pelzmantel im Fenster und die Vorderseite ihrer Bluse hob und senkte sich rasch mit ihrem Atem.
    Die Uhr der Kunstgalerie schlug die Stunde.
    Kate holte einen Hammer aus ihrem aus Weiden geflochtenen Fahrradkorb.
    »Ist das ein Hammer?«, fragte ich dümmlich.
    »Ja«, sagte sie. »Der größte, den ich finden konnte. Pass auf deine Augen auf…« Und damit schwang sie den Hammer gegen das Schaufenster.
    »Was machst du denn da?«, schrie ich.
    »Eine Erklärung abgeben«, sagte sie, als das Glas zersprang und die Splitter nach allen Seiten flogen. Noch zweimal schlug sie zu und das Geräusch von splitterndem Glas kam nicht nur von Kates Fenster. Die ganze Straße entlang blitzten in den behandschuhten Händen elegant gekleideter Frauen Hämmer auf. Die Bürgersteige waren im Nu mit Glassplittern übersät. Kindermädchen kreischten und schoben ihre Kinderwagen hinaus auf die Straße. Autos hupten. Ich glaubte, die Pfeife eines Polizisten zu hören, und dann ertönten die Schreie der Ladenbesitzer, die vor ihre Türen eilten.
    Kate ließ den Hammer auf den Bürgersteig fallen und schnappte ihr Rad. »Weg hier!«, rief sie mit roten Backen. Sie sprang auf und flitzte davon.
    Entsetzt folgte ich ihr. Es gab einen Verkehrsstau, als Dutzende von Frauen auf Fahrrädern vom Schauplatz flüchteten. Ein paar waren schon von Männern festgehalten worden und man hörte viel Geschrei und Gekreische.
    Kate blickte sich nach mir um, und ich glaube nicht, dass ich ihre Augen jemals strahlender gesehen habe. »Was würde deine Mutter jetzt von mir denken?«, fragte sie.
    Plötzlich trat uns ein Polizist in den Weg und von hinten schrie ein Mann: »Das ist sie! Und der junge Kerl auch! Haltet sie!«
    Kate versuchte, ihn zu umfahren, doch der Polizist packte ihren Lenker und dann auch meinen.
    »Anhalten!«, rief der Polizist. »Ihr kommt mit mir auf die Wache, alle beide.«
    »Willst du was von meinem Brot?«, fragte Kate.
    »Ich hab keinen Hunger«, sagte ich.
    »Es ist überhaupt nicht trocken. Ich hab immer gedacht, dass es nur trockenes Brot gäbe, aber das hier ist ziemlich frisch.

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