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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Luftwesen. Er zeigte auf das Foto auf der Titelseite der Times Herald . Da war ich neben Kate, zusammen mit einer großen Gruppe eingesperrter Suffragetten, von denen einige sehr erfreut zu sein schienen, dass ihr Bild in die Zeitung kommen würde.
    »Das bin ich, Sir, aber ich kann es erklären.«
    Am Montagmorgen war ich als Erstes in Mr Lunardis Büro bestellt worden. Finster blickend saß er hinter seinem Schreibtisch, Kapitän Walken stand mit ernstem Gesicht daneben.
    »Ich hoffe, es ist eine sehr gute Erklärung, Mr Cruse«, sagte Sir John.
    Ich berichtete ihnen so einfach, wie ich konnte, vom Zertrümmern der Schaufensterscheiben und dass meine Anwesenheit dabei nur ein unglücklicher Zufall war.
    »Und Sie hatten keine Ahnung, was Miss de Vries zu tun beabsichtigte?«, fragte Sir John.
    »Keine, Sir.«
    »Die junge Dame hat einen ausgeprägten Eigenwillen«, sagte Kapitän Walken. »Wir konnten das damals miterleben, als die Aurora Schiffbruch erlitten hat.«
    »Wenn ich gewusst hätte, dass sie eine Suffragette ist«, sagte Sir John, »hätte ich sie niemals eingeladen. Unsere Regierung betrachtet Anarchisten nicht gerade mit freundlichen Augen. Schaufenster einschlagen! Was für ein unglaublicher Blödsinn!«
    Ich holte tief Luft. »Aber ihr Anliegen ist richtig, Sir.«
    »Und welches soll das sein?«, blaffte Sir John.
    Es war nun zu spät, noch einen Rückzieher zu machen. »Frauen sollten das Recht haben, zu wählen, Sir.«
    »Haarsträubend«, sagte Sir John. »Ich möchte nichts davon hören.«
    Ich blickte von Mr Lunardi zu Kapitän Walken und fragte mich, was sie wohl denken mochten. Ich befürchtete, dass ich mich gerade selbst von ihnen distanziert hatte. Es war ein einsames Gefühl, doch ich hatte ausgesprochen, was ich dachte, und würde nicht versuchen, es zurückzunehmen.
    »Ich bin sicher«, sagte Mr Lunardi behutsam, »dass wir alle unsere eigene Meinung zu den Suffragetten haben. Aber lassen wir das jetzt fürs Erste beiseite. Für Politik ist bei unserer Expedition kein Platz.«
    »So einfach ist das nicht«, wandte Sir John ein. »Miss de Vries’ Bild und Name stehen in der Zeitung. Wenn wir öffentlich bekannt geben, dass sie an der Expedition teilnimmt, wird es einen Aufschrei geben. Ich will nicht, dass sie das kanadische Raumfahrtprogramm in den Schmutz zieht. Sie ist draußen, meine Herren.«
    Ich wollte schon widersprechen, doch Kapitän Walken zog meinen Blick auf sich und brachte mich mit einem leichten Kopfschütteln zum Schweigen.
    »Ich denke, das wäre jammerschade«, wandte er sich dann an Sir John. »Miss de Vries mag eigenwillig sein, aber ich habe noch keine junge Dame kennengelernt, die so klug und so mutig ist wie sie.«
    Mr Lunardi nickte. »Auf die Schnelle wird es schwierig oder gar unmöglich sein, jemanden von ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten zu finden.«
    »Wir können den Start verzögern«, sagte Sir John. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    »Es gibt sehr wohl eine andere Möglichkeit, und es ist an uns, sie zu nutzen.« Lunardi stand auf und ging im Zimmer auf und ab, die Hände in den Hosentaschen vergraben. »Ich will offen sein. Mir wäre es lieber, wenn Miss de Vries’ Bild nicht in der Zeitung wäre, doch ich möchte sie deshalb nicht austauschen. Sie ist für diese Expedition ideal, und ich weiß, dass Sie ebenso denken.«
    »Die kanadische Regierung…«, fing Sir John an, doch Mr Lunardi fiel ihm ins Wort.
    »Ich bin ein gleichberechtigter Partner bei dieser Unternehmung und ich will keine zweitbeste Wahl. Ich hasse Kompromisse, die nur wegen des äußeren Anscheins geschlossen werden. Mein Schiff ist bereit zum Start, und ich glaube kaum, dass irgendjemand, einschließlich des Premierministers, eine Verzögerung und das Risiko wünscht, von einem anderen Land geschlagen zu werden.«
    Das waren starke Worte und ich war mächtig beeindruckt – und dankbar.
    Sir John räusperte sich lautstark und blickte aus dem Fenster. »Also gut, wir behalten sie im Team, doch ich werde ihr noch heute Vormittag einen geharnischten Brief schreiben und mir von ihr jegliche weiteren Suffragettenstreiche verbitten.« Der Minister für das Luftwesen blickte mich an. »Und was ist mit Mr Cruse?«
    »Er ist schuldlos. Ich werde dafür sorgen, dass die Zeitung Entsprechendes in der Abendausgabe druckt.«
    »Danke, Sir«, murmelte ich und fühlte mich wie durch die Mangel gedreht.
    »Sie können gehen, Mr Cruse«, sagte Lunardi. »Und viel Glück

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