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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sehr gut, und ich hatte gehofft, das würde mir über anderes hinweghelfen.
    Als die Fotografen und Reporter näher an die Bühne drängten und die Sternenschiffer mit Blitzlichtern und Fragen bombardierten, bewegte ich mich auf den Ausgang zu. Ich wusste, ich sollte eigentlich bleiben und gratulieren, doch das hätte ich nicht durchgestanden. Ich kam an Kates Eltern vorbei, doch die nahmen mich kaum wahr.
    Als ich gerade den Vorraum durchquerte, packte mich jemand von hinten am Arm.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Kate atemlos. »Wieso bist du nicht ausgewählt worden?«
    »Ich war nicht gut genug«, sagte ich schlicht.
    Ein paar Leute kamen aus dem Festsaal und Kate nahm mich bei der Hand und führte mich in einen ruhigen Flur.
    »Die haben einen Fehler gemacht«, meinte sie. »Ich spreche mit Mr Lunardi…«
    »Das machst du nicht. Diese drei werden ausgezeichnete Sternenschiffer sein.«
    »Aber…« Sie sah vollkommen entmutigt aus. »Ich hab mir nie vorgestellt, dass du nicht mit mir auf dem Schiff sein würdest!«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich hab mein Bestes gegeben!«
    In meinem ganzen Leben habe ich immer versucht, das Beste zu geben, denn mir war klar, dass Entschlossenheit und harte Arbeit meine einzige Leiter zu einem besseren Leben waren. Bis jetzt hatte das auch funktioniert.
    Auf der Aurora konnte ich mich bewähren, die Akademie hatte mich aufgenommen, ich hatte gegen Piraten gekämpft, Geisterschiffe geborgen und überlebt. Doch jetzt war es das erste Mal, dass ich vollkommen versagt hatte. Ich fühlte mich wie benommen und… unbedeutend.
    Sie nahm meine Hände. »Du bist in jeder Hinsicht genauso gut wie diese drei.«
    Ich lächelte über ihre Loyalität, wusste aber im tiefsten Inneren, dass sie nicht recht hatte. Ich war übertroffen worden. Das war ganz einfach so.
    Unter ihrem linken Handschuh spürte ich etwas Hartes.
    Ich legte einen Finger darauf und blickte Kate in die Augen. Schweigend und schuldbewusst blickte sie zurück. Es war mir egal, dass ein Paar den Gang hinunter auf uns zukam, ich nahm den Handschuh und zog ihn ihr ab. An ihrem Finger steckte ein Verlobungsring.
    »Was hast du getan?«, flüsterte ich.
    Sie schluckte und das Schuldbewusstsein in ihren Augen wurde von einem Aufflammen von Trotz verdrängt.
    »Das«, sagte sie, »ist meine Fahrkarte in den Weltraum.«

14. Kapitel
Das Sternenkabel
    Der Anblick des Rings und die Härte in Kates Gesicht drehten mir den Magen um, und ich befürchtete, ich müsste mich übergeben. Ich ging weg, hörte sie rufen, blieb aber nicht stehen, ging durch die Tür, hinaus auf die Straße, ohne zu wissen, wohin. Mein Magen krampfte sich zusammen, und ich schaffte es noch bis in eine Seitengasse, bevor ich mich übergab. Tränen schossen mir in die Augen.
    Nach ein paar Minuten riss ich mich zusammen und wagte mich wieder zurück auf die belebte Straße. Immer noch benommen, stieß ich mit Reg Perry zusammen. Er war mit einer Gruppe weiterer Finalisten zusammen, die alle ihren Schlips gelockert hatten und ziemlich missmutig dreinschauten.
    »Cruse«, sagte Reg und klopfte mir auf die Schulter, »wir sind auf dem Weg zu Gassy Jacks Kneipe, um unseren Kummer zu ertränken. Komm mit uns!«
    Ich ging mit. Ich saß mit ihnen an der Bar, überschwemmt von Lärm und Rauch und froh darüber, denn ich wollte weder reden noch denken.
    Immer wieder gaben sie mir einen aus, schlugen mir auf den Rücken und sagten: »Du hättest dabei sein müssen, Cruse.« Sie sagten: »Du bist wie ein Falke zur Erde getaucht. Du hast Tobias das Leben gerettet. Das sollte doch was zählen! Was die sich wohl denken. Wirklich, du hättest mit da oben sein sollen, Kumpel.«
    Sie dachten, ich wäre einfach enttäuscht. Sie wussten ja nicht, dass mir gerade das Herz aus der Brust gerissen worden war. Die Abendstunden vergingen und die frühen Morgenstunden, und als ich mit dem Taxi zu einer unchristlichen Zeit zu Hause eintraf, sagte meine Mutter nichts. Sie hatte die Nachrichten im Radio gehört. Schweigend richtete sie mir ein Bett in ihrer Schneiderwerkstatt hinter der Küche.
    Ich war nicht betrunken, tat aber so, denn mir war nur nach Schlafen und Vergessen.
    Doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Immer und immer wieder hatte ich den Ring an Kates Finger vor Augen und ihren trotzigen Blick, und ich wusste, dass ich sie nun endgültig verloren hatte.
    Als mich dann doch der Schlaf mitleidsvoll überwältigte, schien das nur Sekunden her zu sein, bevor mich

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