Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
verabscheuen Sir Hugh«, erklärte Kate.
»Aber er ist Zoologe!«
Kate zuckte mit den Schultern. »Er kann keine Straße entlanggehen, ohne dass ihn ein Hund beißt oder ein Vogel sich auf seinen Kopf entleert. Selbst im Haus ist er nicht sicher. Das habe ich selbst gesehen. Er hat einmal eine Vorlesung gehalten, und da ist eine kleine Ratte über die Bühne gerannt, hat angehalten, ist zurückgerannt und hat sich gegen sein Hosenbein geworfen. Eines der erstaunlichsten Dinge, die ich jemals gesehen habe. Aber was in aller Welt macht Sir Hugh denn hier?«
Miss Karr hatte Sir Hugh erreicht und pflückte Haiku von dessen Schulter. Sobald der Affe in ihren Armen war, wurde er sanft und still und machte große Augen, als sei er derjenige gewesen, dem man auf den Kopf geschlagen hatte.
»Madam«, brüllte Sir Hugh, »Ihr Affe hat mich zerzaust!«
»Was unterstehen Sie sich!«, brüllte Miss Karr zurück. »Sie haben ihn offensichtlich erschreckt. Armer Haiku«, sagte sie tröstend zu dem Affen. »Na schau, der widerliche Mann ist weg.«
»Hoffentlich zeigt der Affe auf dem Schiff bessere Manieren«, sagte Kate.
Mr Lunardi war nicht besonders glücklich gewesen, als Kate ihm erzählte, der Affe würde auch mitkommen, aber selbst er hatte es nicht gewagt, sich mit Miss Karr anzulegen.
»Meine Damen und Herren.«
Wir alle wandten uns zur Bühne, als Mr Lunardi wie ein Zirkusdirektor mit ausgebreiteten Armen auftrat.
»Willkommen und herzlichen Dank, dass Sie Ihr Kommen so kurzfristig möglich gemacht haben. Seit Wochen schon haben die Zeitungen Gerüchte über ein Trainingsprogramm für Sternenschiffer in unserer Stadt verbreitet. Ich bin glücklich, Ihnen sagen zu können, dass die Gerüchte stimmen. Die Lunardi Corporation hat in Partnerschaft mit der Regierung Kanadas ein Fahrzeug geschaffen, das uns in den Himmel befördern wird. Und wir haben gerade die Sternenschiffer ausgewählt, die zu der überhaupt ersten Reise in den Weltraum an Bord gehen werden!«
Einen Augenblick lang gab es ein verblüfftes Schweigen, und dann brachen die Zuhörer in donnernden Applaus aus.
»Hier wird Geschichte gemacht, meine Damen und Herren«, fuhr Lunardi fort. »Und ich glaube kaum, Sie daran erinnern zu müssen, dass auf der ganzen Welt auch andere darum bemüht sind, dasselbe zu tun, bisher allerdings ohne Erfolg. Wir Kanadier werden die Ersten sein.«
Wieder gab es heftigen Beifall. Ich entdeckte den französischen Botschafter in der Menge. Sein Gesicht war bleich vor Empörung. Er fauchte seinem Assistenten offensichtlich etwas zu, und die beiden drehten sich um und marschierten auf den Ausgang zu.
»An Bord unseres Schiffes«, fuhr Lunardi fort, »werden wir einige der herausragendsten Experten haben, die ich Ihnen nun vorstellen möchte. Um unsere Jungfernfahrt in Wort und Bild festhalten zu können, begleitet uns die gefeierte Fotografin und Autorin Miss Evelyn Karr. Miss Karr, bitte kommen Sie zu mir nach oben.«
Die Menge teilte sich und bemühte sich, außerhalb von Haikus Reichweite zu bleiben, als Miss Karr durch den Festsaal stapfte und ihren Platz auf der Bühne einnahm, wobei sie Mr Lunardi weit überragte. Der Beifall wurde noch lauter, als Haiku auf die Schulter des Luftschiffmagnaten sprang und ihm energisch die Hand schüttelte.
»Nun denn«, fuhr Mr Lunardi fort, »die Expedition wäre wohl ohne die phänomenalen wissenschaftlichen Kenntnisse von Dr. Sergej Turgenev nie zustande gekommen. Er hat, sagen wir mal, für uns den Weg in den Weltraum bereitet und wird als Erster wissenschaftlicher Offizier an Bord unseres Schiffes dabei sein. Dr. Turgenev, bitte.«
Auf seinen Stock gestützt ging der russische Wissenschaftler auf die Bühne und hob grüßend die Hand zum Publikum – mehr in einer resignierenden als triumphierenden Geste.
Ich konnte sehen, wie aufgeregt Kate war. Sie räusperte sich und zupfte mit ihrer behandschuhten Hand an ihrem Kleid, während sie darauf wartete, dass ihr Name genannt wurde.
»Natürlich«, setzte Mr Lunardi auf der Bühne seine Ansprache fort, »haben wir nur eine geringe Vorstellung davon, was uns im Weltraum erwartet, doch wir müssen auf außerirdisches Leben vorbereitet sein.«
Ich blickte zu Kate und lächelte sie aufmunternd an. Ihre Wangen glühten und ihre Augen leuchteten.
»Um die Fauna und Flora des himmlischen Äthers zu beobachten«, sagte Lunardi, »wird unsere Expedition begleitet von dem berühmten Zoologen Sir Hugh Snuffler.«
Mir stockte der Atem.
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