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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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dem ganzen Gerede darüber, niemals zu heiraten«, sagte ich, »gehst du hin und verlobst dich! Wie kannst du nur!«
    »Hör mir zu«, flüsterte sie. »Diese Verlobung hat überhaupt nichts zu bedeuten.«
    Ich lachte bitter. »Natürlich nicht. Du hast nur versprochen, die Frau eines anderen Mannes zu werden.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte sie. »Ich kenne ihn doch kaum. Und ich habe keineswegs die Absicht, ihn zu heiraten.«
    »Und warum hast du dich verlobt?«
    Sie wackelte mit dem Ringfinger. »Ist das denn nicht klar? Ich hab’s dir doch schon gesagt: Das ist meine Fahrkarte für den Weltraum.« Sie blickte mir in die Augen. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    Ich schnaubte. »Du hast so viele Wahlmöglichkeiten wie jeder. Sogar mehr.«
    »Nicht nach der Sache mit dem Gefängnis.«
    »Wessen Fehler war das denn?«
    »Ich weiß.« Sie nickte kleinlaut. »Aber nachdem mein Vater uns zusammen in der Zelle gesehen hat und dann das Foto in der Zeitung… Meine Eltern vertrauen mir nicht mehr. Sie glauben, dass ich dabei bin, meine Chancen auf eine gute Heirat zu ruinieren. Sie haben gesagt, ich dürfte nicht mitfahren, es sei denn, ich würde einwilligen, George Sanderson zu heiraten.«
    »Der heißt James«, schnappte ich.
    »James. George. Ist doch egal.«
    »Also hast du gar nicht die Absicht, ihn zu heiraten?«, wollte ich wissen.
    »Überhaupt nicht. Matt, du weißt doch, dass es niemanden gibt, der mir wichtiger ist als du.«
    »Na, ich weiß nicht, ob du für mich noch so wichtig bist«, sagte ich. Das meinte ich nicht so, aber ich war gedemütigt und ich wollte sie verletzen.
    Ich ging, ohne mich noch einmal umzudrehen.
    Wir hoben ab, und nicht lange nach unserem Abflug wurden wir alle im Speiseraum zusammengerufen, wo ein feierliches Frühstück für uns gedeckt war. Wie eine reichlich seltsame Großfamilie setzten wir uns an den Tisch: Miss Karr und Haiku, der trübsinnige Dr. Turgenev, Sir Hugh Snuffler, der besonders aufgeblasen und selbstgefällig aussah, Kate und ich, Tobias und Chuck Shepherd und nicht zuletzt Kapitän Walken. An der Stirnseite des Tischs saß Mr Lunardi und hob sein Champagnerglas.
    »Meine Damen und Herren, auf den Weltraum!«
    »Auf den Weltraum!«, riefen wir alle und erhoben unsere Gläser.
    »Und lassen Sie sich noch einmal sagen«, fuhr Lunardi fort, »wie froh ich darüber bin, dass Sie alle und jeder Einzelne im Besonderen an dieser Expedition teilnehmen.«
    Ich wünschte, ich wäre nicht die vierte Wahl. Ich blickte zu Shepherd, der nicht besonders erfreut über seine Mitsternenschiffer wirkte.
    Sir Hugh, der so weit wie möglich von Miss Karr und ihrem Affen entfernt saß, räusperte sich.
    »Ich muss allerdings sagen, Mr Lunardi, dass ich große Bedenken bekommen habe, als ich herausfand, dass ich nicht der einzige« – er brach ab und blickte quer über den Tisch zu Kate – »Zoologe bin, der mitkommt.«
    »Genau wie ich, Sir Hugh«, sagte Kate mit einem Lächeln, das der Sensenmann wahrscheinlich aufsetzt, wenn er einen in Empfang nimmt.
    Miss Karr, bemerkte ich, war ganz die Journalistin und eifrig dabei, etwas in ihr Notizbuch zu schreiben. Ich konnte mir schon vorstellen, welche Art von Kriegsbericht sie da notierte.
    »Der einzige Grund, weshalb ich überhaupt hier bin«, sagte Sir Hugh, »ist der, um der schlampigen, amateurhaften Beobachtung ein Ende zu setzen, welche die Wissenschaft in Verruf bringt.«
    »Oder«, gab Kate zurück, »ist es vielleicht nicht doch eher der Widerstand, über neue Ideen nachzudenken, welche die Wissenschaft in Verruf bringt?«
    Mr Lunardi strahlte. »Genau darum ist es mir gegangen. Wissen Sie, Sir John hatte einige Vorbehalte dagegen, Sie beide einzuladen. Ich aber nicht. Sie, Miss de Vries, haben faszinierende Entdeckungen gemacht, doch die sind umstritten, und Sie sind noch jung und eine Frau, was viele Menschen argwöhnisch macht. Doch Sie, Sir Hugh, haben ein Ansehen, das sich über die ganze Welt erstreckt. Niemand zweifelt an Ihren Worten. Aber Sie hängen, sagen wir mal, alten Denkweisen an, die vielleicht ein bisschen engstirnig sein mögen. Jetzt aber«, Lunardi wischte Sir Hughs empörte Einwände beiseite, »mit Ihnen beiden an Bord, werden wir die drastischste wissenschaftliche Debatte aller Zeiten haben. Und alle Entdeckungen, die Sie gemeinsam machen, werden der Welt umso glaubwürdiger erscheinen. Erkennen Sie das Schöne, das in dieser Sache liegt?«
    Kate und Sir Hugh starrten Mr Lunardi schweigend

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