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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Ich sah Kate an, deren Gesicht plötzlich ziemlich blass war.
    »Davon hat Mr Lunardi nie irgendwas gesagt«, fauchte sie mir über den Beifall hinweg zu. »Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich…«
    »…nicht mehr hier«, sagte ich.
    »Ich bin stinkwütend«, knurrte sie.
    »Und mit Sir Hugh zusammenarbeiten«, sagte Mr Lunardi gerade, »wird die angestammte Bewohnerin aus – Löwentorstadt, Miss Kate de Vries, eine Spezialistin für Lebensformen in großer Höhe. Sir Hugh, Miss de Vries, würden Sie so freundlich sein, sich unserem Team auf der Bühne anzuschließen.«
    Kate atmete wieder aus und machte sich auf den Weg nach vorne, wobei sie ein Lächeln zeigte, das besser zu einer Wachsfigur gepasst hätte. Ich konnte einen Blick auf Sir Hugh werfen, der immer noch versuchte, sein zerzaustes Haar zu glätten, und gar nicht erfreut aussah. Ich fragte mich, ob er wohl ebenso überrascht war wie Kate.
    Auf der Bühne stellten sich die beiden auf die entgegengesetzten Seiten von Mr Lunardi. Haiku hatte Sir Hugh entdeckt und schüttelte sogar aus der Entfernung seine kleine Faust und deutete ihm drohend Schläge an.
    »Meine Damen und Herren«, sagte Mr Lunardi, »Sie werden sich fragen, wer diese brillanten Köpfe in den Weltraum steuern wird?«
    Nur noch das Surren der Wochenschaukameras war zu hören, im Publikum wurde es totenstill.
    »Es ist mir ein großes Vergnügen, Ihnen den Kommandeur der Expedition vorzustellen, den besten Piloten, der je den Himmel befahren hat, Kapitän Samuel Walken.«
    Kapitän Walken schritt zur Bühne und wartete, bis der Applaus abgeklungen war. »In den beiden letzten Wochen«, sagte er dann, »hat sich eine Gruppe von wahrhaft außergewöhnlichen Männern einer Reihe von extremen Prüfungen unterzogen. Gegen Ende hatten wir die Zahl der Kandidaten auf zwanzig reduziert. Doch nur drei werden an dieser ersten Expedition teilnehmen.«
    Drei! Ich hätte nie gedacht, dass es nur so wenige sein würden. Welche Chance konnte ich da noch haben? Durch den schweigenden Festsaal warfen Tobias und ich uns einen Blick zu und stellten uns dann nebeneinander. Mein ganzer Körper war in Aufruhr.
    »Niemals«, flüsterte Tobias mir zu. »Ich war nur bei dem Unterwasserkram gut.«
    »Das also«, kündigte Kapitän Walken an, »sind die Sternenschiffer, die unsere Mannschaft bilden werden: aus Halifax Mr Chuck Shepherd!«
    Shepherd stieß keinen Freudenschrei aus, sondern ging nur zielbewusst auf die Bühne zu, als habe er nie daran gezweifelt, berufen zu werden. Die Menge machte ihm Platz und applaudierte begeistert.
    »Den hätte ich auch ausgewählt«, murmelte ich.
    »Gute Wahl«, sagte Tobias mit starr auf die Bühne gerichtetem Blick, wo Mr Lunardi Shepherd die Hand schüttelte. Blitzlichter der Kameras explodierten und lieferten ein regelrechtes Feuerwerk.
    Einer weg, zwei bleiben.
    »Aus Victoria«, sagte Kapitän Walken, »Mr Tobias Blanchard!«
    Es war mein Freudenschrei, der alle Blicke auf uns wendete, denn Tobias selbst war sprachlos. Ich packte ihn an den Schultern. »Du hast es geschafft!«, sagte ich.
    Er nickte benommen.
    »Du bist ein Sternenschiffer«, sagte ich. »Geh schon!« Und ich gab ihm einen kleinen Stoß.
    Auch wenn das bedeutete, dass für mich ein Platz weniger blieb, freute ich mich für ihn. Die Art, wie er sich unter Wasser schwerelos bewegte, war wie ein Wunder. Vielleicht würde ich später brennend eifersüchtig auf ihn sein, doch jetzt freute ich mich einfach darüber, wie er auf die Bühne ging und allen die Hand gab.
    »Und schließlich«, rief Kapitän Walken, »das letzte Mitglied der Mannschaft…«
    Ich holte tief Atem.
    »…aus Saskatoon Mr Joshua Bronfman.«
    Als der Beifall aufbrandete, musste ich mich selbst daran erinnern, auszuatmen, zu lächeln und zu klatschen. Bronfman jauchzte, schrie und drosch die Fäuste in die Luft, als er zur Bühne joggte.
    Ich schämte mich und war froh, dass ich meine Mutter und meine Schwestern nicht gebeten hatte, heute Abend herzukommen. Ich konnte auch Kate nicht ansehen, für den Fall, dass sie mich mit Mitleid in den Augen anblickte. Ich hatte versagt und sie würde mich jetzt verachten. Ich selbst verachtete mich.
    Ich hatte versucht, vernünftig zu sein, hatte mir klargemacht, dass meine Chancen minimal waren. Im Anzug war ich immer noch unbeholfen gewesen und hatte gegen Klaustrophobie ankämpfen müssen. Ich war der Jüngste und nicht so stark wie manche der anderen Männer. Doch ich war gut in der Luft,

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