Sternenjagd
blickt den Ersten Offizier neugierig an.
Korie sagt: »Ich nehme nicht an, Ihnen ist jemals in den Sinn gekommen, daß ich die Verantwortung für das ganze Schiff mitsamt seiner Mannschaft trage?«
»Ah… das ist offensichtlich, Sir.«
»Ist es das? Wenn an Bord irgend etwas nicht so läuft wie es laufen sollte, dann bin ich derjenige, der in Kenntnis gesetzt werden muß. Ich trage die Verantwortung dafür, es wieder in Ordnung zu bringen. Das gilt nicht nur für die Maschinen, sondern auch für die Mannschaft.«
Rogers schweigt betreten.
»Ich bin ein wenig enttäuscht über Sie, Rogers.«
»Sir?«
»Ich weiß, daß Sie Wolfe decken. Das gesamte Schiff weiß es.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden, Sir.« Rogers beginnt in seinen Kleidern zu wühlen.
»Ich rede davon, daß Sie auf diese Weise den Respekt nicht vergrößern können, den irgend jemand an Bord für Sie empfindet. Die anderen denken noch immer, daß Sie ein verdammter Idiot sind. Warum sollten Sie Wolfe schützen?«
»Ich schütze niemanden, Sir.«
»Nicht einmal sich selbst?«
Rogers hält die Jacke vor sich, um seine Blöße zu bedecken, und blickt den Ersten Offizier an. »Sir, ich bin auch so an Bord schon verdammt weit unten. Warum sollte ich der Liste von Schimpfnamen, mit denen ich bedacht werde, auch noch das Wort ›Denunziant‹ hinzufügen?«
»Und warum sollten Sie einen Mann schützen, der eine Gefahr für alle an Bord darstellen könnte?«
»Es tut mir leid, Sir, aber ich kann Ihnen nicht helfen.«
Langsam sagt Korie: »So etwas geht auch, ohne daß Namen bekannt werden.«
»Ohne daß Namen bekannt werden? Auf der Roger Burlingame? So anonym wie ein Anschlag am Schwarzen Brett! Es gibt nur eine Person an Bord, die gegen Wolfe aussagen könnte, und das bin ich. Und ich werde mich unter keinen Umständen noch unbeliebter machen, als ich es schon bin.«
»Also schön. Rogers. Ist das Ihr letztes Wort?«
»Jawohl, Sir.«
Korie wendet sich zum Gehen.
»Sir…?«
Korie bleibt stehen. »Ja?«
»Es gibt eine Möglichkeit…«
»Und die wäre…?«
»Versetzen Sie mich auf ein anderes Schiff. Egal welches. Ein anderes Schiff, eine Raumstation, was auch immer. Nur weg von hier.«
Korie denkt nach. »Nein. Es geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Also schön, ich werde es Ihnen sagen. Sie haben sich selbst in Ihre Situation an Bord hineingeritten, oder etwa nicht? Sie haben es vermasselt. Und jetzt wollen Sie den anderen auch noch erlauben, Sie von diesem Schiff zu vertreiben. Und wenn Sie weg sind, dann wird man von Ihnen als Rogers dem Hosenscheißer reden.«
»Na und?«
»Wenn Sie sich auf diesem Schiff in den Dreck reiten, was soll Sie daran hindern, es auf dem nächsten Schiff genauso zu machen?«
»Ich weiß es jetzt besser. Ich habe dazugelernt.«
»Sicher haben Sie das. Sie haben gelernt daß Schmerzen weh tun. Ich will Ihnen etwas sagen, Bübchen – so ruft man Sie doch, oder? Bübchen? Und Ihre Kameraden haben recht wissen Sie das? Sie haben recht. Sie werden ein Bübchen bleiben, bis Sie endlich eines erkennen: Sie, und nur Sie allein, sind für Ihre Handlungen verantwortlich. Niemand sonst. Wenn Sie Mist bauen, dann müssen Sie ihn alleine wieder in Ordnung bringen. Und das hier auf der Roger Burlingame ist Ihr ganz persönlicher Mist. Niemand wird Ihnen einfach so Respekt entgegenbringen. Sie müssen sich den Respekt anderer verdienen. Wenn Sie sich benehmen wie ein Bübchen, dann wird man Sie auch so behandeln. Aber wenn Sie Ihnen zeigen, daß Sie keine Angst haben und zurückschlagen…«
»Sir…«
»Das ist Ihre einzige Chance, Rogers. Ich werde Sie nicht versetzen. Niemand kommt so leicht davon. Wenn Sie einer von ihnen sein wollen, dann müssen Sie es hier an Bord werden, Rogers. Sie werden keine zweite Chance erhalten.«
»Jawohl, Sir.«
»Rogers, ich will Ihnen noch etwas verraten. Sie wissen, daß ich die Informationen aus Ihnen herausholen könnte, wenn ich wollte?«
»Sir…«
»Oder nicht?«
»Jawohl, Sir.«
»Dann vergessen Sie das nicht. Wenn es sein muß, werde ich es nämlich tun.« Und mit diesen Worten geht Korie.
Kapitel 15
Irren ist menschlich -
dem anderen die Schuld zu geben, noch mehr.
SOLOMON SHORT
Korie fühlt sich frisch und sauber, und er riecht noch immer nach Seife, als er die Zentrale betritt. Er bleibt eine Zeitlang im Hintergrund stehen und genießt das Gefühl von Macht.
An ihren Konsolen beobachten die Männer mit sichtlicher
Weitere Kostenlose Bücher