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Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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Moral ist unmöglich – genauso wie eine absolute Bestimmung der Geschwindigkeit.
    JARLES ›FREIFALL‹ FERRIS
PHILOSOPHIE UND RELATIVITÄT:
EINE ÜBERSICHT DER AKTUELLEN IDEEN
     
    Der Kapitän steht an seinem Tisch. »Kommen Sie herein, meine Herren.«
    Korie folgt Barak in die Kabine. Auf seinem Gesicht liegt ein nachdenklicher, beinahe skeptischer Ausdruck.
    »Schließen Sie bitte die Tür.«
    Korie schließt die Tür.
    Brandt blickt von einem zum andern, von dem stämmigen, dunkelhäutigen Astrogator zu dem schmalen, bleichen Ersten Offizier. Er wählt seine Worte mit Bedacht als er zu sprechen beginnt. »Wir haben einen… einen, wie Sie es nennen würden, sehr ernsthaften Versuch gemacht das gegnerische Schiff zu stellen…«
    Korie schnaubt.
    Brandt ignoriert es und fährt fort. »… doch ich denke, es ist an der Zeit unsere Situation realistisch zu bewerten. Zuerst einmal sollte ich Ihnen vielleicht meinen Glückwunsch aussprechen, Mister Korie, und auch Ihnen. Mister Barak, für die Art und Weise, wie Sie beide heute vormittag die Besatzung geführt haben. Ich war beeindruckt von der Schnelligkeit und dem Geschick, das alle während des Angriffsmanövers gezeigt haben. Die Reaktion auf Befehle erfolgt selten so unverzüglich wie heute. Ah, mein Kompliment an Sie beide, meine Herren, für die Art und Weise, in der Sie diese Besatzung trainiert und ausgebildet und dieses Schiff auf Vordermann gebracht haben. Ich werde eine Empfehlung in das Logbuch eintragen.«
    Brandt senkt den Blick auf den Tisch neben sich und ordnet ein paar Papiere. »Und jetzt – was das feindliche Schiff betrifft – natürlich werden wir nach ihm suchen.« Unvermittelt blickt er wieder auf. »Es besteht eine nicht unbedeutende Chance, daß der Feind sich in dieser Gegend versteckt hält. Allerdings besteht die auch nicht zu vernachlässigende Möglichkeit daß wir ihn verloren haben. Wir sollten… das im Gedächtnis behalten… und es in unseren zukünftigen Überlegungen… berücksichtigen…«
    Korie blickte den Kapitän befremdet an, desgleichen Barak Brandt beeilt sich, fortzufahren: »Ich… ich denke, wir haben einen… einen moralischen Sieg in dieser Sache errungen. Wir haben bewiesen, daß die Roger Burlingame ein vollwertiges Schiff in der Flotte der Allianz ist. Das Autolog wird dies gegenüber dem Rottenkommando bestätigen. Wir haben uns selbst aus dem Dreck gezogen, und wir sind mehr als eine bloße Hinterhofpatrouille. Und… und das ist etwas, auf das wir… stolz sein können.
    Wir werden die, äh… Suche jetzt noch lange genug fortsetzen, bis wir sicher sind, daß der Feind nicht mehr in der Nähe ist… und dann werden wir Kurs Richtung Heimat setzen. Ich vertraue darauf, daß…«
    »Sir!«
    Brandt runzelt die Stirn wegen der Unterbrechung. »Was gibt es, Mister Korie?«
    »Sir, ich bitte darum, im Logbuch festzuhalten, daß ich gegen diese Taktik war.«
    »Gegen diese Taktik?«
    »Gegen das Manöver, das wir soeben beendet haben. Den Versuch, mit niedriger Geschwindigkeit an den Gegner heranzuschleichen. Ich möchte im Log festhalten, daß ich eine andere Vorgehensweise empfohlen habe. Wenn Sie sich erinnern, ich wollte von Anfang an, daß wir mit Höchstgeschwindigkeit herankommen.«
    »Ah, ja…« Brandt macht eine kurze Verlegenheitspause. Er ist ein wenig überrascht. Der Kapitän leckt sich über die Lippen, bevor er fortfährt: »In Ordnung. Ja, selbstverständlich… äh, wir werden es natürlich im Logbuch festhalten. Wer weiß? Vielleicht hätten Sie sogar recht gehabt Mister Korie. Aber - ich hatte die Entscheidung zu treffen, und zu diesem Zeitpunkt war ich überzeugt von der Richtigkeit meiner Entscheidung. Ich wählte die Vorgehensweise, die mir als die beste erschien. Es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, ob es das war oder nicht…«
    »Mit Ausnahme der Tatsache, daß wir den Gegner verloren haben.«
    »Sicher, Sie haben recht aber…«
    »Wären wir nach meiner Taktik vorgegangen, hätten wir lediglich acht Stunden für die Annäherung benötigt. Nur ein Viertel der Zeit wäre vergangen, und wir hätten ihn wahrscheinlich erwischt bevor er sich davonschleichen konnte.«
    »Mister Korie, wir haben auf der Brücke sorgfältig all diese Möglichkeiten durchgesprochen. Es ist gerade sechsunddreißig Stunden her, und ich habe keine Lust wieder von vorn zu beginnen. Ich habe die Taktik bestimmt die mir als die beste erschien…«
    »… und sich als falsch herausstellte.«
    Brandt mustert

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