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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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glaube, wir sind heute noch recht dezent.«
    Die Wiedervereinigung der drei unten auf Quin war jedoch schön gewesen: Cohl mit dem hinkenden Gang, ihrem Souvenir vom Fabrik-Stein, und Bleibende Hoffnung, zurück von seiner Artilleriebrigade. Hoffnung hatte erstaunlicherweise abgenommen. Wie sich herausstellte, musste man in diesen Monopolkanonen-Bataillonen harte körperliche Arbeit verrichten, und nach mehreren Monaten Schinderei sah Hoffnung so fit aus wie nie zuvor.
    Und es hatte den dreien erst recht große Freude bereitet, endlich wieder ein Schiff besteigen zu können. Sie tauften es sofort auf den Namen Assimilator’s Other Claw. Als Kampfschiff taugte es nicht viel, weil es mit einem dicken Sensorbehälter bestückt war, der die schlanken Linien seines Rumpfes verunstaltete. Und natürlich kam es sowieso nicht an ihr erstes Schiff heran. Aber es war trotzdem ein Schiff – ihr Schiff. Sie hatten ihre Hautanzüge mit Zeichen markiert, die an die erste Claw erinnerten, und Pirius Blau verspürte eine außergewöhnliche Aufwallung von Freude, als er wieder in einer Grünschiffblase saß.
    Nilis beobachtete ihn mit seiner typischen Mischung aus Stolz und Sehnsucht. »Ich nehme an, dieses Geplänkel ist ein soziales Schmiermittel. Aber es überrascht mich, dass ihr etwas zustande bekommt. Nun ja, ich habe das Privileg, hier zu sein und dies zu sehen. Es ist so anders. Weißt du, wir Menschen sind nicht dazu geschaffen, in einer solchen Umgebung effizient zu arbeiten. Auf der Erde befindet man sich auf einer Ebene mit einer Ausdehnung von einigen Kilometern, so scheint es jedenfalls, und mehrere Kilometer über einem sind Wolken. Am Himmel ist alles so weit entfernt, dass es zweidimensional wirkt – sogar der Mond. Es hat keine Tiefe. Die Abstufungen sind Kilometer und Unendlichkeit, dazwischen gibt es nichts. Hier jedoch staffeln sich die Sterne in die Tiefe des Himmels – der Raum ist voll von ihnen –, und das erzeugt einen Eindruck von endlosen Weiten, eine Perspektive, die es auf der Erde nicht gibt.«
    Pirius zuckte die Achseln. »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja, ich glaube schon.« Er sah Pirius Blau neugierig an. »Um einen solchen Himmel zu begreifen, musst du einen ganz anders strukturierten Sinnesapparat, einen ganz anders strukturierten Denkapparat haben als ich, Pirius. Genetisch könnten wir identisch sein. Aber geistig sind wir so verschieden, dass wir genauso gut unterschiedlichen Spezies angehören könnten.«
    Das war für Pirius eine unangenehme Häresie. Den Doktrinen zufolge waren alle Menschen im Grunde identisch. Wenn Nilis sich für eine Art Abweichler halten wollte, war das seine Sache. »Ich versuche nur, meine Arbeit zu tun, Kommissar.«
    »Ich weiß.« Nilis seufzte. »Und mein Geschwätz stört dich dabei! Noch einmal vielen Dank für deine Gastfreundschaft.«
    Gastfreundschaft: Das war noch etwas, worüber Pirius nicht allzu genau nachdenken wollte. Da der ganze Zweck der Mission darin bestand, Nilis durch den Hohlraum zu bringen, hatte man entschieden, wo er am sichersten war: bei Pirius – oder vielmehr, in ihm. Alle Besatzungsmitglieder des Schiffes hatten diverse Implantate im Nervensystem, die als Ortungsgeräte, Reservekommunikationssysteme, medizinische Kontrollen und Systemschnittstellen dienten. Demgegenüber war der Download des virtuellen Nilis in Pirius’ Kopf eine Kleinigkeit gewesen. Allerdings eine unerwünschte Kleinigkeit. Nun ja, Befehl war Befehl.
    Nilis hob die Hände. »Ich weiß, du fühlst dich unwohl. Ich bin nur als Beobachter hier, nicht, um mich einzumischen. Ich werde dir nicht in die Quere kommen.«
    Vor seiner Zustimmung zu dem Download hatte sich Pirius einen Ausschalter ausbedungen. »Nein«, sagte er vehement. »Ganz bestimmt nicht.«
    Auf dem gemeinsamen Kanal meldete sich eine gebieterische Stimme. »Hier ist Dray. Seid still und hört zu.«
    Das Gebrabbel im Funk verebbte sofort. Pirius warf einen raschen Blick auf die Phalanx der sieben Schiffe um ihn herum. Drays war eines der beiden direkt vor ihm, an der Spitze der lockeren Keilformation. Commodore Dray, eine eindrucksvolle, muskulöse Frau mit kahl geschorenem Schädel, war die Leiterin dieses Expeditionstrupps.
    »Hier sind eure Idents«, sagte sie jetzt. »Ich bin die Keilführerin…« Sie nummerierte die anderen Besatzungen der Reihe nach durch, immer erst die eine, dann die andere Seite, sodass Dray, in Keil Null, eine Reihe von Schiffen mit geraden Zahlen führte, Keil Eins dagegen

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