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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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ebenfalls an. »Madam, Sie sind voller Geheimnisse. Aber dieses noch tiefer vergrabene Archiv – wo ist es?«
    »Auf dem Callisto«, antwortete sie.
    Der Name sagte Pirius nichts, aber Nilis erbleichte.
    Das seltsame Patt blieb noch ein paar Minuten bestehen, bis blau behelmte Wächter in vollständig gepanzerten Hautanzügen in die Kammer eindrangen, um sie hinauszuführen.
    Als sie gingen, zog Pirius Luru Parz beiseite. »Eins verstehe ich immer noch nicht. Warum hat Tek mir den Kontaktchip überhaupt gegeben? Was wollte er?«
    Sie seufzte. »Er hat nur sondiert, eine Möglichkeit gesucht. So funktioniert eine Koaleszenz.«
    Pirius schüttelte den Kopf. »Das ergibt doch keinen Sinn. Weshalb sollte Tek im Interesse der Koaleszenz handeln? Er ist ein Parasit.«
    »Aber er gehört auch zum Schwarm. Ist dir das nicht klar? Er weiß es nur nicht. Keiner von ihnen weiß es!« Sie zupfte ihn am Ärmel. »Komm, Pirius, machen wir, dass wir von hier verschwinden. Trotz meiner Maske wird mir übel von dem Gestank hier drinnen.«
    Sie folgten den Wächtern mit schnellen Schritten zur kühlen, leeren Oberfläche des Mars.
    Hinter ihnen schwammen die Koaleszenten-Mütter in ihren milchigen Becken, und nackte Betreuerinnen mit runden Schultern huschten nervös umher.

 
30
     
     
    Pirius Blau hatte fast schon vergessen, wie es war, im Cockpit eines Grünschiffs zu sitzen.
    Es war, als hinge man im freien Raum, ohne jede Trennwand zum Himmel draußen. Und dieser Himmel im Zentrum der Galaxis war voller Sterne, eine bis ins Unendliche reichende Ansammlung von Kugeln. Viele davon waren strahlend blaue junge Sterne, andere hingegen, die schon vor ihrer Zeit grollend gealtert waren, glommen in düsterem Rot. Dieses Sternenmeer wirkte wild bewegt und ungeheuer dynamisch – und in Wahrheit flogen die dicht gedrängten Sterne mit hoher Geschwindigkeit durch diesen tödlichen Raum, obwohl ihre Bewegung nur im Zeitrahmen von Jahren sichtbar war, zu langsam für das Wahrnehmungsvermögen menschlicher Eintagsfliegen.
    In einem Winkel des Cockpits von Pirius’ Grünschiff kauerte der virtuelle Nilis. In seinem Hautanzug, der ihm virtuell auf den umfangreichen Leib geschneidert worden war, sah er ein wenig absurd aus. Staunend sagte er: »So viele Sterne, riesige, grelle Sterne, viel größer als die irdische Sonne, so nah beieinander, dass sie vorbeigleiten wie Lichtkugeln an einer Straße… Der Himmel ist so hell wie in den Tropen! Es gibt ein altes Paradoxon. Früher einmal glaubte man, das Universum sei unendlich und gleichförmig, überall voller Sterne. Aber das kann nicht sein, weißt du, denn dann müsste man überall, wohin man schaut, Sterne sehen, und der ganze Himmel würde so hell leuchten wie die Oberfläche der Sonne. Vielleicht sähe dieser paradoxe Himmel ein wenig so aus wie das hier.«
    »Es ist ein schöner Anblick, Kommissar«, stimmte ihm Pirius Blau zu. »Aber vergessen Sie nicht, dass hier jeder Stern eine Festung ist.«
    Das brachte Nilis zum Schweigen. Pirius war erleichtert. Er hatte zu tun; auf der Missionsuhr lief der Countdown. Er aktivierte die Fluglageregler des Grünschiffs, winzige Trägheitsgeneratoren, die an jeder der drei Gondeln sowie am Rumpf des Schiffes befestigt waren.
    Vor ihm verschob sich der Sternenflitter des galaktischen Zentrums. Er machte vor diesem Hintergrund sieben Funken aus, die smaragdgrünen Lichter der sieben Grünschiffe, die ihn und seine Besatzung in die unbekannten Tiefen des Hohlraums begleiten würden.
    »Systeme scheinen in Ordnung zu sein«, meldete er.
    Bleibende Hoffnung rief aus seiner Ingenieursblase: »Klar, du Genie, als könntest du die Freiheitsgrade des Schiffes fühlen, indem du einfach bloß da rumhockst. Tatsächlich hatte ich die Trägheitskontrolle schon eingeschaltet, bevor du angefangen hast, daran rumzuspielen.«
    »Wusste ich’s doch, dass ich mich auf dich verlassen kann, Hoffnung.«
    Nun mischte sich Cohl ein. »Würdet ihr mir wohl Bescheid sagen, bevor ihr mit dem Kahn durch die Gegend karriolt? Ich versuche gerade, die Navigationssysteme zu kalibrieren. Ich weiß, das ist für euch zwei Helden nur eine Kleinigkeit, aber ich hab das sentimentale Bedürfnis zu wissen, wo ich bin.«
    »Die Kiste gehört ganz dir, Navigatorin…«
    Der virtuelle Nilis machte große Augen. »Pirius – du freust dich bestimmt, deine Crew wieder zu sehen. Daheim im angestammten Habitat, sozusagen. Aber geht es bei euch immer so zu?«
    »O nein«, sagte Pirius. »Ich

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