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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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es seine Aufgaben noch erfüllen – zumindest theoretisch. Aber im Augenblick wäre Pirius gern imstande gewesen, diese transparenten Wände mit der Hand zu durchstoßen und seine Kameraden zu berühren.
    »Navigatorin?«, sagte er. »Bist du noch bei uns?«
    Er sah, wie Cohl flüchtig zu ihm herüberschaute. »Wir liegen voll auf Kurs, Pilot.«
    »Ich habe nicht nach dem Kurs gefragt.«
    Cohl zuckte die Achseln, als wäre sie verärgert. »Was soll ich denn sagen?«
    »Du hast all das hier beim Briefing gesehen. Du wusstest, dass es so kommen würde.«
    Das stimmte. Die Kommissare hatten ihnen eine Vorschau der gesamten Operation mit detaillierten virtuellen Darstellungen – so genannten »Virts« – bis auf die festgesetzte Sekunde genau gezeigt. Das war keine Prophezeiung und auch keine bloße Vermutung, sondern Vorherwissen: eine Voraussage auf der Grundlage von Daten, die tatsächlich aus der Zukunft durchgesickert waren. Die Offiziere wollten die Angst ihrer Untergebenen dämpfen, indem sie sie schon im Vorhinein mit den Einzelheiten der Kampfhandlungen vertraut machten. Aber nicht jeder schöpfte Trost aus dem Gedanken, dass sein Schicksal vorherbestimmt war.
    Cohl starrte durch ihre Blasenwand nach draußen, die Lippen zu einem kalten, humorlosen Lächeln verzogen. »Ich komme mir vor, als träumte ich«, sagte sie leise. »Wie in einem Wachtraum.«
    »Sie ist nicht in Stein gemeißelt«, sagte Pirius. »Die Zukunft.«
    »Aber die Kommissare…«
    »Kein Kommissar hat je den Fuß in ein Grünschiff gesetzt – dazu sind sie nicht dünn genug. Es ist erst real, wenn es passiert. Und es passiert jetzt. Es liegt in unseren Händen, Cohl. In deinen. Ich weiß, du wirst deine Pflicht tun.«
    »Und ihnen Feuer unterm Arsch machen!«, rief Bleibende Hoffnung.
    Endlich sah er Cohl grinsen. »Jawohl, Sir!«
    Ein grüner Blitz lenkte Pirius ab. Ein Schiff schoss aus der Formation hervor. Einer der drei Spiere war ein Stumpf; die Blase fehlte. Als es vorbeisegelte, erkannte Pirius das knallige, aufgemotzte Tetraedersymbol an seiner Seite. Es war Dans’ Schiff.
    »Dans?«, rief er. »Was…«
    »Vorherbestimmung, dass ich nicht lache«, brüllte Dans über die Leitung von Schiff zu Schiff. »Das hat niemand kommen sehen.«
    »Was denn?«
    »Sieh selbst.«
    Pirius’ Blick schweifte über den berstend vollen Himmel, und er ließ sich vom Virtualgenerator dreidimensionale Schlachtfelddaten in den Kopf einspeisen.
    In den Sekunden, in denen er sich mit seiner Crew beschäftigt hatte, hatte sich alles verändert. Die Xeelee waren nicht auf ihre ursprünglichen Zuckerwürfel beschränkt geblieben. Ein Schwarm stieß aus dem Nichts von oben herab und hielt geradewegs auf Pirius’ Steinbrocken zu.
    Pirius hatte ihn nicht gesehen. Sehr unaufmerksam, Pirius. Ein Fehler, und du bist tot.
    »Das hätte nicht passieren sollen«, sagte Cohl.
    »Vergiss die Projektionen«, fuhr Pirius sie an.
    Es würde nur noch Sekunden dauern, bis die Fliegen den Steinbrocken angriffen. Er sah wimmelnde Aktivität in seinen Rinnen und Gräben. Die armen Seelen dort unten wussten ebenfalls, was auf sie zukam. Pirius umklammerte die Steuerelemente und versuchte, sein Herzklopfen zu ignorieren.
    Vier, drei, zwei.
     
    Die Xeelee – oder »Sili«, wie man es aussprach – waren die ältesten und mächtigsten Feinde der Menschheit.
    Den Gerüchten in den Ausbildungslagern und den riesigen offenen Kasernen auf der Bogen-Basis zufolge, gab es nur drei Dringe, die man über die Xeelee wissen musste.
    Erstens: Ihre Schiffe waren besser als unsere. Man brauchte nur eine Fliege in Aktion zu sehen, um das zu erkennen. Manche behaupteten, die Xeelee seien ihre Schiffe, was sie wahrscheinlich noch stärker machte.
    Zweitens: Sie waren klüger als wir und hatten erheblich mehr Mittel zur Verfügung. Die Operationen der Xeelee, so glaubte man, wurden in Chandra selbst, dem supermassiven schwarzen Loch im Zentrum der Galaxis, ausgerüstet und gesteuert. Tatsächlich bezeichneten die Militärstrategen Chandra als den Hauptradianten der Xeelee. Wie konnte irgendetwas von uns damit konkurrieren?
    Und drittens: Die Xeelee wussten, was wir tun würden, noch bevor wir selbst uns darüber klar geworden waren.
    Der interstellare Krieg wurde auf beiden Seiten mit Überlichttechnologie ausgefochten. Doch wenn man schneller flog als das Licht, durchbrach man die Grenzen der Kausalität; ein Überlichtschiff war eine Zeitmaschine. Darum war dies ein Zeitreisekrieg, in dem

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