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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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uns noch nicht in verschiedene Arten ausdifferenziert. Aber ihre Körper sind an die niedrige Schwerkraft oder die Schwerelosigkeit angepasst. Ihre Knochensubstanz wird nicht von einer Flut unausgewogener Flüssigkeiten weggespült wie bei unseren Erdenwurm-Vorfahren, als sie sich zum ersten Mal in den Raum wagten. Auch ihr Geist hat sich angepasst; sie können in drei Dimensionen denken und arbeiten. Die Drillinge leiden nicht unter Schwindelgefühlen oder Klaustrophobie. Sie sind sogar relativ immun gegen Strahlung.
    Und das ist noch nicht alles. Hier auf Quin pflanzt man sich fort, wenn man den Kampfeinsatz überlebt, aber für die Gene ist es noch besser, nicht so lange abzuwarten, dieses Risiko nicht einzugehen. Deshalb werden die Kadetten immer früher fruchtbar, und schließlich produzieren sie Eier und Spermien, lange bevor sie von ihrer körperlichen Entwicklung her zu Kämpfern taugen. Ich glaube, die Tilis sind ungefähr sechzehn, Pirius. Aber sie sind fruchtbar, seit sie zehn sind. Die Infanteristen sind ein Extremfall. Die Verschleißquote ist horrend, die Generationen sind hier sehr kurz. Aber dieselben subtilen Veränderungsprozesse haben dich geformt, Pirius. Und mich. Keiner von uns ist ein Erdenwurm.«
    Pirius war schockiert. »Ich weiß, Bürde, du hältst nichts von den Doktrinen. Aber weshalb lassen die Offiziere zu, dass diese genetische Drift weitergeht?«
    Bürde schüttelte den Kopf. »Verstehst du immer noch nicht? Weil es nützlich ist, Pirius. Das ist das Einzige, was du dir merken musst, dann werden dir viele verwirrende Aspekte des Lebens hier klar.«
    Bürde erzählte von sich selbst. Der Junge namens Quero war auf einer Basis in einem anderen Sternhaufen im Zentrum der Galaxis geboren. Früher hatte er Grünschiffe geflogen: Er war sogar selbst Pilot gewesen und hatte einen Kampfeinsatz überlebt.
    Während all dieser Zeit habe sich sein Glaube entwickelt, erklärte er.
    Die Saat des Glaubens von Wigners Freunden war in Gestalt von Sagen von der alten Erde hierher gekommen, Sagen von Michael Poole und der Rebellion gegen die Qax. Seine außerordentlich trostreiche Botschaft hatte unter den Soldaten im Kern der Galaxis rasch Wurzeln geschlagen. Mittlerweile fand man die »Freunde« überall an der Front, um das gesamte Zentrum der Galaxis herum.
    »Ich bin praktisch damit aufgewachsen. Man hat mir Kindergeschichten über Michael Poole und die Letzte Beobachterin erzählt. Ich habe das alles nicht so richtig ernst genommen; es gehörte halt einfach dazu. Und als ich dann mit meiner Ausbildung angefangen und erfahren habe, dass es offiziell alles tabu war, habe ich natürlich den Mund gehalten.«
    Zunächst hatte all das keinerlei Auswirkungen auf Queros erfolgreiche Laufbahn gehabt. Doch dann hatten ihn seine Erlebnisse bei einem Kampfeinsatz zutiefst erschüttert.
    »Ich habe den Tod gesehen«, sagte er nun lächelnd. »Von einer Grünschiffblase aus ist er schon schlimm genug. Hier unten auf den Steinen ist er noch viel schlimmer. Jeder Tod ist das Ende eines Lebens, eines Bewusstseins, eines einzigartigen Fadens der Erfahrung und der Erinnerung. Vielleicht müssen wir alle sterben. Aber auf diese Weise? Mir ist es schwer gefallen, meinen Platz in diesem ewigen Krieg zu akzeptieren.«
    Auf der Suche nach Antworten hatte er sich wieder dem Glauben seiner Kindheit zugewandt. Aber diesmal hatte er sich nicht mit den schlichten, personalisierten Geschichten von Michael Poole und anderen Helden begnügt, mit denen er aufgewachsen war, sondern sich auch mit den philosophischen Grundlagen dieses Glaubensbekenntnisses auseinander gesetzt. Und er hatte angefangen, darüber zu sprechen. »Meine Offiziere haben Quero respektiert, glaube ich. Aber für Diese Bürde Wird Vergehen hatten sie keine Zeit.«
    Pirius entnahm seinen Worten, dass er schon eine Weile hier war. Von Natur aus intelligent, flexibel und mutig, hatte Bürde bereits fünf Kampfeinsätze überlebt. Einmal, so erzählte er, habe er seine Sache so gut gemacht, dass man ihm eine Chance gegeben und ihm eine Ausbildung zum Infanterieoffizier angeboten habe. Aber dafür hätte er seinem Glauben entsagen müssen. Da er das abgelehnt habe, sei er wieder degradiert worden.
    »Bereust du das alles nicht?«, fragte Pirius.
    »Warum sollte ich?«
    »Oh. ›Diese Bürde wird vergehen.‹«
    »Du hast es kapiert«, sagte Bürde. »Dieses ganze Elend wird am Ende gelöscht werden. Also, was gibt es da zu bereuen?«
    Cohl hatte zugehört. Sie

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