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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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festhielten.
    Pirius’ Neugier war groß. Er fand es zutiefst faszinierend, sich an diesem außergewöhnlichen Ort zu befinden. Doch auch wenn er noch so aufmerksam nach oben starrte, den Spiegel am Himmel sah er nicht mehr.
     
    Der Wagen schmiegte sich an eine kleine, durchsichtige Kuppel am Rand der Mayflower-Grube. Die Kuppel war mit niedrigen, provisorisch wirkenden Gebäuden voll gestopft. Irgendwo befand sich ein Trägheitsgenerator, und zur allgemeinen Erleichterung war die Schwerkraft hier drin nicht niedriger als auf dem Mond, sodass ihnen das Gehen leicht fiel.
    Pirius und Torec waren als Erste draußen. Sie konnten es kaum erwarten, zu der transparenten Panoramawand auf der anderen Seite der Kuppel zu gelangen, damit sie die Grube mit eigenen Augen sehen konnten.
    Die Mayflower-Grube war ein glattwandiger Krater mit einem Durchmesser von einem Kilometer. Trotz ihrer Größe lag die gesamte Grube unter einer riesigen, niedrigen Kuppel, um die sich kleinere, ebenfalls bewohnbare Bauten wie Kinder scharten. Auf dem Grund der Grube standen die Relikte von Schwermaschinenbauprojekten: Kranbrücken, Plattformen aus Metall, Beton und Eis und riesige, gewaltigen Skeletten gleichende Niedrigschwerkraftkräne. Überall schwebten Kugellampen, die die Grube in ein gelbweißes, komplexes Licht tauchten. Nichts rührte sich.
    Nilis, der hinter den Ensigns hereilte, sagte: »Welch ein Ort – ein Überbleibsel der Größe oder der Torheit der Vergangenheit. Eine Goldgrube für Archäologen! Ach, aber ich vergaß: Unter der Koalition sind wir alle zu beschäftigt für Archäologie, nicht wahr, Herr Minister?«
    Gramm watschelte mit einer Geschwindigkeit dahin, die ihm offenkundig unangenehm war, und geriet trotz der kühlen Luft in der Kuppel ins Schwitzen. »Mag ja sein, Nilis, dass wir weit weg von zu Hause sind. Aber Sie sind Kommissar, und ich schlage vor, dass Sie sich auch wie einer benehmen.«
    »Ich bin gebührend beschämt«, erwiderte Nilis trocken.
    »Sie dürfen allerdings nicht vergessen«, warf Faya Parz ein, »dass dies nicht nur ein technisch, sondern auch historisch bedeutsamer Ort ist. Viele dieser ersten Sternenschiffe waren nicht mit Forschern, sondern mit Flüchtlingen bemannt.«
    »Sie sprechen von den Jasofts«, sagte Nilis.
    »Jasofts?«, fragte Torec.
    »Oder Pharaos«, sagte Faya mit einem Grinsen, bei dem sie ihre schwarzen Zähne entblößte.
    Es war eine alte, verwickelte und schwierige Geschichte.
    »Vor der Qax-Besatzung hatte man den Alterungsprozess besiegt. Aber die Qax setzten die Anti-Alterungs-Behandlungen ab, und der Tod kehrte auf die Erde zurück. Einige Menschen, die so genannten Jasofts oder Pharaos, kamen jedoch zum Dank für ihre Zusammenarbeit mit den Qax in den Genuss von Unsterblichkeitsbehandlungen – diesmal denjenigen der Qax. Das Alter machte sie von Natur aus konservativ, egoistisch und egozentrisch, und sie wurden völlig abhängig von den Qax – nun ja. Diese neuen Unsterblichen waren ideale Kollaborateure.«
    »Das ist ein vorschnelles Urteil«, entgegnete Faya Parz kühl. »Manche würden sagen, dass die Jasofts die Grausamkeit der Qax gemildert haben. Ohne sie wäre das Besatzungsregime viel härter ausgefallen. Womöglich wäre die gesamte menschliche Kultur der Auslöschung durch die Qax anheim gefallen. Die ganze Gattung hätte ausgerottet werden können.«
    Gramm wedelte mit der Hand. »Oder die Jasofts waren Verbrecher. Wie auch immer. Das ist eine zwanzigtausend Jahre alte Diskussion, die nie zu einem Ergebnis kommen wird. Als das Besatzungsregime zusammenbrach, hat die neue Koalition die letzten Jasofts gejagt und zur Strecke gebracht.«
    Nilis nickte. »Und darum wurden Schiffe wie die Mayflower gebaut, und Jasoft-Besatzungen sind aus dem Sol-System geflohen. Oder haben es zumindest versucht. Übrigens wissen wir nicht, was der Name – Mayflower – bedeutet. Vielleicht eine archaische Anspielung auf etwas aus den Zeiten vor der Besatzung… Am Ende ist Port Sol selbst einer der letzten Zufluchtsorte der Jasofts im Sol-System geworden.«
    Mit fast lautlosen Schritten kam Luru Parz auf sie zu. »Und da musste es natürlich durch die jugendfrischen Soldaten der Koalition gesäubert werden«, sagte sie.
    »Haben Sie uns hergebeten, um uns mit solchen abstoßenden historischen Anekdoten zu schockieren, Luru Parz?«, fauchte Gramm.
    »Sie wissen, weshalb Sie hier sind, Herr Minister«, erwiderte sie und lachte ihm ins Gesicht.
    Gramm schwieg. Doch als er

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