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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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dieses Sternhaufens kam, wo Mehrfachgeburten aus irgendeinem Grund an der Tagesordnung waren. »Ergibt ja auch Sinn«, sagte Cohl mit ihrem üblichen mürrischen Humor. »Schließlich sind wir hier im Quintuplet-Cluster – dem Fünflings-Sternhaufen…«
    Die Tili-Drillinge verbrachten fast ihre gesamte Zeit miteinander. Irgendwie schien es ihnen immer zu gelingen, die Trainingsübungen gemeinsam zu absolvieren, und in ihrer dienstfreien Zeit klebten sie noch enger aneinander. Beim Essen – oder wenn sie an ihrer Ausrüstung arbeiteten – kicherten und schwatzten sie pausenlos und steckten ihre drei so ähnlichen Köpfe zusammen. Sie teilten sich eine Koje und verhedderten sich im Schlaf zu einem warmen Haufen aus Gliedmaßen und Köpfen. Sie liebten sich sogar ungeniert vor aller Augen. Aber ihre Art der Liebe war sanft und sehr zärtlich, beinahe präsexuell, fand Pirius. Natürlich war das alles unangebracht. Familienverbände, selbst Zwillinge und Drillinge, sollten nicht zusammenbleiben, damit die zwischen ihnen entstehenden Bande nicht der Loyalität zur Menschheit als Ganzes in die Quere kamen. Aber schließlich war vieles, was hier geschah, undoktrinell.
    Die Situation wurde kompliziert, als die Drillinge sich auf Pirius fixierten. Anscheinend hatten sie eine rudimentäre Fliegerausbildung als Navigatorinnen genossen, bevor sie mit den Autoritäten in Konflikt geraten waren. Sie hatten also etwas gemeinsam. Als eine von ihnen sich erbot, Pirius zu zeigen, wie man schadhafte Stellen am Hautanzug reparierte oder die Algenschichten im Tornister entfernte, nahm er das Angebot bereitwillig an.
    Sie schienen ihn wie ein großes, ungeschicktes Kuscheltier zu behandeln. Er fand sich damit ab. Vielleicht fühlte er sich bei ihnen ein bisschen sicherer, weil sie so stark aufeinander bezogen waren.
    Allerdings versuchten sie ein paarmal, ihn in ihr volles Bett zu locken. Wenn sie ihm mit ihren kleinen Fingern über den Bauch und die Waden strichen, hätte ihm kein Angebot verlockender erscheinen können. Aber er zog sich zurück, weil er wieder befürchtete, er könne sich irgendwie verlieren. Außerdem schlug er sich mit der Frage herum, wie alt die Drillinge waren; wie die anderen Kadetten wirkten sie sehr klein, sehr unentwickelt, sehr jung.
    Doch als eine von ihnen allein in sein Bett kam – vielleicht war es Tili Zwei, möglicherweise auch Drei –, konnte er einfach nicht widerstehen. Und als er sich in ihre Arme sinken ließ und ihre Haut, ihre Lippen und ihre weichen Gliedmaßen spürte, verschaffte ihm das eine ungeheure, tröstliche Erleichterung.
     
    Er versuchte, mit Diese Bürde Wird Vergehen über seine Gefühle zu sprechen.
    »So ist es mir auch mal ergangen«, sagte Bürde. Er lag in seiner Koje, auf den Ellbogen gestützt, nackt bis zur Taille, und sah Pirius an. Der übliche nichts sagende Lärm der Kaserne spülte über sie hinweg. »Ich war ebenfalls in der Marine«, sagte Bürde. »Am Anfang ist das hier nur eine Flut von Gesichtern. Nach einer Weile fängt man jedoch an zu verstehen.«
    »So?«
    »Du hast das Gefühl, dass diese kleinen Kadetten irgendwie anders sind als du, Pirius, nicht wahr? Nicht nur, was ihre Erfahrungen, ihren Hintergrund betrifft – es ist etwas Grundlegenderes. Und weißt du, warum? Weil es stimmt.«
    Das Embryonenmaterial, das in den Gebärtanks von Quin ausgebrütet wurde, stammte vom Genmaterial der Soldaten ab. Natürlich: Woher sollte es sonst kommen? Nicht nur das, die Militärstrategen versuchten sicherzustellen, dass sich nur erfolgreiche Soldaten fortpflanzten. Das sollte ein Anreiz sein, die Ausbildung zu absolvieren, zu kämpfen und zu überleben. Es gab keine Familien in dieser Welt, keine Elternbindungen. Aber irgendetwas tief im Innern jedes menschlichen Wesens reagierte selbst auf das abstrakte Wissen, dass etwas von ihm dieses kurze Leben überdauern würde.
    Pirius wusste natürlich darüber Bescheid; auf der Bogen-Basis war es genauso. Aber er hatte noch nie eingehender darüber nachgedacht, was es bedeutete.
    Es war Zuchtwahl. Und sie wurde in der gesamten Galaxis praktiziert, schon seit einer Zeit, als der Krieg gegen die Xeelee noch gar nicht richtig begonnen hatte. Seit nahezu zwanzigtausend Jahren hatte die Menschheit sich zu einer Gattung von Kindersoldaten herangezüchtet.
    »Schau dir die Tilis an«, sagte Bürde leise. »Sie könnten sich wahrscheinlich mit jedem Menschen in der Galaxis kreuzen, wenn sie die Gelegenheit bekämen; wir haben

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