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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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tun, muss er erst einmal Rohan beseitigen. Er hat keinen Anspruch auf die Wüste, das wissen doch alle. Er hat nicht die Armeen, um einen militärischen Sieg zu erringen, damit er unser Land in der Schlacht gewinnt. Nicht einmal Miyon ist dumm genug, das zu versuchen.«
    »Allein nicht. Aber du vergisst, dass er wahrscheinlich Verbündete hat. Roelstras Enkel.«
    Tallain nickte und sah sie bewundernd an. Seine Bewunderung sprach er jedoch niemals laut aus – was ein noch größeres Kompliment war, als wenn er ihr zu ihrem Verstand gratuliert hätte. Er erwartete von ihr, dass sie klug war; hätte er sie gelobt, wäre das eine Beleidigung gewesen.
    »Du hast Recht. Das hatte ich wirklich vergessen. Aber damit weiß ich immer noch nicht, warum er nach Stronghold will.«
    »Verrat aus den eigenen Reihen?«, überlegte sie. »Er hat eine bewaffnete Eskorte. Einige davon sind wahrscheinlich Merida. Es mag ja Hunderte von Jahren her sein, dass sie ihren schmutzigen Handel begonnen haben, aber ich bezweifle, dass ihr Talent zum Morden verkümmert ist.«
    Tallain schüttelte den Kopf. »Er kann ihn nur in aller Öffentlichkeit herausfordern. Und dazu brauchen sie Pol lebend. Das war Rohans Überlegung bei dem Betrüger vor neun Jahren. Er wollte, dass Masul in aller Öffentlichkeit denunziert wird, damit Pols Recht nie wieder angezweifelt wurde.« Wieder zuckte er mit den Schultern und machte damit weiter, ihre Haare zu bürsten. »Es hat natürlich nicht ganz so geklappt. Aber verlass dich drauf, ein Sohn von Ianthe ist bestimmt nicht dumm. Es wäre nicht genug, Pol einfach nur umzubringen und die Prinzenmark zu übernehmen.«
    »Sie hätten seinen Tod und das Prinzentum. Was könnten sie sonst noch wollen?«
    »Rache. In deinem Körper ist keine einzige Faser Bosheit, meine Liebe. Du denkst einfach nicht so. Aber stell dir vor: Sie sind die Söhne einer Prinzessin, Enkel eines Hoheprinzen und sind ihr Leben lang zur Geheimnistuerei verurteilt.«
    Sionell nickte zögernd. »Genau das hat Masul ja angetrieben.«
    »Aber seine Geburt war zweifelhaft. Ruval und Marron wissen genau, wer ihre Mutter war.«
    »Die Glücklichen«, meinte sie wütend. »Na ja, wenigstens brauchen wir keine Glasmesser in der Kehle unserer Prinzen zu fürchten. Was immer geschieht, wird in aller Öffentlichkeit passieren. Rohan hat das alles natürlich längst bedacht.«
    Tallain lächelte. »Er wäre schockiert, wenn wir das je bezweifeln würden. Ich werde Miyon hier so lange aufhalten, bis Rohan bereit ist, ihn in Stronghold zu empfangen. Das verspricht ein interessantes Frühjahr zu werden: Miyons Hinterlist und deine Zuneigung zu Meiglan.« Er lachte plötzlich. »Erinnerst du dich, was Rohan einmal über ihn gesagt hat? Es ginge das Gerücht, Miyon hätte gründlich studieren müssen und schließlich gelernt, ein Mensch zu sein, er könne sogar recht gut einen nachahmen. Nicht perfekt natürlich. Aber es gelingt ihm, das meiste richtig zu machen.«
    Sie schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. »Meine Mutter hat mal einen Drachen geschnitzt, um herauszufinden, wie er funktioniert. Vielleicht sollte ich mit Miyon dasselbe tun.« Es war schwer zu bewerkstelligen gewesen, aber Ruval und Marron hatten in Tiglath ihr eigenes Zimmer. Klein, schon eng für eine Person und nahezu unmöglich für zwei, ohne Fenster oder Feuerstelle und unerträglich stickig. Aber ein wesentlicher Vorteil machte es perfekt: Es ließ sich absperren.
    Marron schob den Riegel vor die Tür und sicherte ihn. Ruvals Lippen verzogen sich, als sein Bruder tief und erleichtert aufseufzte.
    »Zu viel Stress?«
    »Tu nur nicht so, als wärest du nicht müde«, gab Marron wütend zurück. »Du bist vielleicht an die hohe Dosis Dranath gewöhnt, die hierfür nötig ist, aber es ist nicht einfach.«
    »Aber recht amüsant, das musst du doch zugeben.« Ruval streckte sich auf seiner schmalen Liege aus, die Arme hinter dem Kopf gefaltet, und starrte auf die grob verputzte Decke. »Mir ist nie zuvor aufgefallen, wie wenig die Edlen Notiz von denen nehmen, die ihnen dienen. Ich bin zum Beispiel neulich mit Miyon und Tallain als Eskorte zum Händlerviertel geritten, und, stell dir vor, keiner der beiden hat mir auch nur einen zweiten Blick geschenkt. Miyon weiß, in welche Gestalt ich geschlüpft bin, aber er hat mich ehrlich nicht gesehen.«
    »Ich weiß, was du meinst.« Der jüngere der Brüder lehnte sich gegen die Holztür. Die Fäuste hatte er in die Hosentaschen geschoben. »Ich bin

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