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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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zurück.
    Feylin wisperte Walvis ihre Beobachtungen zu, und er nickte. »Es würde ihm gewiss gefallen, Stronghold selbst zu besitzen. Ich kann mich noch erinnern, wie er vor Jahren zum ersten Mal hier war. Er hat alles inspiziert, als würde er sich im Geiste Notizen machen, was er ändern würde, wenn er hiervon Besitz ergreifen könnte. Feylin, meine Liebe, musstest du mich so fest stoßen?«
    Sie streckte die Hand aus, um seine Seite zu reiben. »Tut mir leid. Jahnavi ist noch ein Stück gewachsen – wie immer! Und Sionell sieht reizend aus, findest du nicht?«
    »Besorgt«, meinte er und kniff die Augen zusammen.
    »Wahrscheinlich wegen Talya«, gab Feylin zurück, aber sie glaubte es nicht. »Ich wünschte, sie wäre schon größer, dann hätte sie die Reise von Tiglath hierher mitmachen können.«
    »Wir werden sie im Sommer mit unserer Anwesenheit belasten. Aber ich bin überrascht, dass Ell nicht bei ihr geblieben ist.«
    »Sie muss einen wichtigen Grund gehabt haben mitzukommen.«
    »Und noch vor Anbruch der Dämmerung wirst du ihr den entlockt haben«, murmelte Walvis. »Tallain ist wahrhaftig klug. Ist dir aufgefallen, dass er für jeden von Miyons Soldaten einen von seinen Leuten abgestellt hat? Er geht kein Risiko ein, dass ein Merida bei der Gruppe ist.«
    Die bloße Erwähnung der Feinde der Wüste ließ Funken aus Feylins Augen sprühen. Walvis sah es und kitzelte sie mit dem Ende ihres Zopfes im Nacken.
    »Beruhig dich und lächle«, riet er. »Sie werden jeden Augenblick hier sein, und Jahnavi glaubt sonst womöglich, du wärest böse auf ihn, weil er nicht öfter schreibt.«
    »Na ja, bin ich ja auch«, sagte sie dann lächelnd.
    Rohan und Sioned begaben sich genau eine Stufe tiefer, um ihren Respekt für einen Mitprinzen zu bekunden, sprachen formelle Worte der Begrüßung und überreichten den traditionellen Weinkelch. Feylin wünschte, er hätte mit Gift versetzt sein können. Pol wurde angemessen begrüßt und dann auch Andry. Das Protokoll erlaubte nicht, dass die Vasallen vorgestellt wurden, nicht einmal der mächtige Lord von Burg Radzyn. Trotzdem konnte Feylin nur mit Mühe ein Grinsen verbergen, als Miyon ihren Gemahl erkannte. Mit knapp neunzehn Jahren hatte Walvis die Wüstenarmeen befehligt, die die Merida 704 geschlagen hatten, und sein Können als Krieger war überall bekannt. Vierundzwanzig Jahre hatten ein wenig Grau in sein Haar und seinen Bart gezaubert, aber hatten auch für reife Muskeln ohne jede Unze überflüssiges Fleisch gesorgt. Dafür gab es einen ganz einfachen Grund: Remagev brachte, abgesehen von seinen feinen Ziegen und Glaskunstwerken, auch Soldaten hervor, die von Walvis persönlich hervorragend ausgebildet wurden. Miyon wusste das.
    Tallain war hinter dem Cunaxaner Prinzen die Stufen emporgestiegen, mit Riyan an seiner Seite. Als Nächstes kamen Sionell und Jahnavi, Chayla und Rohannon fest an der Hand. Doch noch ehe Feylin und Walvis ihre eigenen Nachkommen begrüßen konnten, hatten sich die Zwillinge schon losgerissen und kletterten an Maarken und Hollis empor. So wurde das strenge Protokoll durchbrochen, und selbst Miyon kicherte.
    Erst jetzt sah Feylin das Mädchen. Müde von dem langen Ritt und mit der Zerbrechlichkeit einer vom Wind fortgewehten Blüte sah sie immer noch wunderschön aus. Unter einer weichen Kappe, die sie vor der heißen Frühjahrssonne schützte, quollen Unmengen goldener Locken hervor, jede Strähne wie gesponnener Sonnenschein. Sie wandte ihr zartes Profil von der warmen Begrüßung ab, die zwischen Freunden und Familie ausgetauscht wurde; das Mädchen biss sich auf die Lippen, weil es völlig übersehen wurde.
    Sionell löste sich aus der Umarmung ihres Vaters, wandte sich um und winkte das Mädchen die Stufen hinauf. »Das ist Lady Meiglan von Gut Gracine. Meiglan, komm und lerne meine Eltern kennen, Lord Walvis und Lady Feylin.«
    »Ich … ich fühle mich geehrt, Herr, Herrin«, wisperte das Mädchen.
    »Willkommen in Stronghold, meine Liebe«, begrüßte Walvis Meiglan freundlich.
    Feylin drückte die zitternde, behandschuhte Hand des Mädchens. Ihre Sionell sah aus, als könnte sie noch vier weitere Tage reiten, ohne es zu spüren, aber dieses zarte Kind wurde besser bis zum folgenden Morgen ins Bett gesteckt. »Es ist ein langer Ritt, von Tiglath durch die Wüste – du musst erschöpft sein.«
    »Das bin ich, ein wenig«, gab Meiglan zu.
    »Du kannst nach oben gehen, sobald du die Hoheit begrüßt hast«, sagte Sionell.
    Das

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