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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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dachte daran, wie lange sie dadurch von ihren Studien abgehalten wurde. Als das Drachenhorn erklang, ging sie im Geiste Statistiken durch, die erst am Morgen mit Hilfe von Lichtläuferkommunikation übermittelt worden waren. Die Jahreszählung der Drachen hatte in diesem Jahr siebzehn Altdrachen, fünfundachtzig Weibchen und dreiundsechzig halbwüchsige Drachen ergeben, die noch nicht alt genug zur Paarung waren. Diese Zahlen waren drei Zyklen lang nahezu unverändert geblieben, was sie beruhigte, denn offensichtlich war der Bestand stabiler geworden. Trotzdem war er immer noch gefährlich niedrig. Vor zwei Jahren war es außerdem in Feruche zu einem Unglück gekommen, wobei fünf Höhlen zusammengebrochen waren. Nun standen insgesamt nur noch sechsunddreißig Höhlen dort und in der Nähe von Skybowl zur Verfügung, was bedeutete, dass neunundvierzig der Weibchen sterben würden.
    Feylin hatte sich über dieses Problem den Kopf zerbrochen, bis er schmerzte, aber es gab nur eine einzige Lösung: Die Drachen mussten überzeugt werden, nach Rivenrock mit seinen einhundertundsieben hübschen, geräumigen, erstklassigen Höhlen zurückzukehren, die seit der Seuche unbenutzt geblieben waren. Damals waren Hunderte von Drachen in Rivenrock gestorben, und deshalb hatten sie den Ort seither gemieden. Aber wenn sie nicht dorthin zurückkehrten oder andere Höhlen fanden, würde ihre Zahl nicht auf jene Höhe anwachsen, die Feylin für sicher hielt.
    Wenn sie doch nur Rivenrock benutzen würden, dann hätten alle fünfundachtzig Weibchen mindestens einen und mit sehr viel Glück sogar vier Jungdrachen als Nachwuchs, der die Höhlen verlassen würde. Nahm man drei als Durchschnitt, dann ergab das …
    »Hör auf damit«, flüsterte ihr Gatte ihr ins Ohr, so dass sie erschreckt aufsah.
    »Womit? Ich hab doch nichts gemacht.«
    »Du zählst schon wieder Drachen an den Fingern ab.« Er zupfte spielerisch an dem dunkelroten Zopf, der über ihren Rücken hing. »Ich bin ja bereit, mich mit deinen Karten und anatomischen Diagrammen bei den Mahlzeiten abzufinden, ja sogar mit den Berechnungen, die du murmelst, wenn wir im Bett sind …«
    »Das habe ich nie getan!«, rief Feylin aus.
    »Doch, doch. Als dein von Natur aus sanfter, leidgeprüfter, dich anbetender Ehemann ertrage ich deine Drachen die meiste Zeit, aber das mindeste, was du jetzt tun kannst, ist, der Ankunft deiner eigenen Kinder Aufmerksamkeit zu schenken.« Er grinste sie an.
    Feylin schaute sich um. Der Haushofmeister verkündete laut Miyons Titel, und aller Augen richteten sich auf die Tore, so dass sie sich sicher genug fühlte, um Walvis ihr süßestes Lächeln zu schenken – und einen Ellbogenstoß in die Rippen. »Nimm das für deine natürliche Sanftheit!«
    Er stöhnte unter der Wucht, doch der Laut ging unter im Jubel und Gebrüll, das Miyons Einreiten begleitete. Feylin vergaß die Drachen und machte sich zufrieden bewusst, dass die Menschen aus Stronghold sich einen Deut um den Cunaxaner Prinzen scherten; sie hießen Tallain, Riyan, Maarkens beide Kinder und ihre eigenen Kinder, Sionell und Jahnavi, willkommen.
    Prüfend musterte sie hastig die Gesichter ihrer Familie. Tallain war wachsam unter einer Fassade, die er noch besser aufrechterhielt als Rohan, von dem er diese Haltung gelernt hatte. Sionell war heiter, aber um ihre Augen zeigten sich Spuren von Müdigkeit. Riyans Anspannung zeigte sich nur in dem festen Griff, mit dem er die Zügel gepackt hielt. Jahnavi wahrte Haltung, war wachsam, wusste aber wohl nichts von dem, was die anderen beunruhigte. Chayla und Rohannon sorgten für etwas Lockerheit. Sie ritten ohne Longe, wie Feylin wohlwollend bemerkte, und hüpften auf ihren Ponys aufgeregt auf und ab, weil sie Teil dieses Erwachsenenspektakels waren. Sie sah, wie Hollis den Kindern einen Blick zuwarf und lächelte, als Chayla sich aufrichtete und ihren Bruder zu anständigem Betragen anhielt, das ganze zwei Schritte vorhielt.
    Miyons Ausdruck war nicht so leicht zu deuten. Er nickte der Menge zwar recht freundlich zu, aber sein Lächeln war nicht mehr als ein Verziehen der Lippen, und seine Augen waren schwarzes Eis. Dabei ging ein Eindruck von Falschheit und Hinterlist von ihm aus, der Feylin verwirrte. Rohan und Sioned zeigten sich so charmant wie möglich, was jeder, der sie gut kannte, rasch durchschaute. Zum Glück war das bei Miyon nicht der Fall, und der nahm ihr Willkommenslächeln entgegen, als kehre er triumphierend in seine eigene Burg

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