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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wolle Rezeld mit Hilfe der neuen, in Feruche entwickelten und in Drachenruh perfektionierten Techniken verstärken – aber wie will er das tun, ohne sein gesamtes Schloss einzureißen? Ich vermute, dass er das Eisen als Ersatz für Dinge benötigt, die er eingeschmolzen hat, um daraus Speere und Pfeilspitzen für diese kleine Komödie zu machen.«
    »Ostvel!«
    »Gib mir bitte die anderen Beinlinge dort, ja, Liebes? In diesen hier waren die Motten. Da ist noch etwas. Chadric hat kürzlich in einem Brief etwas Seltsames erwähnt. Jemand hat einen Vertrag über eine große Menge Seide abgeschlossen. Es war ein riesiger Auftrag, und der hat ihm natürlich einen sauberen Gewinn eingebracht. Aber kaum war der Stoff in Radzyn, verschwand er, noch ehe die Versandkosten bezahlt waren.«
    »Lord Chaynal hat nie erwähnt …«
    »Der Verlust wäre erst im nächsten Neujahr in den Rechnungsbüchern aufgetaucht. Ich bezweifle auch, dass er in letzter Zeit Zeit und Lust für seine Buchhaltung gehabt hat.« Ostvel stampfte auf, damit seine Füße in die Reitstiefel glitten, und griff dann nach einer schweren Tunika. »Chadric dachte, mich könnte interessieren, welche Farben bestellt worden sind.«
    Alasen runzelte die Stirn. »Nicht Rezelds Farben?«
    »Allerdings nicht. Das Orange von Cunaxa. Und das Gelb und Braun der Merida.«
    Sie starrte ihn an. Er schenkte ihr ein verkniffenes Lächeln und beugte sich nieder, um ihr einen Kuss zu geben.
    »Warum sollte jemand eine solche Menge Seide benötigen? Sommertuniken! Natürlich! Für eine Armee. Mehr noch: für eine Armee, deren Ziel die Wüste ist. Die Wolle von Cunaxa würde die Soldaten schneller töten als die Schwerter der Wüste.«
    Alasen fand langsam ihre Sprache wieder. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    »Weil nichts davon bisher einen Sinn ergab.« Er zögerte, als er die Handschuhe überstreifte. »Selbst nach neun Jahren mit dir habe ich wohl immer noch die Gewohnheit, mir allein Sorgen zu machen. Verzeih mir.«
    Sie nickte, und damit war ihr Gespräch beendet. »Geh und lass die Pferde satteln. Ich werde Donato suchen, und während er sich ankleidet, lasse ich in der Küche Essen bereitstellen.«
    Ostvel legte die Hände um ihre Taille. »Habe ich dir in letzter Zeit gesagt …«
    »Dass ich wundervoll bin?« Sie lächelte. »Komm nur heil wieder, sonst lasse ich aus deinen Zähnen Tunikaknöpfe machen.«
    Ostvel hatte seine frühe Jugend in der Schule der Göttin verbracht, und seine erste Frau war eine Faradhi gewesen. Daher war er mit dem Verfahren des Lichtwirkens so intim vertraut, wie es jemand, der nicht über die Gabe verfügte, nur sein konnte. Er wusste, welche Art von Licht benötigt wurde, wie viel und wie lange. So kam es, dass Ostvel Donato verbot, auf halbem Wege nach Whitespur anzuhalten und einen Lichtlauf zu riskieren.
    »Diese Wolke da drüben würde dich gefangen nehmen, noch ehe du an der Felsenburg vorbei bist. Sei kein Narr.«
    »Je mehr ich über all das nachdenke, desto eiliger habe ich es, und desto nervöser werde ich.«
    »Genau deshalb brauchst du einen hübschen, starken Sonnenstrahl.«
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte Donato auf das Schneefeld vor ihnen. »Du wirst mich durch diesen Dreck reiten lassen, nicht wahr?« Er seufzte und streichelte den Hals des kräftigen, kleinen Bergponys, auf dem er hockte. »Wenigstens sitzen wir nicht auf diesen großen Feuerfressern, die Lord Chaynal dir gegeben hat.«
    Diffuses graues Licht dämpfte das Leuchten des schneebedeckten Hügels, der sich vor ihnen erhob. Während es in der Tiefebene sintflutartige Regenfälle gegeben hatte, war der Veresch mit dem dicksten Schnee seit Menschengedenken überzogen worden. Die Felsenburg war zu einer glitzernden Fantasie aus Eis erstarrt und steif und stumm gewesen, bis die Kinder entdeckt hatten, dass dieses merkwürdige, gefrorene Zeug, das sie für gewöhnlich nur oben auf den Bergspitzen sahen, enormen, aber eisigen Spaß machte. Doch jetzt war alles unwirklich ruhig, abgesehen von dem Knirschen der Hufe auf dem Schnee und dem leisen Schnauben der Tiere, das Atemwolken in die frostige Luft entsandte.
    Es war Mittag, und sie waren fast bis zum Gipfel von Whitespur geritten, bis sowohl Ostvel als auch Donato mit dem Sonnenlicht zufrieden waren. Sie erfrischten sich mit etwas Essen und ein wenig Wein und kauerten sich neben ihre Ponys, um sich zu wärmen. Dann wandte sich Donato nach Osten, Gut Rezeld entgegen.
    Ostvel sah, wie der Blick

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