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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Feuer und Wasser. Ich hielt ein Neugeborenes in den Armen. Dich. So sehr war dieses Kind der Sohn deines Vaters, dass es keinen Zweifel daran geben konnte, dass du sein Sohn warst. Trotzdem wusste ich, dass ich nie wieder ein Kind empfangen würde.« Sie stand ganz still und starrte auf ihre Hände. »Du weißt, dass Ianthe deinen Vater in Feruche gefangen hielt. Ich war auch dort. Als sie sicher wusste, dass sie schwanger war, ließ sie uns gehen.«
    »Ich will mich nicht entschuldigen, Pol«, sagte Rohan leise. »Ich …«
    »Das erste Mal«, fuhr Sioned fort, als hätte er nichts gesagt, »ging sie zu ihm, als er noch betäubt war vom Dranath und wegen einer Wunde fieberte. Sie … gab vor, ich zu sein. Sie wünschte sich einen Sohn, der gleichzeitig Erbe der Prinzenmark und der Wüste sein würde. Und außerdem wollte sie sich an Rohan dafür rächen, dass er mich erwählt hatte und nicht sie.«
    »Das zweite Mal habe ich sie vergewaltigt.« Rohan hörte den Abscheu, den er eigentlich niemals hatte verraten wollen, und verfluchte sich selbst, dass er diesen Schwur nicht halten konnte. »Ich ziehe es vor zu glauben, dass du das Ergebnis des ersten …« Er brach ab und schluckte krampfhaft. »Als … später … begab ich mich zu unseren Armeen, die bereits im Feld waren. Sioned blieb in Stronghold und schickte bis auf einige Vertraute alle Bewohner fort. Tobin und Ostvel waren ebenfalls hier.«
    Pol zuckte zusammen. »Dann … haben sie es immer gewusst. Wer sonst noch?«
    »Chay. Myrdal. Maeta.« Sie nannte die Namen langsam und zögernd.
    »Und die Diener?«
    »Die sind inzwischen alle tot. Bis auf Tibalia.« Ihre Augen schimmerten vor Sorge, als sie ihn musterte. »Menschen, die dich lieben, Pol. Die …«
    »… es mir nicht vorwerfen?« Zum ersten Mal war Schärfe in seiner Stimme und ein sonderbares Funkeln in seinen blaugrünen Augen.
    Rohan sagte sanft: »Sie hat aufgepasst. Sie hat gewartet, als wäre sie diejenige, die dich in ihrem Körper austragen durfte. Du warst ihr Kind, Pol. Verstehst du das nicht? Sie hatte dich in ihren Armen gesehen. Da warst du unser Kind.«
    »Ich habe gesehen, wie Ianthe dick wurde mit dem Sohn, den sie mir gestohlen hatte. Und ihm genauso. Ihre Zeit kam früh. Ostvel und Tobin und ich ritten nach Feruche.« Jetzt blickte sie auf, und Erinnerungen wirbelten in ihren verschleierten Augen. »Ich habe dich ihr heimlich fortgenommen. Ich habe mir zurückgeholt, was mein war. Feruche selbst habe ich dem Feuer übergeben. Jeder dachte, dass das Kind, das sie geboren hatte, mit ihr in den Flammen umgekommen wäre. Aber das war nicht so. Du bist dieses Kind, Pol. Wir zogen nach Skybowl. Nur wenige sahen uns dort, denn die Arbeiter waren alle in den Krieg gezogen, um die Wüste zu verteidigen. Skybowl war fast ebenso leer wie Stronghold. Für diejenigen, die uns gesehen haben, gab es … eine Erklärung.«
    »Eine Lüge«, bemerkte Pol tonlos.
    »Ja«, gab sie zu. »Nämlich die, dass ich die Geburt meines Sohnes erst im Winter erwartet hätte. Dass ich aus einer Laune heraus nach Skybowl aufgebrochen wäre, mit Tobin und Ostvel zur Begleitung. Ich … war in diesem Sommer und Herbst nicht ich selbst. Ich erinnere mich an vieles aus dieser Zeit nicht mehr, was nach jener Nacht geschah, als Ianthe mich festhielt, mich ohne Licht in eine Zelle sperrte … Ich glaube, ich war ein wenig verrückt.« Ihre Hände verdrehten sich. »Mein Handeln war verständlich, als Teil dieses Irrsinns. Es war plausibel. Schwangere Frauen haben manchmal seltsame Einfälle.« Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und fuhr fort: »In Skybowl haben wir erzählt, du wärest unterwegs geboren worden. In jener Nacht gab ich dir deinen Namen, und Ostvel und Tobin waren Zeugen. Und in jener Nacht …«
    »… tötete ich Roelstra«, warf Rohan knapp ein. »Du hast bereits gehört, wie es passiert ist. Mit Hilfe einer Kuppel aus Sternenfeuer, die den ganzen Weg von Skybowl aus herübergesandt worden war und jeden Faradhi -Verstand dort und auf dem Schlachtfeld einfing – einschließlich des deinen. Roelstra wusste, dass du geboren worden warst. Er wusste nicht, dass seine Tochter tot war.«
    »W-wer hat sie getötet?«
    Rohan begegnete Sioneds gequältem Blick.
    »Oh Göttin«, hauchte Pol. »Mutter …«
    »Nein!«, stieß Rohan hervor.
    »Ich habe sie nicht getötet.« Sioned sah Pol an, und ihre Augen waren hart. »Aber ich wünschte mir nichts mehr in der Welt. Sie hat uns gefangen, hat deinen Vater

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