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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Lichtläuferkraft getan hätte. Das Licht, das der Smaragd an ihrer Linken reflektierte, zitterte leicht, doch das war das einzige Anzeichen ihrer Angst.
    Rohan wusste, dass er das Unvermeidliche nur aufschob, aber trotzdem sah er sich im Zimmer um. Kartenteppich, Bücher, Pergamente, die sich auf den Tischen stapelten, Kisten, die die Siegel ihres Prinzentums enthielten – vielleicht hätte er besser einen anderen Ort wählen sollen. Schließlich war dieser hier ein politischer Raum. Aber jetzt war es zu spät, um in ein Privatgemach umzuziehen, in dem sie Menschen und keine Prinzen hätten sein können, keine Prinzen.
    Er holte tief Luft und fing an: »Pol, du verkörperst alles, was wir uns von einem Sohn gewünscht haben.« Der Kopf des jungen Mannes neigte sich in einer Geste des Erstaunens auf die Seite. »Du kennst deine eigenen Stärken. Du hast deine Fähigkeiten als Prinz erforscht, und du hast gelernt, deine Faradhi -Gaben klug und sicher einzusetzen. Du bist ohne Zweifel ein Lichtläufer.«
    »Das zeigt sich schmerzlich jedes Mal, wenn ich Wasser überqueren muss«, bestätigte Pol lächelnd. »Was versuchst du mir zu sagen, Vater? Dass meine Lichtläuferfähigkeiten Ruvals Zauber besiegen können? Wenn ja, dann sprich weiter. Ich fürchte ihn nämlich, obwohl ich jetzt weiß, was in der Sternenrolle steht.«
    Sioned murmelte: »Du hast keinen Grund, dich zu fürchten, Pol. Du bist tatsächlich alles, was wir uns erträumt haben.« Sie zögerte und warf einen Blick auf Rohan. »Und du bist das, was du schon immer gewesen bist, ganz gleich was du auch darüber hören magst, wer du seist.«
    Seine blaugrünen Augen weiteten sich. »Mutter! Sag bloß nicht, du machst dir Sorgen wegen dieses alten Gerüchts?«
    »Welches Gerücht?« Rohans Stimme war scharf.
    »Ich habe es zum ersten Mal gehört, als ich in Graypearl war. Der Kern davon ist, dass ich nicht wirklich dein Sohn sei, dass Mutter kein Kind von dir habe bekommen können. Manche sagen, mein richtiger Vater wäre jemand in Stronghold, andere behaupten, ein Lichtläufer wäre heimlich hierhergebracht worden. Das alles war eine bloße Beleidigung, bis sie sogar behaupteten, Mutter hätte dich nur geheiratet, weil Lady Andrade es ihr befohlen hat, und sie hätte dich überhaupt nie geliebt. Das machte es dann einfach lächerlich! Ich habe es immer lachend abgetan, und das solltest du auch«, fügte er mit leichtem Vorwurf an Sioned hinzu.
    »Davon habe ich nie gehört«, grübelte Rohan.
    »Es gibt auch andere Gerüchte. Alle sind einfach lächerlich. Mutter, mach dir keine Sorgen wegen …«
    »Pol, bitte!« Sioned sprang auf die Füße wie eine nervöse Katze und schritt auf die andere Seite des Schreibtisches. »Hör einfach zu. Mach mir die Sache nicht noch schwerer.«
    Pol war jetzt offensichtlich verwirrt und wandte sich Hilfe suchend an seinen Vater. Rohan sagte leise: »Es ist nicht leicht, was ich erzählen muss. Pol, glaubst du, dass der Besitz von Diarmadhi -Macht von Natur aus teuflisch macht?«
    »Darüber habe ich bereits mit Riyan gesprochen. Wenn ich das jemals geglaubt hätte, was nicht der Fall ist, dann ist er der lebende Beweis für das Gegenteil.« Er rutschte ungeduldig hin und her und warf Sioned einen Blick zu. »Würdet ihr mir bitte einfach erzählen, was ihr glaubt, mir erzählen zu müssen?«
    Ihre Schultern reckten sich, als müsste sie sich selbst Mut machen. Sie stand hinter Rohans Schreibtischstuhl und umklammerte die geschnitzte hölzerne Rückenlehne. Langsam holte sie Luft – aber Rohan sprach zuerst.
    »Du bist ein Lichtläufer, Pol«, sagte er. »Aber du bist auch Diarmadhi. Du bist mein Sohn, aber nicht der von Sioned. Deine Mutter war Prinzessin Ianthe, die Tochter des Hoheprinzen Roelstra und seiner einzigen rechtmäßigen Gemahlin, Lallante.«
    Der Schock ließ das junge Gesicht starr werden. Pols Augen wurden leer und seine Haut farblos. Rohan bemerkte Verwirrung, Leugnen und Misstrauen. Einhundert Emotionen gleichzeitig zogen über die Züge seines Sohnes. Endlich bewegten sich Pols Lippen in tödlichem Flüstern. »Warum erzählst du mir eine solche Lüge?«
    Rohan konnte kaum atmen. Sioned klammerte sich so heftig an den Stuhl, dass ihre Hände blutleer waren.
    »Warum?« Pols Stimme war leer, rau.
    Sioned antwortete. »Ich habe jedes Kind verloren, das ich je getragen habe. Einer Prinzessin wird alles verziehen, nur eines nicht: keinen Sohn zu gebären. Aber ich … ich sah mich selbst in einer Vision aus

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