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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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was bei Sonnenuntergang geschehen würde. Später würde noch Zeit genug sein, Pol von einer unheilvollen Ehe abzubringen.
    Sioned beruhigte sich gerade noch rechtzeitig; die Drachenhörner erklangen am Zugang zum Tal und erschreckten sie. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie in Rivenrock angelangt waren. Hastig überflog sie das Gelände und hielt noch einmal Ausschau nach Fallen. Es gab keine, soweit sie das sehen konnte. Sie hatte daran gedacht, das Gebiet im Schein von Lichtläuferfeuer zu überprüfen, aber Rohan war deutlich gewesen: Dieser Kampf gehörte Pol von Anfang bis Ende. Sie akzeptierte das. Sie musste es tun.
    Chay und Maarken ritten voraus, um den Ruf der Hörner zu wiederholen. Pol saß wie eine Statue auf seinem Hengst, als sie an ihm vorüberritten. Chay hielt neben Rohan, und als er das Horn über die Schulter hängte, hörte Sioned ihn murmeln: »Das verdammte Ding macht mich immer fertig. Aber der Klang!«
    Er war sechzig Winter alt, und sein dunkles Haar hatte sich silbrig verfärbt. Sein verkrampftes Grinsen ließ die Falten in seinem Gesicht jetzt noch deutlicher hervortreten. Aber aus seinen Augen blickte der feurige junge Krieger, der an der Seite von Prinz Zehava gekämpft und dessen Tochter gewonnen hatte, der mit Rohan geritten war und Roelstras Armeen besiegt hatte, und der achtunddreißig Jahre lang der Kommandeur der Wüste gewesen war. Sioned fühlte, dass sich ihre Laune ein wenig besserte. Macht lag in den Fähigkeiten der Lichtläufer und in der Zauberei, im Gold und in der List, aber vor allem in den Menschen, die ihr und Rohan und Pol geschenkt worden waren.
    Ein Schatten tauchte hoch oben an der Wand auf: groß und schlank, die Gestalt eines Mannes, schwärzer als die Höhle, aus der er getreten war. In seiner Hand blinkte ein Schwert wie ein stählerner Blitz. Er blieb stehen und vergewisserte sich, dass alle Aufmerksamkeit ihm galt. Dann suchte er sich auf den schlüpfrigen Steinen seinen Weg nach unten.
    Pol machte eine Handbewegung, und Edrel sprang von seinem Pferd, rannte vor und hielt die Zügel des großen Hengstes, als Pol abstieg. Die anderen ritten herbei und bildeten einen Halbkreis. Hollis Zöpfe schimmerten wie geflochtenes Gold, Tallains glatter, blonder Schopf schimmerte wie eine metallene Sturmhaube, und Meiglans Locken lagen wie eine bleiche, neblige Wolke um ihr weißes Gesicht. Aber der rötliche Schimmer an Pols Haar blieb haften, und als er sich seinen Eltern näherte, waren seine Augen vollkommen blau, ohne eine Spur von Grün. Er sah aus wie Rohan und Sioned zusammen. Überhaupt nicht wie Ianthe.
    Und doch war da etwas. Als er zwischen ihren Pferden stand und voll Ruhe und Zuversicht zu ihnen aufsah, war die Klarheit der Unschuld vergangen. An ihre Stelle waren Wissen und Entschlossenheit getreten, harte Dinge alle beide. Traurig streckte Sioned die Hand aus, um seine Wange zu berühren. Jene Stelle, an der ihr eigenes Gesicht die Narbe trug.
    Rohan war es, der sich an die Regeln erinnerte. »Bestehe auf den Traditionen, die dir helfen werden, und lass von den anderen keine zu.« Er reichte Pol einen Weinschlauch, der an seinem Sattel befestigt war. » Dranath .«
    Pol nickte. Mit festem Blick schaute er zu Sioned auf. Er wollte etwas sagen, war aber offensichtlich unfähig, die richtigen Worte zu finden. Sie brachte ein Lächeln zustande und strich sein Haar zurück. Es war eine Geste aus seiner Kindheit und nicht mehr angemessen für einen Mann. Trotzdem tat sie es. Er hielt ihre Hand einen Augenblick fest, ehe er einen Kuss sehnsüchtiger Verehrung auf ihre Fingerspitzen drückte.
    Dann verließ Pol sie und wechselte ein paar leise Worte mit Edrel. Nachdem er mehrere Schritte auf den Canyon zu gemacht hatte, blieb er noch einmal stehen und warf einen Blick über die Schulter. Nicht auf Sioned oder Rohan, sondern auf Meiglan.
    Sein plötzliches, strahlendes Lächeln galt ihr und niemandem sonst. Und der Blick, den er als Antwort erhielt, war von solchem Glühen, dass er den Sonnenuntergang erhellte. »Du solltest dich lieber daran gewöhnen!« , hallte Rohans Stimme in Sioned wider. Ganz plötzlich erinnerte sie sich daran, dass Pol ihr eine Vision in Feuer und Wasser beschrieben hatte, die er nahe der alten Lichtläuferburg auf Dorval aufgerufen hatte. »Da war nur mein Gesicht, Mutter. Ich hatte erwartet, jemand anderen neben mir zu sehen, so wie du Vater gesehen hast. Aber da war nur ich. Mit der Krone eines Prinzen. In gewisser Weise war das

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