Sternenlaeufer
und Tobin, Maarken und Hollis, Tallain und Sionell, Walvis und Feylin. Miyon ritt mit Barig, Arlis mit Morwenna. Rialt und Edrel bildeten den Schluss. Ruala und Riyan fehlten. Sie war noch immer sehr mitgenommen, und obwohl Riyan sich sehnlichst wünschte, Zeuge des Kampfes zu werden, hatte Pol ihm befohlen, bei Ruala zu bleiben. Andry und die Lichtläufer Oclel und Nialdan waren ebenfalls im Schloss geblieben. Meiglan ritt wie Pol allein. Sie war an diesem Nachmittag Gegenstand einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen Sioned und Rohan gewesen.
»Also: Er kann sie nicht heiraten.« Sie hatten das Paar soeben von ihren Fenstern aus gesehen, wie es durch die Gärten schlenderte.
»Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, er könnte sie tatsächlich lieben?«
»Unmöglich! Sie ist nicht das, was er braucht. Sieh sie doch an! Sie geht da unten mit ihm spazieren, obwohl er die Sternenrolle noch einmal ansehen sollte. Wenn sie sich auch nur ein bisschen aus ihm machen würde, dann …«
»Sioned, es steht in ihren Augen, wann immer sie ihn ansieht. Und er sieht sie an …«
»O ja, das habe ich gesehen«, erklärte sie verächtlich. »Er spielt den starken, großen, beschützenden Mann ihr gegenüber. Möge die Göttin mich vor solchen dämlichen, maskulinen Fantasien bewahren! Pol braucht keine zarte kleine Blume, die von der ersten steifen Brise zermalmt wird. Er braucht eine Gemahlin und eine Prinzessin. Und er weiß, welche Art von Frau er erwählen sollte.«
»Du meinst, die Art von Frau, die er deiner Meinung nach erwählen sollte.«
»Warum verteidigst du sie?«, rief sie. »Meiglan würde nie auch nur den kleinsten Teil von Pols Arbeit als Prinz begreifen können!«
»Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass er vielleicht nicht dasselbe braucht wie ich? Ich habe vielleicht eine lebende Flamme verlangt, aber nicht jeder Mann braucht solch eine Frau.«
»Du wirst mich niemals davon überzeugen, dass er eine dumme, kleine Närrin braucht, die ihren Mund nur aufmacht, um zu jammern.«
»Nach allem, was du mir selbst erzählt hast, hat es den Anschein, als hätte sie sich ihrem Vater gegenüber heute Morgen ganz gut gehalten.«
Sie runzelte die Stirn. »Das ist etwas ganz anderes. Sie ist nicht die Richtige für ihn.«
»Pol ist nicht mehr fünf Winter alt, Sioned. Er ist ein erwachsener Mann, und er hat das Recht auf eigene Entscheidungen.«
»Und eigene Fehler?« Wütend wirbelte Sioned zu ihm herum. »Ich werde nicht zulassen, dass er etwas tut, was sein Leben ruiniert!«
Er antwortete in dem täuschend sanften Ton, der für gewöhnlich Warnung genug bedeutete. »Mein Vater hätte dich wahrscheinlich auch für einen Fehler gehalten. Aber mein Leben ist wohl kaum ruiniert worden.«
»Ich werde es nicht erlauben, Rohan. Er wird sie nicht heiraten!«
Schließlich riss Rohan der Geduldsfaden. »Und wenn er es tut, dann wirst du dich, verdammt noch mal, daran gewöhnen müssen! Zwing ihn lieber nicht, zwischen Euch zu wählen«, schloss er. »Das Ergebnis würde dir vielleicht nicht gefallen.«
Jetzt starrte sie beschämt und besorgt auf ihre behandschuhten Hände an den Zügeln. Sie wusste, dass es in Pols Leben Frauen gegeben hatte, die keine Bedeutung für ihn gehabt hatten, die ihm Spaß gemacht hatten, die er aber nicht geliebt hatte. Sie zählten nicht. Aber es war so wichtig, wen er als Gemahlin erwählte. Sie hätte ihn Sionell geben können, oder einer Frau, die ihr ähnlich war. Hätte er eine kräftige, intelligente und tüchtige Frau erwählt, hätte sie ihn gehen lassen können, wenn auch nicht freudig, denn keine Mutter gibt einen vergötterten Sohn ohne Bedauern fort. So sehr Tobin Hollis liebte, so hatte sie ihr gegenüber doch zugegeben, dass sie Trauer darüber verspürte, dass sie für ihren Sohn nicht mehr an erster Stelle stand. Sioned hatte ihr versichert, dass das nur natürlich sei. Jetzt fühlte sie dasselbe.
Aber es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn er sich für eine Frau entschieden hätte, die seiner wert war.
Meiglan war es nicht. Sie war es nicht wert, dass sie ihren eigenen Platz an sie abtrat, weder als wichtigste Frau in Pols Leben noch als künftige Höchste Prinzessin. Und Sioned hatte große Angst, dass das Mädchen tatsächlich dazu werden würde.
Ihre Emotionen quälten sie wie ein schmerzender Zahn während des gesamten Rittes, bis ihr klar wurde, dass das genau das war, was sie nicht zulassen durfte. Sie musste all ihre Gedanken und Energien auf das richten,
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