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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Melodien spielt und diese noch falsch.
    Mireva wartete an der Hintertür. Sie hatte sich für ihre Rolle als Berghexe in ein vielfach geflicktes Gewand gehüllt, einen alten, schwarzen Schal und dünne Wollhandschuhe, an denen drei Finger und ein Daumen fehlten. Gebeugt, zerzaust, mit bebenden Händen und ziellosen Gesten stand sie da. Hätte er nicht gewusst, wer sie war, er hätte sie nicht erkannt. Er unterdrückte ein Grinsen, als er sich an Chianas besorgte Frage nach ihrer Reinlichkeit erinnerte, und befahl ihr, ihm zu folgen.
    »Und bettle ja nicht um Geld«, fuhr er sie an, als sie vor Chianas Suite standen. »Amüsiere Hoheit, dann magst du ein paar Taler sehen. Missfällst du ihr jedoch, dann kannst du von Glück sagen, wenn beim Verlassen der Gemächer deine Zunge noch zwischen den Zähnen ist.«
    Die graugrünen Augen verdrehten sich zu ihm nach oben, als sie ironisch zu verstehen gab, dass sie erkannte, wie gern er diese Rolle für den jungen Diener spielte, der den in den Rathiv gehüllten Spiegel trug.
    Marron scharrte an der Tür, öffnete sie und verkündete: »Die … Person, Hoheit.«
    Chiana, die in einem gelbgrünen Gewand, das sich nicht mit den Farben ihres Sessels vertrug, prächtig aussah, wedelte schwach mit der Hand. »Eine Hexe, ja?«, meinte sie, als Mireva sich näherte und mehrmals verneigte. »Die einzige Hexe, von der ich weiß, ist die Höchste Prinzessin Sioned.«
    »Ich habe sagen hören, Lady Andrade sei auch eine gewesen, Prächtige.«
    »Und wer könnte das besser wissen als ich?« Chiana lachte freudlos. »Nun gut. Mirris, bring einen Stuhl.«
    Mireva schüttelte den Kopf und verneigte sich erneut.
    »Nicht nötig, Strahlende. Der Boden ist gut genug für mich, besonders in Eurer Gegenwart.«
    Der Teppich wurde auf dem polierten Stein ausgebreitet und der Spiegel fast wie ein nachträglicher Einfall daraufgestellt. Als der Diener sich verbeugte und ging, sah Chiana bereits ein wenig interessiert aus.
    »Wenn Euer Hochwohlgeboren so freundlich sein würde, mir Eure hübschen Hände zu zeigen, kann ich vielleicht ein wenig aus Eurer Zukunft lesen.«
    »Vielleicht?« Aber Chiana streckte trotzdem ihre schlanken, weißen, beringten Hände aus. Ihre Lippen verzogen sich, als Mireva ihre Fingerspitzen berührte. »Nun?«
    »Wenn ich in diese hübschen Augen schauen dürfte?«
    Marron unterdrückte ein Grinsen. Er fragte sich belustigt, ob Mireva beabsichtigte, auch noch Chianas Zähne zu inspizieren. Braune Augen starrten, ohne zu blinzeln, in graugrüne. Mireva gab ein paar gutturale Laute von sich, hockte sich dann auf die Fersen und nickte weise.
    »Sprich!«, befahl Chiana.
    »Ich bin überwältigt von der Schönheit Eurer Zukunft. Um sicher zu sein, muss ich in eine Flamme blicken, die von Euer Gnaden eigenhändig entzündet wurde.«
    »Mirris, bring eine Kerze!«
    Chiana rieb Stahl an Feuerstein, und der Docht erwachte zum Leben. Mireva blinzelte in die Flamme – sie gibt alles, was sie hat, dachte Marron höchst belustigt – und murmelte vor sich hin, während die Prinzessin immer nervöser wurde. Schließlich zog ein breites Lächeln über das Gesicht der Alten und enthüllte kunstvoll geschwärzte Zähne.
    »Euer Hoheit wird ein großer Wunsch gewährt werden: Ihr werdet als Prinzessin in der Felsenburg Einzug halten.«
    Chiana beugte sich gespannt vor und fragte: »Hast du das gesehen? Und was noch? Werde ich dort herrschen? Oder mein Sohn?«
    »Langsam, vorsichtig! Ich habe viele Dinge gesehen. Tote …«
    »Wessen Tod?«
    »Zwei Männer. Blond, einander sehr ähnlich, aus einem Land, das brennt.«
    »Rohan und Pol!« Chiana lachte. »Aber was ist mit Sioned? Stirbt sie auch?«
    Mirevas Gesicht zuckte leicht. »Ihr Tod … steht geschrieben.«
    Marrons Miene war reglos – dabei kümmerte sich ohnehin keine von beiden um ihn. Sioned machte Mireva Angst. Sie hätte es geleugnet, wenn man sie fragte, aber er wusste, dass die Höchste Prinzessin für sie noch wichtiger war als Pol.
    Chiana sprudelte förmlich über vor Freude. »Wunderbar! Wann? Erzähl mir, wann das sein wird!«
    »Vor dem nächsten Rialla . Anbetungswürdige müssen sich auf einen langen, schweren Kampf einstellen – ich sehe Soldaten, Pferde …«
    »Was?«, rief die Prinzessin zornig und brachte die Kerzenflamme mit ihrem Atem fast zum Erlöschen. »Es wird keinen Krieg geben. Die Wüste und die Prinzenmark umgeben uns auf zwei Seiten, und Syr auf der dritten. Kostas würde seiner Tante Sioned

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