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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ja doch nicht«, entgegnete er leichthin.
    Pol musterte ihn. »Nein? Ach, nun macht schon, lasst den Drachen los. Glaubt Ihr, das sähe ich nicht in Eurem Gesicht? Lasst ihn frei – und seht, ob Euch das hilft.«
    Er hoffte, dass Riyan die Herausforderung gehört und begriffen hatte. Die Möglichkeiten der Zauberei beunruhigten ihn, aber er verließ sich auf ihre erprobte Zusammenarbeit. Um gegen Pol zu arbeiten, würde Ruval den Drachen loslassen müssen – aber in dem Moment, in dem es frei war, würde das Drachenweibchen vor Wut wahnsinnig werden, und alle hatten dann sicher nur noch einen Gedanken: ihm aus dem Weg zu gehen. Riyan, so hoffte er, konnte es unterwerfen, ehe Ruval oder Marron ihn mit Magie oder ganz konventionellen Methoden angreifen konnten. Außerdem waren sie den Brüdern zahlenmäßig überlegen, und Pols Verbündete beobachteten alles von den Hügeln aus. Pol vertraute seinem Schlachtplan; es war eine Wette, die Sioned sofort angenommen hätte; sie liebte eine gute, schmutzige Wette, wenn alle Vorteile auf ihrer Seite waren. Es könnte klappen, beruhigte sich Pol selbst.
    Und das hätte es auch getan, wäre da nicht das Drachenweibchen gewesen. Schon unter normalen Umständen war es gefährlich, doch jetzt war es vor Schmerz, Entsetzen und dem verzweifelten Bewusstsein, dass Eier in ihrem Körper heranreiften, beinahe irrsinnig. Im Laufe des Frühjahrs und weiter, bis die von ihr gewählte Höhle zugemauert war, würde es sich immer mehr auf das neue Leben konzentrieren, das ihren Körper anschwellen ließ. Wenn die Jungdrachen dann erst einmal aus der Höhle geflogen waren, würde sie sie völlig vergessen und ihre eigenen überlebenden Jungen genauso behandeln wie alle anderen. Die Elternschaft war bei Drachen eine gemeinschaftliche Angelegenheit, die alle Weibchen und Altdrachen teilten. Doch bis dieser Punkt erreicht war, zählte für sie nur der Instinkt, ihre Eier zu beschützen – und im Augenblick bedeutete dies, dass sie sich selbst schützen musste.
    So kam es, dass das Tier wild wurde, als Ruval es plötzlich freigab. Mit einem Furcht erregenden Brüllen warf es den Kopf zurück und hieb dann mit dem gesunden Vorderbein nach Ruval. Er machte den Fehler, nach seinem Schwert zu greifen; Krallen zerrissen seine Tunika und sein Hemd, und rissen lange Schnitte in seinen Rücken. Er schrie vor Schmerz auf und stürzte, rollte sich mit erhobenem Schwert auf den Rücken, um nach dem Drachen zu schlagen, falls er ihn erneut angreifen würde.
    Aber das Tier wandte seine Aufmerksamkeit Pol zu und erhob sich noch einmal, um sich auf ihn zu stürzen und ihm den Bauch aufzuschlitzen. So war sein Großvater Zehava gestorben. Er dachte im selben Augenblick daran, als er den Sonnenschein zu einem festen Gewebe verwirkte, ohne sein Schwert zu erheben. Das Drachenweibchen riss sein Maul auf und brüllte seine Wut auf ihn nieder. Es hatte sich jetzt zu voller Höhe erhoben und war bereit, sich auf ihn zu stürzen.
    Pol hörte einen rauen Schrei neben sich; er fragte sich besorgt, ob es Sorin oder Riyan oder Edrel war; und er hoffte, dass es in Wirklichkeit Marron wäre. Ruval lag neben ihm am Boden, sein Schwert zielte zu dem Drachen empor, und er war in entsetzter Faszination erstarrt, als dieser sich aufbäumte. Der Schwanz peitschte hin und her, den unversehrten Flügel hatte er an den Rücken gelegt, der gebrochene baumelte an seiner Seite. Pol starrte zu ihm empor, geschützt nur durch das Sonnenlicht. Das Weibchen war prächtig und schön und tödlich, und er wusste, dass er eigentlich Angst vor ihm haben sollte.
    Was ihn fällte, waren nicht ihre Krallen oder ihre dolchgroßen Zähne. Er stolperte, als ihre sonnengewebten Farben mit voller Wucht mit den seinen zusammenprallten. Er ging hart auf die Knie, stürzte keuchend ins Gras und benötigte jede Faser seiner Kraft, um heil und bei Verstand zu bleiben. Ich tue dir nichts, ich würde niemals irgendeinem Drachen etwas tun, ich werde diesen anderen für dich töten, ich schwöre es dir! Seine Emotionen strömten durch ihn hin, losgelöst durch den Kontakt mit dem vor Schmerz irren Drachen. Wilder Hass, unaussprechliche Pein, wütende Entschlossenheit wegen der Sicherheit ihrer Ungeborenen – er versuchte, seine Liebe zu Drachen, seine Freude an ihrer Schönheit, seine Entschlossenheit, sie zu schützen, dagegenzuhalten. Und seinen Wunsch, Ruval zu töten, der ihr so etwas Schreckliches angetan hatte. Mit wirbelnden Sinnen blickte er auf. Sein

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