Sternenlaeufer
kann er sich kümmern.«
»Natürlich, Herr«, versprach Damayan. Er war kein Mann falscher Bescheidenheit und schwelgte im Lob seines Prinzen.
»Anto, Zel«, wandte er sich an die beiden anderen Wachen, »ihr reitet auf die andere Seite hinüber und schneidet ihnen jeden möglichen Fluchtweg über diese Hügel dort ab. Riyan und Sorin kommen mit mir. Wenn ihr seht, dass wir Probleme haben sollten, habt ihr meine Erlaubnis, zu unserer Rettung herüberzukommen.«
Er grinste angespannt.
»Und ich, Herr?«, meldete sich Edrel. »Soll ich mit Euch kommen?«
Pol war Lord Cladon gegenüber für die Sicherheit des Knaben verantwortlich. Und er erinnerte sich noch gut daran, was es hieß, dreizehn zu sein. »Das sollst du. Der Platz eines Knappen ist bei seinem Prinzen, wie du mir immer wieder erklärt hast.« Als sich das Gesicht des Knaben erhellte, warf Pol erst Riyan, dann Anto einen kurzen Blick zu. Beide nickten fast unmerklich. Edrel würde jeweils von demjenigen außerhalb der Gefahrenzone gehalten werden, der ihm am nächsten war. Selbst wenn Anto Hals über Kopf vom Hügel herabgaloppieren musste oder wenn Riyan einen Kampf mit dem Drachentöter abbrechen musste, würden sie sich um Edrel kümmern. Pol hatte das dumpfe Gefühl, dass seine Kameraden alle ein ähnliches, stummes Abkommen getroffen hatten, was seine eigene Sicherheit anging. Ja, er erinnerte sich nur allzu gut daran, was es hieß, dreizehn zu sein. Es war genauso, als wäre man vierundzwanzig. »Fort mit euch. Wir werden warten, bis ihr eure Stellungen eingenommen habt. Und haltet die Augen offen. Wir wissen schließlich nicht, ob sonst noch jemand auf uns wartet.«
»Auf dich«, korrigierte Rialt ihn grimmig. Er und Damayan galoppierten zuerst davon, und dann auch Anto und Zel. Pol wandte sich Sorin zu.
»Sicherlich wurde bei diesem Drachen Zauberei angewendet, genau wie bei dem, den ihr neulich gefunden habt. Lichtläufer können nicht mehr als einen Zauber zur selben Zeit ausüben. Und ich habe niemals etwas davon gehört oder gelesen, dass die Diarmadh’im es können. Wenn er den Drachen loslässt, um sich mit uns zu befassen, dann wird es deine Aufgabe sein, dass du das arme Tier erlöst, wenn es im selben Zustand ist wie das andere. Riyan, wir beide werden wahrscheinlich ziemlich beschäftigt sein.« Der andere Lichtläufer zog bei dieser Untertreibung die Stirn kraus. »Aber töte ihn nicht. Mein Vater wird ihn lebend wollen.«
»Ich gehe davon aus, dass du nichts dagegen hast, dass ich ihn ein wenig ansenge«, meinte Riyan.
»Ein wenig gebräunt an den Kanten und roh in der Mitte. Also komm.«
Pol hatte sich etwas ausgedacht, das einem Prinzen Ehre machen würde und das er sagen wollte, wenn er »Aliadim« erst gegenüberstand.
Aber die Worte flogen förmlich aus seinem Kopf, als er das Dickicht am Eingang der Schlucht hinter sich ließ und den Drachen sah. Das Tier stand noch. Seine Hinterbeine waren in den Grasboden geschlagen, und eine Schwinge war ausgebreitet wie ein schimmerndes bronze-schwarzes Segel. Aber der andere Flügel hing schlaff herab. Er war an der Schulter und auf halber Höhe am Schwingknochen sonderbar verdreht, und das bestätigte, was Riyan schon gesagt hatte: Die Schwinge war an zwei Stellen gebrochen, so dass nicht nur der Flügel, sondern der ganze Vorderfuß nutzlos war. Das Drachenweibchen fauchte vor Angst und Schmerzen, rührte sich aber nicht. Es konnte sich auch nicht bewegen, denn der große, dunkelhaarige Mann, der in Reichweite der Krallen stand, hielt den Drachen in seinem schrecklichen Bann. Und er lachte.
Die Pferde hatten sich rundheraus geweigert, weiter als bis zu den Bäumen zu gehen, und so näherten sich Pol, Riyan, Sorin und Edrel zu Fuß. Unbemerkt von dem dunkelhaarigen Mann und einem rothaarigen Begleiter, die ihnen den Rücken zuwandten, blieben sie gerade lange genug stehen, um sich zu vergewissern, dass die anderen Männer zu ihrer Verstärkung ihre Positionen auf den Hügeln bezogen hatten. Dann gingen sie weiter. Als Pol einen Blick auf die anderen warf, sah er, dass diese ebenso wütend waren wie er selbst.
Der dunkelhaarige Mann quälte den Drachen und ging näher heran, um mit der Spitze seines Schwertes in seinen unbrauchbaren Flügel zu stechen, worauf noch mehr Blut floss. Er konnte gerade noch den lahmen, verletzten Vorderfuß erreichen und tauschte sein Schwert gegen einen Degen ein, um eine Kralle herauszuschneiden. Der andere Mann, ein wenig kleiner und kräftiger,
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