Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
Fehler, den er soeben begangen hatte, keine Freude haben. Er schämte sich, weil er sich von Andrys Spott hatte hinreißen lassen. Er sollte über diesen Dingen stehen. Er musste darüber stehen, wenn er seine Aufgaben als Prinz erfüllen wollte.
    Oder als Lichtläufer. Andrys Worte hatten seinen Stolz verletzt. Er war ebenso sehr ein Faradhi wie Maarken oder Hollis oder Riyan. Urival selbst hatte ihn ausgebildet. Morwenna erteilte ihm auch weiterhin Lektionen, wenn er sich in Stronghold aufhielt. Aber im Gegensatz zu den anderen war er niemals in der Schule der Göttin gewesen, hatte niemals dort in der Gemeinschaft der Lichtläufer gelebt, hatte niemals die Atmosphäre langer Tradition und alter Ehre aufgesogen. Die anderen Faradh’im in seiner näheren Umgebung hatten diese Gemeinschaft, diese Disziplin und Kameradschaft gekannt. Nicht einmal Sioned hatte völlig darauf verzichtet, obwohl sie ihre Ringe vor langer Zeit abgenommen und sich entschieden hatte, in erster Linie Prinzessin und erst in zweiter Linie Lichtläuferin zu sein. Pol wusste, dass Maarken sich davor fürchtete, eines Tages dieselbe Entscheidung treffen zu müssen, was für ihn dadurch noch schlimmer wurde, dass sein Bruder der Herr der Schule der Göttin war. Was, wenn Andry eines Tages etwas von Maarken als Faradhi verlangte, das seinen Pflichten als Vasall zuwiderlief?
    Und das würde schon sehr bald der Fall sein, erkannte Pol auf einmal. Diese Sache mit der Lichtläuferin in Gilad – bestimmt würde Andry Maarkens Unterstützung fordern, und auch die von Hollis und Riyan. Er würde sich nicht um Sioned kümmern; die Lichtläuferloyalität der Höchsten Prinzessin einzufordern, das hatte nicht einmal Andrade gewagt. Aber da Pol offiziell kein Faradhi war, würde Andry von dieser Auseinandersetzung profitieren, um die Kluft zwischen der Prinzenmark und der Wüste auf der einen oder der Schule der Göttin auf der anderen Seite noch zu vertiefen. Pol hasste den Gedanken daran, was die anderen Prinzen daraus machen würden, vor allem Miyon, Cabar, Velden und Halian.
    Er konnte nicht gewinnen. Wenn er Andry unterstützte, würde er Gesetzen untreu werden, an die er glaubte. Wenn er Cabar unterstützte, wie er es vorhatte, würden die Prinzen beruhigt sein, was seine Gesetzestreue anging. Doch gleichzeitig würden sie sich noch mehr Sorgen machen wegen seiner Weigerung, sich der traditionellen Faradhi -Disziplin zu unterwerfen. Nur wenige billigten Andrys Macht. Was würde stärker sein – die Befriedigung darüber, dass Andry ihn nicht beeinflussen konnte, oder die Furcht vor einem Lichtläuferprinzen, der der Schule der Göttin gegenüber nicht loyal war?
    Es war klug von Lady Merisel und den anderen Faradh’im der alten Zeit gewesen, Ehen zwischen Lichtläufern und Prinzen nicht zu fördern; der Konflikt, der daraus erwuchs, war schrecklich. Andrade hatte diesen Versuch mit Sioned gewagt – und versagt, jedenfalls von ihrem Standpunkt aus. Pol war unterwiesen worden, ohne eine andere Bindung an die Schule der Göttin zu haben als die Blutsbande zu anderen Faradh’im. Er fragte sich plötzlich, ob Andrade das ebenfalls vorhergesehen hatte, ob sie Andry vielleicht gerade aus diesem Grunde zu ihrem Nachfolger erwählt hatte.
    Pol und Maarken würden in den Konflikt hineingezogen werden. Und beide würden sie verlieren. Das Einzige, worauf Pol seine Hoffnungen setzen konnte, war Andrys Liebe und der Respekt für seinen ältesten und nun einzigen Bruder. Aber damit ruhte die gesamte Last auf Maarken – und doch wusste Pol, dass die Verantwortung bei ihm als dem Prinzen liegen sollte.
    Und bei seinem Vater. Erleichterung durchzog ihn, der schnell auch Schuldbewusstsein folgte. Er hatte kein Recht, dies alles seinem Vater aufzubürden. Rohan war Hoheprinz, und die Angelegenheit mit der Lichtläuferin würde er ihm zur Beurteilung vortragen müssen. Der Wunsch jedoch, alles seinem Vater zu überlassen, war feige, und er schämte sich, auch nur daran gedacht zu haben. Fast ebenso sehr, wie er sich dafür schämte, dass Sorin durch Marrons Hand gestorben war, während er selbst in den Farben eines Drachen gefangen war.
    Er fühlte die Erkenntnis in sich summen wie einen Funken an seinem Rückgrat. Das war die Antwort: die Diarmad’hi -Drohung würde sein Druckmittel Andry gegenüber sein. Denn wenn Pol geschlagen würde, wäre Andry der Nächste.
    Verbünde dich mit mir zur Vernichtung von Roelstras Enkeln, Vetter, oder fürchte für deine eigene

Weitere Kostenlose Bücher