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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Wüste wurden immer in einem Drachenjahr geboren – seit nunmehr fünf Generationen. Und wir sterben auch immer in einem Drachenjahr. Kümmere dich gut um mich, mein Sohn, bis zum nächsten Neujahr, es sei denn, du willst mich bald beerben.«
    »Danke, nein.« Pol grinste. »Die Prinzenmark macht schon Arbeit genug.«
    »Dir zuliebe werde ich versuchen, noch ein wenig durchzuhalten.« Rohan verneigte sich leicht und wurde dann wieder ernst. »Aber du hast hoffentlich verstanden, warum wir nicht handeln können, ehe Ruval es tut. Wir müssen abwarten und herausfinden, wer sonst noch damit zu tun hat.«
    »Vermutlich.« Pol sank endlich auf einen Stuhl. Seine langen Beine streckte er von sich. »Ich habe zumindest endlich begriffen, warum du damals abgewartet und Masul nicht gleich getötet hast. Er war eine Bedrohung, aber du wolltest herausfinden,wie ernst sie war. Erst als Maarkens Leben auf der Waagschale lag, hast du gehandelt. Aber, Vater, wenn du Masul auf der Stelle getötet hättest …«
    »Dann wäre Andrade vielleicht noch am Leben.«
    Pol lief rot an. »Das habe ich nicht gemeint …«
    »Oh, aber so ist es doch.« Rohan rollte den Weinbecher zwischen den Händen und starrte in die rote Flüssigkeit. »Ich weiß, es sieht so aus, als würde ich nur handeln, wenn ich dazu gezwungen werde. Und ich vermute, das ist auch so. Außerdem scheint es, als würde ich meine Macht nicht benutzen, weil ich sie fürchte – und auch das ist wahr, aber nicht aus den Gründen, die die meisten Menschen vermuten. Es ist richtig, dass ich bereits misstrauische Prinzen nicht noch mehr verärgern will und dass ich eine Abneigung vor Konflikten, bewaffnet oder nicht, habe. Jedermann weiß, dass ich mein Schwert nicht mehr angerührt habe, seit ich es gleich nach deiner Geburt in der Großen Halle in Stronghold aufgehängt habe. Seit ich Hoheprinz geworden bin, haben wir alle in Frieden gelebt, ohne große Kriege und mit nur einigen wenigen unangenehmen privaten Situationen. Genau das habe ich mir gewünscht. Das gibt den Blumen eine Chance zu wachsen – und mir die Chance, sie zu betrachten.« Er lächelte. »Aber siehst du denn nicht auch, dass all dies nur deshalb möglich war, weil ich meine Macht eben nicht eingesetzt habe? Nicht dass ich Angst vor ihr hätte. Tatsächlich gibt es Zeiten, da genieße ich sie. Und dies Gefühl ist es viel eher, was mir wirklich Angst macht. Macht ist … ein interessantes Gefühl. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dann hält man Ausschau nach Gelegenheiten, seine Macht einzusetzen. Es ist aber ein Unterschied zwischen einem x-beliebigen Prinzen, der in seine eigene Macht verliebt ist, und einem nachdenklichen, der die damit verbundene Verantwortung versteht.«
    »Wir können handeln, wie es uns beliebt, und jedermann weiß es«, grübelte Pol. »Aber indem wir nicht handeln …«
    »… zeigen wir, dass wir so mächtig sind, dass wir uns gerade nicht auf die Menschen stürzen müssen wie ein Drache auf ein Lamm: Und wenn wir unsere Macht einsetzen, dann nicht nur zu einer einzelnen Strafaktion. Es handelt sich dann um eine unbedingt notwendige Demonstration dessen, was wir tun könnten, wenn wir wollten. Gütige Göttin, mit den Armeen, die mir zur Verfügung stehen, hätte ich inzwischen den gesamten Kontinent einnehmen können. Aber ich habe es nicht getan, und jedermann weiß, dass ich es niemals tun werde. Ich muss meine Männlichkeit und Macht nicht beweisen, indem ich jedermann mein Schwert spüren lasse.«
    »Männlichkeit? Das also ist Miyons Problem – und Halians! Natürlich, mit einem Weib wie es Chiana …«
    »Zugegeben.« Rohan lächelte. »Nicht jeder ist mit einer Frau von der Klasse deiner Mutter gesegnet. Sei vorsichtig, wenn du dir jemanden erwählst, Pol. Du brauchst nicht nur eine Gemahlin, sondern eine Prinzessin.«
    »Ich weiß.« Pol rutschte auf seinem Stuhl hin und her, offensichtlich fühlte er sich bei dem Thema Brautwahl nicht sehr wohl, und Rohan unterdrückte ein Kichern. »Aber zurück zu Ruval und Marron …«
    »Sie haben Verbrechen begangen und werden bestraft werden. Aber ich ahne dahinter ein größeres Verbrechen, Pol, das sich nicht nur gegen das Gesetz und unsere Familie richtet, sondern gegen jedermann. Andry hat die historischen Schriftrollen, die Meath in Dorval gefunden hat, zwar streng unter Verschluss gehalten, aber Urival hat mir eine Menge davon erzählt, was darin steht. Die Unterdrückung, das Leid, aus einer bloßen Laune

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