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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Macht. Du kannst Marron haben, da er es war, der deinen Bruder getötet hat. Aber Ruval ist mein . Trotzdem war Pol verzweifelt, dass er mit dem Versprechen von Rache und Tod um Andrys Mitwirkung buhlen musste.
    Sorin hatte sich geirrt. Pol verstand Andry tatsächlich, aber er war sich nicht so sicher, ob das für ihn sprach. Es würde schwierig werden, sein Versprechen zu halten, mit Andrys Gefühlen und seiner Stellung vorsichtig umzugehen. Als er zusah, wie die Flammen Fleisch und Knochen seines Vetters verzehrten, erkannte er, dass das wichtigste Bindeglied zwischen ihm selbst und Andry vielleicht schon bald diese Asche sein würde.
    »Vater …«
    Rohan wandte sich vom Fenster ab. Es war früher Morgen, und er hatte Feruche bei Sonnenaufgang betrachtet. Es war ein hübsches Schloss, ganz anders als jenes, das sich vor vierundzwanzig Jahren an diese Klippen geklammert hatte. Aber er würde es nicht betreten. Niemals. Nicht einmal, wenn sein Leben davon abhing. Er betrachtete jetzt das Leben, das aus der Zeit entstanden war, die er in Feruche verbracht hatte, und wandte sich vom Schloss und seinen Erinnerungen ab. »Was gibt es, Pol?«
    Sie waren allein in den Gemächern des Kommandanten der Garnison, die Rohans Urgroßvater, Prinz Zagroy, erbaut hatte. Es waren eckige, praktische, aber wenig elegante Baracken, die den Pass durch die Berge bewacht hatten, der mehr als hundert Jahre in die Prinzenmark geführt hatte. Sioned, Chay, Tobin und die anderen waren in den Komfort von Feruche zurückgekehrt, aber Pol hatte seinen Vater hierherbegleitet. Eine ganze Zeit wartete Rohan nun schon darauf, was Pol ihm zu sagen hatte, und auf einmal stellte er schmunzelnd fest, dass das Alter ihm zumindest Geduld geschenkt hatte, wenn schon sonst nichts.
    Keine Eigenschaften übrigens, die Pol schon besaß; er war in dem langen, schmalen Raum auf und ab marschiert und hatte offensichtlich nach den richtigen Worten gesucht. Wie immer entschied er sich für den direkten Weg. »Warum müssen wir immer warten, bis etwas geschieht, ehe wir etwas tun können?«
    Rohan hatte Wut darüber erwartet, dass Sorins Mörder entkommen konnten. Kummer und Schuldbewusstsein angesichts des Todes seines Vetters, alles Mögliche. Aber nicht das. »Weiter«, forderte er ihn auf.
    »Es ist bloß … Wir scheinen immer auf Dinge zu reagieren, anstatt zu agieren.«
    »Aha. Du willst also diesen Ruval mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln jagen und ihn dann hinrichten, wie er es zweifellos verdient.«
    »Du nicht?« Pol wirbelte herum.
    Rohan überlegte eine beiläufige Antwort, die die Spannung lösen würde, die spürbar aus dem Körper seines Sohnes sprach. Aber wenn er ihm etwa erklärte, dass er selbst zu alt wäre, einfach so durch das Land zu jagen, würde das Pols Gefühle verletzen. Mit so einer flapsigen Bemerkung würde er ihn behandeln wie das Kind, das er seit vielen Jahren schon nicht mehr war. Trotzdem war es so, dass Rohan in letzter Zeit sein Alter wirklich manchmal spürte, wenn auch einundfünfzig nicht so viel anders zu sein schien als einunddreißig, so lange er nicht mit Pols Jugend konfrontiert wurde.
    Das alles schoss ihm durch den Kopf, während er antwortete: »Das ist der Fluch unserer Stellung und unserer Prinzipien. Wir haben die Macht, die Initiative zu ergreifen, aber wir sind dazu verdammt zu warten, bis andere den ersten Schritt getan haben.«
    Pol war jedoch nicht bereit, eine derartige Antwort hinzunehmen. »Ich werde nicht herumsitzen und mein Schwert putzen, bis Ruval sich entschließt, wieder aufzutauchen!«
    »Das versteh ich.« Rohan setzte sich und hob den Weinkelch, der für ihn bereitstand. »Aber überlege einmal, Pol. Die größte Versuchung jeder Art von Macht besteht darin, dass man sie auch benutzen will.«
    »Was ist denn Gutes an der Macht, wenn man sie nicht benutzt?«
    Rohan seufzte. »Denk einmal an die Gesetze, die auf den letzten sieben Riall’im verfasst worden sind. Nur sehr wenige sind direkte Verbote der einen oder anderen Art. Die meisten erklären einfach nur, was geschehen wird, wenn man eine bestimmte Sache tut. Die Menschen tun, was sie tun wollen, und wenn man ihnen sagt, dass es ungesetzlich ist, dann hält es sie für gewöhnlich nicht davon ab. Aber wenn die Konsequenzen einer bestimmten Handlung klar sind, dann tun sie sie vielleicht trotzdem, aber sie wissen auch ganz genau, was passiert, wenn sie erwischt werden.«
    »Ich verstehe nicht, was das mit …«
    Rohan klopfte mit

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