Sternenschatten
Leichtsinn zu glauben bereit gewesen waren. Und die Theorie hatte funktioniert, weil jene ersten fünf Kamikaze-Piloten, die in der Blechdose von Shuttle hockten, es unbedingt wollten.
Aliens kriegen so etwas nicht zustande. Sie finden keine Bestätigung für irgendwelche abseitigen Hypothesen. Sie können die Lücke in ihren Kenntnissen nicht durch Glauben stopfen. Sie sind außerstande, sich einzureden, dass etwas genau so sein muss!
Ob Außerirdische deshalb keine Religion haben? Weil sie keine Gründe finden, an Gott zu glauben – und dann einfach nicht an ihn glauben?
Aber irgendwo musste die Antwort liegen … Ohne Antwort kam ich einfach nicht aus.
Warum sind wir uns so ähnlich? Aber was heißt ähnlich? Identisch! Der Schatten, die Geometer, die Menschen, sie ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Selbst wenn ein Bild größer ist und das andere kleiner und das dritte ganz klein, steht die Identität doch außer Frage.
Mein Großvater wäre wahrscheinlich froh. Eine dritte humanoide Rasse …
Ich schlief ein. Es wäre sicherlich klüger gewesen, mich weiter vom Fluss zu entfernen, denn der Sand würde bald völlig kalt sein. Aber ich hatte keine Lust aufzustehen, das Spinnennetz des Schlafs zu zerreißen …
Gefahr!
Der Cualcua brauchte keinen Schlaf.
»Was?«, flüsterte ich, während ich mich auf den Bauch drehte und Ausschau hielt. »Wo?«
Am Fluss. Das Plätschern. Das Licht.
Als ich genauer hinschaute, machte ich im Sternenfunkeln eine gigantische dunkle Silhouette aus, die sich träge stromabwärts über den Fluss bewegte. Ein schwaches gelbes Licht schimmerte matt überm Wasser.
Ein Schiff?
Nein, dazu fuhr es zu leise.
Meine Phantasie malte mir prompt die Konturen eines monströsen Körpers aus, der sein funkelndes, auf einem Hörn sitzendes Auge ausfuhr. Warum erwartet man eigentlich immer als Erstes, ein Monster zu treffen?
Kampftransformation?
Es gefiel meinem Cualcua anscheinend, aus mir eine Waffe zu formen.
»Warte noch«, flüsterte ich. Wahrscheinlich zu laut, denn der grobe, klotzige Schatten war inzwischen nahe herangekrochen. Als meine Stimme erklang, rührte sich in ihm etwas. Das Licht kletterte höher … als suche das Auge mich.
Ich ging in die Hocke, bereit, vom Ufer wegzustürmen.
»He, ist hier jemand?«
Die Stimme war nicht sehr laut, wurde aber klar und deutlich über das Wasser getragen. Ich schauderte zusammen und blieb wie angewurzelt hocken.
»Ist da jemand?«, erklang es erneut, doch diesmal leicht verunsichert. Ich würde bestimmt unbemerkt bleiben, wenn ich mich nur nicht rührte. Das gelbe Feuer schweifte umher, suchte mich … und dann fuhr das Monster vorbei.
Und plötzlich löste sich das Rätsel.
Von wegen Monster!
Vor mir hatte ich ein Floß und einen Mann mit einer Laterne in der Hand!
»He!«, schrie ich. »He, da an Bord!«
Wir sprachen beide in einer Sprache, die sich von der unterschied, die ich bereits kannte. Das Tor hatte mich für einen weiteren Planeten des Schattens präpariert.
»Hehe!«, vernahm ich eine fröhliche Stimme. »Bist du allein?«
»Ja.« Ich sprang auf und lief am Ufer entlang. Das sich langsam entfernende Floß hatte sich unversehens ins Zentrum des Universums verwandelt. Nein! Nein, ich wollte nicht allein an diesem Ufer zurückbleiben. »Warte!«
»Ich habe keinen Motor«, rief mir der Unbekannte freundlich, aber leicht nervös zu. »Schaffst du es, hierher zu schwimmen?«
Ob ich das schaffte? Das sollte ja wohl ein Witz sein, oder? Bis zum Floß waren es keine zwanzig Meter … die könnte ich notfalls laufen …
Ich stürzte mich ins Wasser und rannte ein paar Schritte. Der Boden sank rasant ab, und ich tauchte unter Wasser.
Das Wasser war warm. Nun merkte ich auch, dass ich bereits völlig durchgefroren war.
Das gelbe Licht kam näher und verwandelte sich in eine kleine runde Laterne. Ich klammerte mich an den glitschigen Balken fest, als wollte ich das Floß entern. Es war ein Floß, wie es im Buche stand. Eine Hand streckte sich mir entgegen.
»Kriech rauf …«
Alles, was zählte, war, dass in dieser Stimme Wärme lag. Vielleicht etwas Nervosität … Aber wie hätte wohl jemand auf der Erde reagiert, wenn er eine Bootstour macht und in der tiefsten Ödnis mitten in der Nacht einem Unbekannten begegnet?
»Vielen Dank«, sagte ich, als ich aufs Floß krabbelte.
Der Mann hielt sich schweigend die Laterne vors Gesicht. Ich sagte nichts, wusste die Geste aber zu schätzen.
Es war ein Mann mittleren
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