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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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leicht die Stimme. »… interveniert die Handelsliga nicht auf militärische Weise, es sei denn, ihre Interessen werden angegriffen …«
    »Ihr gebt uns keine Schiffe«, fasste mein Großvater zusammen. »Nicht wahr? Habe ich das richtig verstanden?«
    »Absolut.« Krej blieb auch jetzt die Freundlichkeit selbst. »Ihr seid keine Welt des Schattens. Bislang jedenfalls nicht.«
    »Sie werden auch keine Welt des Schattens werden, wenn wir ihnen jetzt nicht helfen«, bemerkte Kelos leise. »Ihr Planet wird ausgelöscht. Für immer. Zusammen mit Milliarden von intelligenten Lebewesen.«
    Krej wäre beinahe zusammengezuckt. Trotzdem erwiderte er mit unerschütterlicher Überzeugung: »Eine beträchtliche Zahl intelligenter Lebewesen ist bereits unwiderruflich gestorben. Zumindest unserer Ansicht nach unwiderruflich. Das ist leider eine bittere Wahrheit der Geschichte.«
    »Aber diesmal besteht die Chance, das Blatt zu wenden«, entgegnete Kelos. »Zwei oder drei schwerbewaffnete Schiffe der Liga, die in der Nähe der Erde auftauchen, und jede Absicht, diesen Planeten zu vernichten, wäre im Keim erstickt. Warum wollt …«
    »Ganz einfach, weil wir dann zu einem neuen Imperium würden. Zu einer zweiten Kristallenen Allianz!«
    Sie maßen einander über den Tisch hinweg mit Blicken.
    »Dann lässt du sie lieber sterben?«, fragte Kelos.
    »Wir sind keine Götter. Und wir trachten auch nicht danach, es zu werden!«
    »Dann bitten wir eben darum, die Erde in den Schatten aufzunehmen!«, beendete mein Großvater kurzerhand das Geplänkel der beiden. »Wäre dann die legale Grundlage für euch gegeben, uns zu helfen? Würden sich dann Abenteurer finden?«
    »Sicher. Aber ihr gehört eben noch nicht zum Schatten. Das ist ja das Problem …«
    Krej sah mich an.
    »Pjotr Chrumow, wenn ich es richtig verstanden habe, schwebt die Erde deinetwegen in Gefahr?«
    Was sollte ich darauf antworten? In gewisser Weise hatte er ja recht. Das Konklave war durch die Tatsache in Panik geraten, dass die Menschen bereits Kontakt zu den Geometern aufgenommen hatten. Und die Menschen – das war ich. Das arme kleine Konklave, das die armen kleinen Geometer fürchtete … und dabei den Blick vom Kern der Galaxis abwandte. Warum hatte das Konklave eigentlich noch nie eine Expedition hierher geschickt? Wussten sie, was hier auf sie wartete? Ahnten sie es?
    »Stimmt, meinetwegen ist alles so gekommen. Und jetzt bitte ich euch um Hilfe.«
    »Wir haben niemals irgendwen in den Schatten aufgenommen«, antwortete Krej freundlich. »Man nimmt zwar allgemein an, die Liga würde sowohl mit dem Schatten zusammenarbeiten wie auch versuchen, ihn zu verdrängen … Dass die Liga in neuen Welten Tore einrichten würde und sich bereithielte, ihre Tunnel anzulegen … Das ist nicht wahr. Vor langer, langer Zeit sind lebende Menschen in klobigen Schiffen von Planet zu Planet geflogen und haben die Tore errichtet. Diese Zeiten sind zusammen mit jenen Menschen und jenen Schiffen vergangen. Heute ist alles anders. Und das schon seit Jahrhunderten. Wenn Wesen aus einer neuen Welt auf einen Planeten des Schattens kommen, treffen sie eine Entscheidung. Die Tore … ich habe keine Ahnung, wie sie heutzutage beschaffen sind! Sie stellen einen eigenen Verstand dar. Sie sind mehr als Leben. Sie sind ein Gott, in einem ganz primitiven Verständnis. Wir sehen die äußere Form der Tore …« Er drehte den Kopf und deutete zielsicher in Richtung Waldrand.
    Ja, ich sah es. Wir alle sahen es, dieses Etwas, diese veränderte Materie, diesen verzerrten Raum, diesen kleinen Fleck Erde, wo das Tor stand.
    »Wir nehmen hier Gäste auf.« Krej lächelte. »Wie euch … zum Beispiel. Wir bieten ihnen ein gemütliches kleines Haus, ein komfortables Nest oder ein geräumiges Aquarium. Gäste mit menschlichem Körper und in jeder sonst vorstellbaren Form. Aber das sind Kleinigkeiten. Selbst der Umstand, dass wir hier auf der Ur-Erde sind, fällt nicht ins Gewicht. Es ist nur ein Symbol, ein Zeichen der Ursprünge … Hier kommen die Vertreter neuer Rassen her. Und sie erhalten die Tore. Sie selbst! Wir selbst sind nur Fuhrleute.«
    Das Wort ließ mich zusammenzucken.
    »Sie erhalten die Tore und bringen sie in ihre eigene Welt. Das ist alles. Wir helfen ihnen dabei. Aber wir verteilen keinen Platz im Schatten. Das liegt nicht in unserer Macht.«
    »Aber warum erhalten wir dann kein Tor?«, polterte Mascha los. »Erklär mir das mal, Krej! Du hast uns doch so wohlwollend aufgenommen …

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