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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Kräfte zum Ausdruck. Eher wollte er wohl nicht, dass ich mich vor ihm fürchtete.
    »In welchem Sinne?«
    »Ganz direkt. Ich will nicht hoffen, dass Sie sich nun auf den Samen stürzen werden.« Sein Blick huschte zu dem auf dem Teppich glühenden Punkt. »Oder hinter den Jungen Deckung suchen.«
    Ich fühlte mich mies.
    »Den Samen werde ich nehmen, Sie müssen schon entschuldigen.«
    Ich streckte die Hand aus und hob die Feuerkugel auf. Big sagte kein Wort.
    »Die Kinder können aber ruhig gehen. Ob Sie es mir glauben oder nicht, aber ich habe Terroristen noch nie leiden können.«
    »Kommodore Big, sollen wir gehen?« Es war Grik, der die Frage stellte.
    Wie leicht gebt ihr eure Burg auf, Jungs. Ohne Kampf, ohne Panik, ohne Tränen. Widerstandslos gebt ihr ihn auf, den Raum des Spiels, in dem ihr bereit seid, Autoritäten anzugreifen, Alternativen zu suchen und eure eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Blendwerk. Alles ist nur Blendwerk, Jungs. Denn eigentlich war das eine Unterrichtsstunde für mich. Man darf nämlich nicht glauben, dass die älteren Generationen weise sind, man darf nicht denken, dass die jüngeren vorurteilsfrei sind.
    »Nein. Setzt euch und hört zu. Ihr habt schon zu viel gehört, um jetzt zu gehen.«
    Die Ironie des Satzes wusste nur ich zu schätzen. Die Kinder verteilten sich gehorsam auf ihren Betten. Natürlich hatte Big nicht gemeint, die Kinder wüssten schon zu viel. Nein, eher dürfte er ihnen wohl noch mehr eintrichtern wollen.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich.
    »Ich?« Big bedachte mich mit einem finsteren Blick. »Pjotr … Sie stellen seltsame Fragen. Trotzdem werde ich antworten. Ich würde zu gern Nik Rimer sehen. Diesen braven Jungen Niki, der Die Heimat liebt.«
    »Es ist nicht meine Schuld, dass er gestorben ist. Ihr seid in einen fremden Kosmos vorgedrungen. Ihr habt Kundschafter ausgeschickt … mit dem idiotischen Auftrag, Gefangene zu machen. Nik Rimer hat sich alle Mühe gegeben. Er hat völlig allein ein ganzes Geschwader angegriffen. Dabei wurde er selbst gefangen genommen … und leider auch getötet.«
    Big nickte. Dabei bewegte er den Kopf derart heftig, dass ihm die langen blonden Haare über die Schultern flogen.
    »Ich habe mich gegen diese Art von Unternehmung ausgesprochen. Wirklich. Glauben Sie mir das?«
    Warum auch immer, aber ich glaubte ihm. Vielleicht weil Big das Gesicht eines guten Menschen hatte. Ein offenes Gesicht.
    »Aber ich habe noch mehr Fragen. Wie ist der Ausbilder Fed gestorben?«
    Er wusste es. Zumindest er wusste es. Der Gesichtsausdruck der Kinder jedoch veränderte sich sofort.
    »Eine Hirnblutung. Ich wollte das nicht. Ihn hat die Angst umgebracht … die Anspannung.«
    »Ich glaube es.« Es war, als habe sich Big vorgenommen, einen guten Eindruck zu machen. »Seine Gesundheit ließ leider zu wünschen übrig. Schon seit vielen Jahren. Wir hätten an einen Urlaub für ihn denken sollen, an eine Behandlung, aber …«
    Er verstummte. Ich konnte beim besten Willen nicht begreifen, worauf er eigentlich hinauswollte.
    Ob er einfach Zeit schinden wollte?
    »Vielleicht sollte ich etwas erzählen …«
    Big seufzte und hockte sich direkt vor die Tür hin. Unwillkürlich fiel mir ein, wie ich selbst in die Hocke gegangen war, als ich mit Till gesprochen hatte. Seltsamerweise entkrampfte ich mich daraufhin.
    Das lag natürlich nicht an der demonstrativ unterwürfigen Pose Bigs. Er war sehr kräftig, allerdings stand ich ihm kaum nach.
    Nein, mir war einfach die Ironie der Situation aufgegangen. Wir versuchten beide, mit den gleichen Mitteln Kontakt herzustellen. Aber ich bin kein Kind mehr, Big.
    »Das Wichtigste vorweg. Pjotr, du behauptest also, alles, was du gesagt hast, entspricht der Wahrheit?«
    »Ja.«
    »Aber wie …?«
    Er verstummte. Und mit einem Mal lächelte er so traurig, dass es mich ganz beklommen machte.
    »Beinahe hätte ich dich eben Nik genannt. Ich habe mich längst daran gewöhnt, dass er tot ist, aber trotzdem …«
    Etwas in mir verkrampfte sich. Etwas von Nik. Dennoch schwieg ich.
    »Wie bist du durch die Kontrolle gekommen? Ich meine nicht den genetischen Test, sondern die Untersuchung deines Gedächtnisses. Als man dich ins Sanatorium geschickt hat, habe ich vermutet, dass irgendwas mit dir nicht in Ordnung ist. Daraufhin habe ich mir selbst die Aufzeichnungen angesehen. Aber das waren alles seine … Assoziationsketten, logischen Reihen, emotionalen Reaktionen … Also, wie?«
    »Alles, was von ihm gerettet werden

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