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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Hoffnung geschöpft hatten und ich in der Gestalt des toten Regressors Nik Rimer aufgebrochen war, ihre Welt zu erkunden …
    Sie glaubten mir nicht auf Anhieb. Ich sah, wie sich auf ihren Gesichtern Staunen, Begeisterung angesichts meiner Phantasie und schließlich die erschütternde Einsicht, dass all das der Wahrheit entsprach, abwechselten. Vielleicht half mir ihr kindliches Vertrauen. Vielleicht spürten sie mein Unvermögen zu lügen. Irgendwann glitt Laki vom Bett und setzte sich zu uns, am Ende kapitulierte selbst Grik, zudem gleich vollends: Er setzte sich neben mich und umarmte mich. »Wir helfen dir, Regressor Pjotr!«, flüsterte er, problemlos zum Du übergehend. »Ihr werdet zu unseren Freunden! Und dem Konklave bringen wir auch bei, unsere Freunde zu sein!«
    Er hielt sich in dem Moment nicht mehr für einen kleinen Jungen, der unter ständiger Beobachtung stand, sondern für einen mutigen Regressor …
    Ich widersprach ihm nicht. Ich fing jetzt an zu erzählen, wie ich ihre Welt wahrgenommen hatte, zunächst mit den Augen Nik Rimers, der sein Gedächtnis verloren hatte, später mit denen des Menschen Pjotr Chrumow.
    Die Kinder fingen an herumzuzappeln.
    Wahrscheinlich war ich grausam. Aber wenn der Tumor wuchert, muss man zum Chirurgen.
    »Bei uns hat es auch Konzentrationslager und Gefängnisse gegeben. Es … es gibt sie sogar immer noch. Aber wir nennen sie nicht Sanatorium.«
    »Aber was soll man denn tun, wenn ein Mensch krank ist? Wenn er böse ist? Wenn er andere stört, wenn er sogar zu einem Mörder werden kann? Wir sind nicht mehr so klein, wir wissen, dass es so was gibt!«, rief Till, der mir fest in die Augen blickte.
    »Dann soll man es nicht Krankheit nennen«, antworte ich bloß.
    Ich erzählte von den Wendigen Freunden, die unterschiedslos auf Fische wie auf Menschen Jagd machten. Mit einem runden Dutzend Sätzen legte ich das rosafarbene Gebäude der Freundschaft, das die Ausbilder so mühevoll errichtet hatten, in Schutt und Asche. Bis ich sah, dass ich damit allmählich aufhören sollte. Till hatte schon wieder feuchte Augen, dem unerschütterlichen Fal zuckte das eine Lid.
    Ich bin kein Chirurg. Es spüre selbst den Schmerz.
    Schließlich kam ich auf den Schatten zu sprechen. Den Verrat meiner Freunde ließ ich aus, das ging letztlich nur uns etwas an. Ich erzählte von der unendlichen Kette von Welten, von Welten, in denen man Krieg führte, von Welten, in denen die Liebe herrschte, von Welten, in denen man Ackerbau betrieb … sich in der Nase bohrte … Erbsen zählte … eine unverständliche Wahrheit verstand …
    »Man kann alles machen, was man sich wünscht?«, fragte Grik.
    »Genau.«
    »Und wenn es das, was ich möchte, nirgends gibt?«
    Die Frage klang nicht so, als sei sie völlig aus der Luft gegriffen. Ich antwortete so überzeugt wie möglich. »Dann wird sich etwas Ähnliches finden. Oder … eine leere Welt. Für dich ganz allein.«
    »Für mich allein, das will ich nicht …«, antwortete Grik finster. »Aber so wie es sich anhört, ist dieser Schatten gar nicht mal schlecht.«
    »Er ist nicht schlecht und nicht gut. Er ist …«Mit einem Mal fand ich ein treffendes Bild. »Er ist ein Filter. Genau wie in eurer Kanalisation. Nur ist der Filter bei euch für den Müll, während im Schatten die Tore als Filter für Menschen dienen. Sie wissen sofort, wer wohin muss. Wer was braucht. Sie sieben die Menschen durch und verteilen sie, der eine bekommt einen Krieg, ein Blutbad – und jeder steht dabei immer auf der für ihn richtigen Seite –, ein anderer darf unterm Sternenhimmel Gedichte schreiben, bis er die Nase voll davon hat. Dieser Filter ist erbarmungslos, Kinder. Nicht jeder ist stark genug, ihn zu überstehen. Vielleicht hätte ein Mensch gegen sich gekämpft und es geschafft, sich nicht in einen Tyrannen oder in einen Schuft zu verwandeln. Der Schatten hilft jedoch allen. Er kennt keine Ethik, hat sie auch nie gekannt …«
    Ich streckte meine Hand vor und öffnete die Faust, obwohl die kleine Bestie in mir aufheulte und verlangte, ich solle den Samen auf keinen Fall aus der Hand geben.
    Die Feuerkugel fiel auf den Boden. Sie kullerte zwischen die »Strohhalme« des zotteligen Teppichs.
    »Das ist ein Tor. Man hat es mir gegeben … oder nicht mir, sondern Nik Rimer. Ja, wahrscheinlich Rimer, er hat nämlich auch darauf bestanden, den Samen hierher zu bringen. Aber jetzt weiß ich nicht, was ich mit ihm machen soll.«
    »Und wie bringt man ihn zum

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