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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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kletterten den Hügel hinunter. Damit verschwand der letzte Orientierungspunkt, denn die Sterne an diesem verrückten Himmel waren uns keine Hilfe. Uns blieb nichts anderes übrig, als auf den Zähler und seine Fähigkeiten zu hoffen.
    »Mindestens sieben …«, brummte Danilow mit einem Mal.
    »Was – sieben?«, fragte ich verständnislos zurück.
    »Wir verletzen mindestens sieben Punkte der Vorschriften, wenn wir einfach über diesen Planeten spazieren. Und dabei zähle ich die paar Kleinigkeiten, die diesem Spaziergang vorausgegangen sind, noch nicht einmal mit.«
    »Machst du dir deswegen Sorgen?«
    »Nein. Mittlerweile finde ich das Ganze eher komisch.« Danilow kickte einen Stein weg. »Aber meine Schuhe sind wirklich bald hinüber … schließlich latschen wir hier nicht durch eine Station.«
    »Wir hätten gut ausgerüstet hierherkommen können«, rief ich ihm in Erinnerung.
    Darauf erwiderte Danilow kein Wort.
    »Ordentliche Waffen brauchen wir hier sowieso nicht … bisher jedenfalls noch nicht …«, sprang Mascha ihm bei. »Pjotr …«
    »Was?«
    »Du kennst die Geometer besser als wir. Was kann sie in eine solche Panik versetzt haben?«
    Ich wollte schon antworten: »Der Himmel«, aber auch die Geometer hatten ja unter einem solchen Leuchten gelebt …
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht dieses Potenzial? Diese sinnlose, monströse Kraft? Ein verlassener, aber zum Leben geeigneter Planet …«
    »Nein.« Diesmal wusste ich die Antwort auf Anhieb. »Jede Kraft, selbst wenn sie ihre eigene um ein Vielfaches übersteigt, hätte sie nur angestachelt. Sie hätten ihre Tricks angewandt und Schleichwege gesucht, aber sie wären niemals geflohen.«
    »Dann muss es etwas absolut Fremdes gewesen sein. Etwas, das sie nicht verstehen und das sie gerade deshalb erschreckt«, mutmaßte Mascha ohne rechte Überzeugung.
    »Schon wärmer«, sagte Danilow.
    »Wirklich?«
    »Ich meine das wörtlich«, stellte er klar. »Ich glaube, es wird wärmer. Aber deine Hypothese hat auch was für sich.«
    »Die zweite?«
    »Die erste und die zweite. So wenig, wie wir wissen, können wir getrost jede Version in Betracht ziehen.«
    Ich hatte den Eindruck, Danilow wolle sich auf Maschas Kosten lustig machen. Der Gedanke hatte sich offenbar nicht nur mir aufgedrängt. Mascha verlangsamte den Schritt und sah den Oberst unverwandt an. Der marschierte jedoch mit absoluter Unschuldsmiene weiter.
    »Andrej Valentinowitsch will mit dir reden, Pjotr«, teilte mir der Zähler plötzlich mit.
    Ich blieb stehen. Sobald der Reptiloid meinem Großvater die Bühne seines Bewusstseins überlassen hatte, kam er nur noch im Schneckentempo vorwärts. Anscheinend war es für einen Menschen nicht die beste Fortbewegungsart, auf vier Füßen zu trippeln.
    »Allmählich fange ich an zu begreifen, Petja. Glaube ich wenigstens«, legte mein Großvater ohne Umschweife los. »Also streng dein Hirn an!«
    Mascha und Danilow waren ebenfalls stehen geblieben.
    »Großpapa, ich begreife einfach nicht, was sie so in Panik versetzt hat. Hier sieht doch alles friedlich aus …«
    »Komm schon!«, verlangte mein Großvater.
    Ich ließ den Blick über die Ebene schweifen. Das Sternenmeer über uns, die Stille, der leichte Wind … und es wurde in der Tat wärmer …
    »Hier gibt es keine Gefahren«, sagte ich. »Ist es das? Hier gibt es keinen Kampf, Großpapa! Die Zivilisation des Schattens leistet keinen Widerstand! Liegt es daran?«
    Wenn der Reptiloid bei meinen ersten Worten noch mit dem Kopf gezuckt hatte, als stimme er mir zu, dann schienen unsere Mutmaßungen im Weiteren erheblich auseinanderzuklaffen.
    »Wenn es so einfach wäre! Wäre das hier tatsächlich eine Welt von arbeitswütigen und gehorsamen Pazifisten, hätten die Geometer sie in null Komma nichts geschluckt! Denk nach, mein Junge, denk nach! Die starken und einmütigen Geometer, die alle Ressourcen für das einmal gesteckte Ziel aufbieten, die ihr Leben im Kampf opfern würden, über eine grausame Macht verfügen und keiner Gewalt weichen – diese Geometer sind geflohen.
    Erbärmlich geflohen – was ihnen selbst nur zu gut bewusst ist! Also? Was kann da passiert sein?«
    Hatte mein Großvater wirklich etwas begriffen?
    »Der Schatten … sind das auch die Geometer?«, wagte ich mich mit einer Hypothese vor. »Eine Zivilisation mit derselben Ethik und derselben Zielsetzung? Nur noch stärker?«
    Der Reptiloid gähnte. Vermutlich wollte mein Großvater einen Seufzer ausstoßen.
    »Als Erzieher

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